Rosenheim – Rund 150 Landwirte, Studierende der Landwirtschaftsschule Rosenheim und Interessierte waren kürzlich zum Pflanzenbautag in den Gasthof Höhensteiger in Rosenheim gekommen. Eingeladen hatten der Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf) Rosenheimer Land sowie das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Rosenheim.
Dr. Georg Kasberger, Behördenleiter des AELF Rosenheim, betonte in seinen einleitenden Worten, dass es in den vergangenen Jahren auch im Landkreis, besonders im nördlichen Teil, zu längeren Trockenperioden gekommen sei. Das habe negative Folgen für die Landbewirtschaftung.
Trockenstress
und Ertragsausfälle
Diese Aussage bestätigte Veronika Koder vom AELF Rosenheim mit einer Auswertung der aktuellen Wetterdaten im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt. So zeigte sich im vergangenen Juni ein großes Niederschlags-Defizit (100 Millimeter) im Vergleich zum langjährigen Mittel. In Folge sei es zu Trockenstress und Ertragsausfällen gekommen.
Wie künftig mit Wetterextremen, insbesondere langanhaltender Trockenheit im eigentlich niederschlagreichen Voralpenland, umgegangen werden kann, war Thema des Referenten Andreas Klingler von der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Raumberg-Gumpenstein in der Steiermark. Er stellte Ergebnisse aus praxisnaher Forschungsarbeit in Österreich und aus den seit 2012 durchgeführten Freiland-Klimaversuchen im Grünland vor und übertrug die Erkenntnisse auf das Rosenheimer Land.
Gerade der Standortfaktor Boden mit einer ausgewogenen Nährstoffversorgung, ein angepasstes Grünlandmanagement und eine Vermeidung von Bodenverdichtung bei organischer Düngung sowie die Sortenwahl der Grünlandmischungen tragen demnach zu einer nachhaltigen Grasnarbe bei, welche Stresssituationen wie Trockenheit besser verträgt. Bei der Bestandszusammensetzung wies der Referent darauf hin, dass Futtergräser und Leguminosen, wie deutsches Weidelgras oder Weißklee, durch ihr flaches Wurzelsystem auf regelmäßige Niederschläge angewiesen seien. Andere Arten wie Knaulgras und Rotklee könnten durch ihr tiefer ausgebildetes Wurzelsystem besser mit Trockenstress umgehen. Auffällig sei die hohe Resilienz, also eine gute Erholungsfähigkeit von deutschem Weidelgras und Weißklee, so Klingler. Zwar entstehen bei Trockenheit hohe Ertragsverluste, da diese Arten in einen Ruhemodus schalten würden, bei wieder einsetzendem Niederschlag trieben diese aber schnell wieder aus.
Große Bedeutung wies der Referent dem nachhaltigen Grünlandmanagement im Alpenraum auf den Almen zu, um einer raschen Verbuschung beziehungsweise Waldentstehung bei steigenden Temperaturen, Wetterextremen und längerer Vegetationsperioden vorzubeugen. Entscheidend für die Region Rosenheim werde künftig eine flexible, situativ angepasste Nutzung des Dauergrünlands bei zunehmenden Wetterextremen.
Johannes Überacker vom AELF Rosenheim präsentierte erste Ergebnisse zum Praxisversuch der Grünlanderneuerung mit dem Ziel, die Wiesenrispe zu etablieren. Im Vergleich zum deutschen Weidelgras sei die Wiesenrispe wesentlich unempfindlicher gegenüber Trockenheit. Allerdings sei es eine Herausforderung, diese im bestehenden Grünlandbestand aufgrund der langsamen Jugendentwicklung zu etablieren.
Landwirte müssen
sich anpassen
Für die Region empfohlene Maissorten stellte Mathias Mittereiter vom AELF Rosenheim vor und ging auf Anbau und Pflanzenschutz ein. Der Wegfall von Herbizide-Wirkstoffgruppen verändere rechtliche Anwendungsauflagen und verlange von den Rosenheimer Landwirten Anpassungen.
Überacker stellte anschließend die Erfahrungen aus den Praxisversuchen zum gewässerschonenden Maisanbau vor. Praxiserfahrungen aus langjährigen Versuchen zum pfluglosen Maisanbau stellte Josef Linner, Demonstrationsbetrieb für Gewässerschutz des AELF Rosenheim, vor. Nach den Vorträgen und dem Dank an die Referenten und die Praxisbetriebe Linner (Pelham), Fischer (Alteiselfing), Hamberger (Stephanskirchen) klang der informative Vormittag bei einem gemeinsamen Mittagessen aus.