Wintersport im Wandel

von Redaktion

Kein alpiner Skibetrieb mehr am Jenner bei Schönau am Königssee: Eine Ankündigung, die nicht nur für Ärger und Unverständnis, sondern auch für Bedauern sorgte – auch bei anderen Skigebieten. Doch wie sieht die Zukunft des alpinen Skibetriebs in der Region aus? Die Rückmeldungen fallen sehr unterschiedlich aus.

Rosenheim/Traunstein/Berchtesgadener Land – Die Nachricht über das Aus des Skibetriebs am Jenner schlug hohe Wellen: Unter den Schönauer Kommunalpolitikern und der Bevölkerung reichten die Meinungen von „das war unausweichlich“ bis zu „dreist und unüberlegt“.

Das Ende der Wintersportära am Jenner beschäftigt auch die benachbarten Skigebiete, denn es drängt sich unvermeidlich die Frage nach deren künftiger Ausrichtung auf – und das nicht nur aufgrund der aktuellen Temperaturen.

„Wir bedauern natürlich die Entwicklung am Jenner“, erzählt Christian Riel. Der Geschäftsführer der Hochschwarzeck-Bergbahn spricht stellvertretend für die benachbarten Skigebiete Götschen, Rossfeld, Obersalzberg und Dürrnberg und sagt: „Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass alpines Skifahren und Snowboarden, auch in Berchtesgaden, eine Zukunft hat.“

Schwerpunkt auf Familien legen

Das Weltcupfinale der Race-Snowboarder werde zum dritten Mal in Folge in Berchtesgaden veranstaltet, auch die vielen Europacup-, FIS- sowie Nachwuchsski- und Snowboard-Rennen seien weitere Hinweise dafür. Riel: „Alle Gebiete bemühen sich um beste Bedingungen für alle alpinen Wintersportarten. Mit Natur- und auch Maschinenschnee gibt es nach wie vor hervorragende Skigebiete.“ Damit sei auch weiterhin ein Angebot für Wintertouristen mit Schwerpunkt auf Familien möglich. „Das ist unser Faustpfand, auch für Familien: Kurze Wege und genügend Einkehrmöglichkeiten.“

Optimistisch ist man auch am Hochfelln. „Natürlich spüren auch wir im Winter den fehlenden Schnee in den vergangenen Jahren. In dieser Saison hatten wir nur vier Skitage. Wir konnten aber an den Tagen, an denen wir keinen Skibetrieb, sondern nur Fahrbetrieb der Seilbahn anbieten, sehen, dass trotzdem viele Gäste den Hochfelln besuchten. Sei es, um am Gipfel eine kleine Wanderung zu unternehmen oder an der Mittelstation mit den Kindern etwas Schlitten zu fahren“, erklärt Marketingleiter Wolfgang Helldobler.

Man werbe seit vielen Jahren mit dem Slogan „Naturschneeparadies Hochfelln“, Kunstschnee sei noch nie eine Option gewesen. „Sollte der Skibetrieb bedingt durch den Klimawandel am Hochfelln einmal nicht mehr möglich sein, werden wir im Winter unsere Alternativkonzepte weiter verfolgen“, so Helldobler weiter.

Damit meint er unter anderem Winterwanderwege am Gipfel und zur Mittelstation anbieten, Veranstaltungen organisieren und kleine Schlittenhänge an der Mittelstation herrichten. „Ein Großteil unserer Umsätze wird im Sommer generiert. Wir möchten aber mit unseren alternativen Angeboten auch den Wintergast bei uns als Besucher haben.“

Sudelfeld setzt
auf Wintersport

Auch Egid Stadler glaubt, dass sich die Skigebiete auf zwei Saisons einstellen müssen. „Doch man muss sich auch entscheiden, ob man ein Wintersportort sein will oder nicht. Wie lange das eine Zukunft haben wird, weiß natürlich niemand“, so der Geschäftsführer des Sudelfelds. In Bayrischzell fiel 2014 die Entscheidung pro Wintersport, als ein großer Beschneiungsteich gebaut wurde.

Denn wie Stadler betont, brauchen auch die Tourengeher und Rodler ihren Schnee. Weil Erstere immer mehr auf dem Vormarsch sind und die Parkplätze am Sudelfeld immer häufiger belegen, müssen sie 15 Euro Parkgebühren zahlen. „Die Tourengeher belegen mittlerweile 30 Prozent der Parkplätze.“

Wie Stadler erzählt, werden einerseits die Winter immer schwächer, andererseits steigen die Ansprüche der Besucher immer weiter an. „Für das Buckeln gab es früher noch eine größere Akzeptanz und Bereitschaft. Aber heute wollen die Gäste nur noch kompakten Schnee und präparierte Pisten. Das gelingt nur noch mit Kunstschnee.“ Als es zum Winterbeginn im Dezember ordentlich schneite, sei das Sudelfeld „überrollt“ worden, wie es der Geschäftsführer ausdrückt. „Jetzt lässt das warme Wetter die Besucherzahlen einbrechen. Momentan holt man eher das Fahrrad raus“, so Stadler. Für ihn sind die Probleme am Jenner auch deshalb nicht auf andere Skigebiete übertragbar, „weil der Jenner noch nie ein Skigebiet für Familien war, dafür ist er zu steil und zu eng. Bei uns zum Beispiel handelt es sich um ein reines Almgebiet, da reichen schon 20 Zentimeter Schnee zum Fahren.“

Immer wieder für Verwunderung sorgt die künstliche Beschneiung, wenn eigentlich genügend natürlicher Schnee gefallen ist. „Die Menschen müssen verstehen, dass man damit im Frühwinter die Grundlage für später legt, wenn es wärmer wird. Auch jetzt müssen wir noch einzelne Stellen ausbessern, aber die Basis ist da“, verdeutlicht Stadler.

Winklmoosalm mit der Saison zufrieden

Zur Jenner-Entscheidung äußert sich Josef Höflinger, Geschäftsführer des Skigebietes Winklmoosalm, eher zurückhaltend. Es fehle der Einblick in die internen Abläufe und Kennzahlen, um dazu eine fundierte Einschätzung abgeben zu können. Für ihn ist aber klar: „Die Skigebiete unterscheiden sich untereinander sehr stark hinsichtlich Höhenlage, Topografie, Anlagen und Infrastruktur, Beschneiung, Eigentümerstruktur und so weiter, um nur einige Parameter zu nennen. Die Strategie muss daher individuell gewählt und kann nicht pauschal übernommen werden.“ Im Gebiet der Winklmoosalm laufe die aktuelle Wintersaison sehr gut. „Wir sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf“, meint Höflinger.

Mit Blick auf die kommenden Jahre und Jahrzehnte in den Skigebieten sagt er: „Um Twain zu zitieren: Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Generell gilt, dass der Einfluss der klimatischen Veränderung auf die Schneesicherheit erkennbar und messbar ist. Dennoch ist der Verlauf weit weniger schnell und abrupt als oftmals angenommen.“

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