30 Prozent der getesteten Mäuse haben das Bornavirus

von Redaktion

Maitenbeth spielt entscheidende Rolle bei Erforschung der heimtückischen Borna’schen Krankheit

Maitenbeth – Die Gemeinde Maitenbeth spielt aufgrund von zwei Todesfällen eine entscheidende Rolle in der Erforschung des wenig bekannten Borna-Virus (BoDV-1). Drei verschiedene Untersuchungen hatten das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) in Auftrag gegeben: die BOSPEK-Studie, bei der das Blut von 679 Maitenbethern getestet worden war, und die Studie zur Spitzmauspopulation. Außerdem entnahm die Forschungseinrichtung Umweltproben im Gemeindegebiet. Die Ergebnisse wurden im November 2022 vorgestellt.

Seit 2023 wird zum Bornavirus auch im Rahmen des One-Health-Projekts „Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria“ (ZooBoFo) geforscht, teilt Aleksander Szumilas, Pressesprecher des LGL, mit. Ziel des Projektes sei es, weitere Erkenntnisse über das Virus zu erlangen, um zukünftig „gezieltere Empfehlungen zur Prävention von Infektionen aussprechen zu können“. Die Studie werde bis Ende 2024 finanziert, so Szumilas.

Übertragungswege
weiterhin ungewiss

Bisher ungeklärt seien weiterhin die genauen Übertragungswege des Bornavirus von der Feldspitzmaus auf den Menschen, so der Pressesprecher. Diese Fragestellung sei Teil der Untersuchungen des „ZooBoFo“. Auch eine spezifische Therapie für BoDV-1 Infektionen existiere bislang nicht. Ebenso stehe aktuell kein Impfstoff zur Prävention gegen das Bornavirus zur Verfügung.

„Die Behandlung besteht entsprechend weiterhin im Wesentlichen aus unterstützenden Maßnahmen mit intensivmedizinischer Betreuung der Patienten“, erklärt Szumilas.

„Die Virostatika ‚Ribavirin‘ und ‚Favipiravir‘ haben sich in In-vitro-Studien als wirksam gegen das Bornavirus erwiesen. Beide Medikamente sind nicht für die Behandlung der  Borna’ schen Krankheit beim Menschen zugelassen. Ihre Anwendung im Rahmen der Therapie von Patienten ist damit als experimentell anzusehen und die Wirksamkeit nicht geklärt“, erläutert er weiter. „In der Regel wird betroffenen Patienten zusätzlich zu den Virostatika auch eine immunsuppres sive Therapie verabreicht. Hiermit sollen die körpereigenen Entzündungsreaktionen unterdrückt werden, die unter anderem zu einer starken Schädigung des Gehirns führen“, erklärt Szumilas. Auch das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) betreibt weiterhin Forschungen zu den Spitzmäusen, die als Überträger des Bornavirus gelten.

Insgesamt seien bisher 220 Spitzmäuse untersucht worden, davon 40 Feldspitzmäuse (Stand: Januar 2024), teilt Diplom-Biologin am FLI, Elke Reinking, auf Anfrage mit. Zwölf der 40 untersuchten Feldspitzmäuse seien positiv auf BoDV-1 getestet worden. „Diese Nachweisrate von 30 Prozent entspricht den Nachweisraten in unseren und anderen Studien bei Feldspitzmäusen von anderen Standorten, an denen das Virus vorkommt“, erklärt die Expertin.

„Von den neun in Deutschland vorkommenden Spitzmausarten wurden im Rahmen der Studie vier Arten im Gemeindegebiet Maitenbeth festgestellt.“ Neben der Feldspitzmaus handele es sich dabei um die Waldspitzmaus (Sorex araneus), die Zwergspitzmaus (Sorex minutus) und die Sumpfspitzmaus (Neomys anomalus), teilt Reinking weiter mit.

Bürger können noch
Spitzmäuse abgeben

Die positiv auf Bornavirus getesteten Feldspitzmäuse seien an verschiedenen Orten im gesamten Gemeindegebiet gefunden worden. „Besondere Hotspots für BoDV-1 konnten wir nicht identifizieren. Eine genaue Kartierung ist auch deswegen schwierig, weil viele abgegebene Spitzmäuse von Katzen gefangen wurden, deren genaues Streifgebiet nicht bekannt ist“, erläutert die Biologin.

Im Rahmen des „ZooBoFo“ würden auch weiterhin Spitzmäuse am FLI auf BoDV-1 untersucht. Für die Bürger Maitenbeths bestehe die Möglichkeit, diese in der bekannten Annahmestelle abzugeben. Einsendungen von außerhalb Maitenbeths seien ebenfalls möglich. Dafür stelle das FLI demnächst Infomaterialien über die Homepage des „ZooBoFo“ und die des Nationalen Referenzlabors für Bornavirus-Infektionen der Tiere am FLI zur Verfügung, so Reinking. Anja Leitner

Das Projekt und seine Ziele

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