„Er hat die Leute verstanden“

von Redaktion

Politiker, Vordenker und Vorbild: Der ehemalige Landtagspräsident Alois Glück war in vielen Bereichen tätig. Jetzt verstarb er im Alter von 84 Jahren. Über sein besonderes Wirken in der Region – und wie er dort in Erinnerung bleibt.

Bei der letzten Jahreshauptversammlung des Freundeskreises der Abtei Frauenwörth 2023 war Glück (von links) mit Armin Krämer, Bürgermeister der Gemeinde Chiemsee,
Ilse Aigner, Annemarie Biechl, Vorsitzende des Freundeskreises der Abtei Frauenwörth, und Äbtissin Johanna
Mayer zugegen. Foto Frauenwörth

Bernau/Rosenheim/Traunstein – „Er war ein außergewöhnlicher Politiker, der sich jahrzehntelang vor allem in der Umwelt und Sozialpolitik als Vordenker und Pionier einen Namen gemacht hat“, schreibt die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner auf Facebook. Damit drückt sie ihre Trauer über den verstorbenen Alois Glück aus. Darunter postet sie zwei Fotos von sich und Glück. Sie zeigen die beiden an einem Wirtshaustisch sitzend.

1970 wurde Alois Glück für die CSU in den bayerischen Landtag gewählt. Diesem gehörte er 38 Jahre an, von 2003 bis 2008 war er als Landtagspräsident an der Spitze des Parlaments. Zudem war er ab 1986 zwei Jahre als Staatssekretär im bayerischen Umweltministerium tätig. „Er wird mir immer als der politische Brückenbauer schlechthin, zugleich aber als bescheidener Mensch und überzeugter Katholik in Erinnerung bleiben“, sagt Ilse Aigner auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen. Niemals vergessen werde sie, wie sie gemeinsam beim Requiem für den emeritierten Papst Benedikt in Rom waren. Und als Landtagspräsident bleibe er ihr ein großes Vorbild.

„Ein Gestalter des
modernen Bayern“

Auch weitere Politiker aus der Region zeigen sich bestürzt über den Tod von Glück. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber schreibt in einer Pressemitteilung: „Ein weiser Denker und einfühlsamer Vermittler, ein Gestalter des modernen Bayern ist von uns gegangen.“

Ebenso äußern Vertreter der Landkreise Rosenheim und Traunstein ihre Trauer. Dort war er tief verwurzelt.

Alois Glück kam am 24. Januar 1940 im Traunreuter Ortsteil Traunwalchen zur Welt. Ab 1957 arbeitete er auf dem elterlichen Hof mit, schloss sogar eine Landwirtschaftsausbildung ab und übernahm mit 17 Jahren die Leitung des Bauernhofes. In Traunreut wurde er auch zum Ehrenbürger ernannt und war Träger der Ehrenmedaille in Gold.

Für Projekte in der
Heimat stark gemacht

Traunsteins Landrat Siegfried Walch nennt Glück einen Vordenker und bis zuletzt engagierten Mitkämpfer „für eine Heimat, die zusammenhält und eine Gesellschaft, die ihre Werte nicht vergisst“. Der Rosenheimer Landrat Otto Lederer behält Glück als einen warmherzigen, freundlichen und offenen Menschen in Erinnerung: „Er setzte sich für Menschen ein, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens standen.“ Glück habe sich im Landkreis Rosenheim für viele Projekte stark gemacht. Zum Beispiel dafür, dass der Geigelstein 1991 unter Naturschutz gestellt wurde.

Der Traunsteiner CSU-Landtagsabgeordnete Konrad Baur betont, dass Alois Glück bis zuletzt für ihn ein wichtiger Rat- und Impulsgeber für seine politische Arbeit und persönliche Entwicklung gewesen sei. „Mit Alois Glück geht nicht nur einer meiner Vorgänger als Traunsteiner Stimmkreisabgeordneter, sondern auch ein Vordenker und ein persönliches Vorbild im Einsatz für die Menschen und unsere Heimat.“

„Durchsetzungsstark,
aber nicht laut“

„Er war ein sehr guter Politiker, durchsetzungsstark aber nicht laut“, sagt der ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner aus Rosenheim. Sein Verhältnis zu dem Verstorbenen bezeichnet er als sehr freundschaftlich. Ebenso half Glück Stöttner 2006 den Antrag zu erstellen, dass die bayerischen Königsschlösser UNESCO-Weltkulturerbe werden sollen. Stöttner beschreibt Glück zudem als sehr bürgernah: „Er wusste, was die Leute beschäftigt. Und hat sie auch verstanden.“ Das begründet Stöttner mit dessen Erfahrung als Landwirt und damit, dass Glück bei vielen Vereinen dabei gewesen sei.

