Rosenheim – Dass gerade Kinder – besonders im Winter – häufig von Infektionskrankheiten betroffen sind, ist bekannt. Entwickeln sich die Krankheiten zu einem Notfall, sind neben Kinderärzten auch die Kliniken gefragt. Doch ausgerechnet diese sind auf den Kinderstationen derzeit stark ausgelastet. So auch in Rosenheim, wie die Zahlen zeigen.
Im Romed-Klinikum gibt es derzeit 56 Betten in der Kinder- und Jugendmedizin. 14 dieser Betten sind neonatologische Intensivbehandlungsplätze, also Betten für „Frühgeborene mit extremer Unreife und Neugeborene mit Anpassungsstörungen“, wie das Klinikum auf OVB-Anfrage mitteilt. Zusätzlich verfügt das Rosenheimer Krankenhaus noch über zwei Intensivplätze für ältere Kinder und Jugendliche sowie fünf Plätze für die Kindertagesklinik.
Stand 6. Februar 2024 waren 54 von den verfügbaren 56 Betten der Kinder- und Jugendmedizin belegt. Es gab also nur noch zwei freie Plätze. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren zur selben Zeit lediglich 43 Kinder und Jugendliche zur Behandlung im Klinikum. Im Schnitt waren im Januar 2024 44 Betten belegt. Auch hier war die Zahl im Vorjahr mit nur 37 belegten Plätzen deutlich geringer.
Immer wieder sind
Betten „gesperrt“
Wie viele Betten belegt werden können, hängt auch vom Betreuungsaufwand der einzelnen Kinder ab. Denn je nach Schweregrad der Erkrankung und bei Frühgeborenen auch je nach Geburtsgewicht, gilt ein gewisser Pflegeschlüssel.
Ein Beispiel: Bei einem extrem unreifen Frühgeborenen gilt ein Pflegeschlüssel von eins zu eins. Das bedeutet, dass rund um die Uhr eine Pflegekraft nur für dieses Baby zur Verfügung stehen muss.
„Dementsprechend ist die Dienstplanung so ausgelegt, dass die Anzahl des Personals vorgibt, wie viele Betten auch mit Patienten belegt werden können“, erklärt Elisabeth Siebeneicher, Pressesprecherin der Romed-Kliniken. Daher kommt es laut der Sprecherin im Klinikalltag immer wieder vor, dass eigentlich vorhandene Betten gesperrt werden müssen. Aber sie betont auch: „Selbstverständlich ist unabhängig vom Pflegeschlüssel gewährleistet, dass bei akuten Notfällen jederzeit eine Versorgung schwerkranker Patienten stattfindet.“
Hierbei ist auch der Informationsaustausch mit anderen Kinderkliniken – auch über die Landkreisgrenze hinaus – hilfreich. Dabei wird kommuniziert, in welcher Klinik es freie Kapazitäten gibt, sodass Patienten im Fall der Fälle verlegt werden können. Ob bereits Kinder nach Rosenheim oder von Rosenheim in andere Kliniken geschickt werden, kann Siebeneicher nicht beantworten. „Die Entwicklung ist sehr dynamisch“, macht sie deutlich.
„Tatsächlich schon
wieder Engpässe“
Dr. Thomas Nowotny, Kinder- und Jugendarzt aus Stephanskirchen, der sowohl in seiner eigenen Praxis als auch im Klinikum in Agatharied tätig ist, weiß um die Problematik der vollen Kinderstationen. „Im Krankenhaus gibt es tatsächlich schon wieder Engpässe, sodass teilweise in ganz München keine Betten frei sind. Daher werden Kinder aus München verlegt. Dann ist es auch hier in der Region regelmäßig voll“, sagt er auf OVB-Anfrage.
Im Moment gibt es laut Nowotny sehr viele Atemwegsinfekte – mit stark steigender Tendenz, aber auch viele Magen-Darm-Infekte. „In der Klinik halten sich im Moment das RS-Virus und die Influenza die Waage.“ Dabei sei die Zahl an Influenza-Erkrankungen bei Kindern in der vergangenen Woche stark angestiegen. Die derzeitige Entwicklung sei zwar schlimm, aber „bisher nicht schlimmer“ als in den Vorjahren.