Frasdorf/Rohrdorf – „Mein Traum wird erst dann wahr, wenn die Unterschriften auf dem Planfeststellungsverfahren trocken sind.“ Das sagte Frasdorfs Bürgermeisterin Marianne Steindlmüller im November 2011. Nun ist ihr Traum wahr: Der Planfeststellungsbeschluss für den Ausbau der A8 liegt vor. Marianne Steindlmüller ist längst nicht mehr Bürgermeisterin. Und der erhoffte Baubeginn 2015/2016 löste sich ebenso in Wohlgefallen auf, wie der Baubeginn 2021/2022.
Daniel Mair, seit 2020 Bürgermeister von Frasdorf, hofft, „dass es in einem, spätestens anderthalb Jahren“ mit dem Wiederaufbau der im September 2023 abgerissenen Brücke in Seehaus losgeht, sich die weiteren Arbeiten zügig anschließen. Heller Jubel sei in der Gemeinde angesichts der Nachricht nicht ausgebrochen, sagt Mair im Gespräch mit der Redaktion, „aber wir freuen uns.“
Trasse wird
doppelt so breit
Zwei Fahrspuren in jede Richtung, 1934 bis 1939 gebaut, führen direkt am Dorf vorbei. Ein großer Teil der gut 3000 Einwohner ist jeden Tag, den ganzen Tag, vom vorbeirauschenden Verkehr auf einer der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands betroffen. Und wehe, der Verkehr auf der A8 läuft nicht glatt. Dann kann sich Frasdorf vor Autos und Lastern kaum noch retten, auch Daxa und Achenmühle, Letzteres schon Teil der Nachbargemeinde Rohrdorf, werden vom Ausweichverkehr überrollt. „Die Situation ist unerträglich“, sagt Mair dazu.
Das soll in hoffentlich absehbarer Zeit ein Ende haben. Allerdings hat die Autobahn GmbH bisher weder bekannt gegeben, wie teuer der Ausbau der A8 von Achenmühle bis zum Bernauer Berg wird, noch wann nun wirklich Baubeginn sein wird. Letzteres hängt wesentlich davon ab, wann Christian Lindner, der Bundesfinanzminister, zahlt. „Einen konkreten Zeitplan gibt es noch nicht“, bestätigt Mair. Eines sei aber klar: dem „sehr, sehr langen Verfahren“ folgen – geht es dann erst einmal los – gewaltige Erdbewegungen über viele Jahre, sagt Mair. Denn auf knapp acht Kilometern passiert so einiges: Die Trasse wird doppelt so breit wie die bestehende Autobahn. Zu zwei Fahrstreifen pro Richtung kommt je eine weitere Fahrspur sowie jeweils ein Standstreifen hinzu. All dies direkt nördlich an die bestehende Autobahn anschließend.
Rohrdorf für nur zwei zusätzliche Spuren
Vier neue Spuren – muss das sein? Ja, wegen des stetig wachsenden Verkehrsaufkommens, sind sich die Fachleute einig. Die Verkehrsmeldungen vor allem zur Ferienzeit kann in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein vermutlich die Mehrheit der Bevölkerung mitsprechen. Hinzu kommt, dass der alleinige Bau zweier Standstreifen nicht als Ausbau gegolten und für Frasdorf keine Erleichterung in Sachen Lärmschutz gebracht hätte, sagt Mair.
Das sieht sein benachbarter Amtskollege Simon Hausstetter aus Rohrdorf seit Jahren anders: Seiner mehrfach geäußerten Meinung nach reichen zwei weitere Spuren durchaus für eine Einstufung als Ausbau aus. Damit sei auch dann ein besserer Lärmschutz möglich.
Verkehrschaos über Jahre? Befürchtet Daniel Mair nicht. Denn die vier neuen Spuren werden gebaut, während der Verkehr auf den alten Spuren weiterfließt. Sind die neuen Spuren in den Hang gegraben – sie liegen 4,5 Meter am Westende und drei Meter am Ostende tiefer als die aktuelle Autobahn – wird der Verkehr dorthin umgeleitet und die bestehende Autobahn erst beseitigt, dann tiefer gelegt. Weitestgehend läuft der Verkehr auf der A8 wie bisher, so Mair.
Wie groß die Einschränkungen beim Bau der Brücken Seehaus und Priental sowie der Überquerung beim Gemeindeteil Ginnerting werden, das ist derzeit nicht abzusehen. Auch nicht die Situation an der Auf- und Ausfahrt Frasdorf, die nördlich und südlich der A8 mit Kreiseln versehen und ein Stück nach Osten verrückt wird.
Ein massiver Eingriff in die Natur? Während der Bauphase sicher. Danach wird der 600 Meter lange Tunnel bei Frasdorf als Grünbrücke gestaltet. Tiere können dort auf die andere Seite der Autobahn wechseln. Was von Frasdorf bis Daxa angesichts einer neun Meter hohen Wall/Wand-Kombination gegen den Lärm nicht möglich ist. Laut der Regierung von Oberbayern sind zudem Kompensationsmaßnahmen auf einer Fläche von insgesamt 27 Hektar geplant.
Gemeinde erwägt rechtliche Schritte
Die Rohrdorfer Kommunalpolitiker haben ein weiteres Problem mit dem Ausbau der A8: Aus ihrer Sicht ist die Ableitung des Wassers bei Starkregenereignissen nicht ausreichend geklärt. Die Rohrdorfer Achen allein reiche dazu nicht aus, die wenigsten Regenrückhaltebecken der Ausbaustrecke seien auf hundertjährliche Hochwasser ausgelegt, so die mehrheitliche Meinung im Gemeinderat. Das trägt zur mehrheitlich ablehnenden Haltung der Rohrdorfer in Sachen Ausbau der A8 bei.
Die Zufriedenheit seines benachbarten Kollegen Mair kann Simon Hausstetter vermutlich nachvollziehen, aber nicht teilen. „Ich kann derzeit lediglich sagen, dass wir die Abwägung genau prüfen und dann über weitere rechtliche Schritte beraten werden“, sagt er auf Nachfrage der Redaktion.