Denn Glück war nicht nur Politiker, er war unter anderem Ehrenvorsitzender der Bergwacht Bayern und Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). „Alois Glück war das Gesicht der katholischen Zivilgesellschaft in bewegten Zeiten“, sagt die jetzige Präsidentin des ZdK, Dr. Irme Stetter-Karp.

Sein Engagement für die Kirche zeigte er auch als Gründungsvorsitzender des Freundeskreises Frauenwörth. „Er hat dem Kloster in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage neue Perspektiven ermöglicht“, sagt Annemarie Biechl, ehemaliges Mitglied des bayerischen Landtags und Vorsitzende des Freundeskreises Frauenwörth, der im Januar 1994 gegründet wurde. Die Abtei stand damals vor der Umstellung von Schul- auf Seminarbetrieb und Glück habe eine „neue wirtschaftliche Basis“ geschaffen, so Biechl.

Mit dem Tod von Glück verliert Annemarie Biechl, wie sie sagt, einen echten, ehrlichen Freund. „Aber ich bin auch beruhigt, denn er hat ein Leben geführt, mit dem man gut in den Tod gehen kann“, sagt die langjährige Rosenheimer Kreis-, Bezirks- und auch bayerische Landesbäuerin. Als Politiker sei Alois Glück ein Visionär gewesen, der tief im christlichen Glauben verwurzelt war. „Er hat auch gesehen, in welchen Bereichen sich die Kirche ändern muss.“ Das sei nicht immer gut angekommen, aber er sei „ein gerader und ehrlicher“ Mensch gewesen.

Engagement
für Hospizarbeit

Auch war es Glück, der den Chiemseehospiz-Förderverein gründete und zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Qualität der Hospizarbeit durch zusätzliche Angebote zu unterstützen. Eine besondere Stütze sei er für den Bau und Erhalt des Chiemseehospizes Bernau gewesen.

„Für mich war es ein wahnsinniger Schock als ich von seinem Tod erfahren habe“, sagt Stefan Scheck, Vorstand im Chiemseehospiz Bernau den OVB-Heimatzeitungen. Er habe gerne mit Glück zusammengearbeitet. „Er war einfach ein Segen für das Hospiz“, sagt er.

Mit Alois Glück geht auch ein Kollege des Journalismus. Glück war Mitglied des Rundfunkrates und im Verwaltungsrat des Bayerischen Rundfunks tätig. Bereits vor seiner politischen Karriere arbeitete er Ende der 60er- Jahre als freier Mitarbeiter bei Rundfunkanstalten, Zeitungen und Zeitschriften.

Gelernt, für Positionen
einzustehen

Als junger Mensch habe er im Journalismus gelernt, für Positionen „tatsächlich einzustehen“, erinnerte er sich 2008 in der Sendung alpha-Forum des Bayerischen Rundfunks.

Auch für seine spätere Aufgabe in der Politik habe er als Journalist sehr viel gelernt. „Es ist nämlich auch ganz wichtig, dass Politiker verstehen, dass Journalisten und Publizisten ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten haben und beachten müssen, damit sie die Menschen erreichen.“

Alois Glück verstarb am 26. Februar 2024 im Alter von 84 Jahren in einer Klinik in München. Wie den Stimmen zu entnehmen ist, hinterlässt er eine große Lücke in vielen Bereichen, doch wird wohl immer als Vordenker und bürgernaher Mensch in Erinnerung bleiben.

„Ein Porträt von ihm hängt schon im Maximilianeum, im Landtag wird die Erinnerung an ihn daher nicht verblassen“, sagt Landtagspräsidentin Ilse Aigner.

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