„Wenn es so weitergeht, geht die Fischerei vor die Hunde

von Redaktion

Inflation und Fischotter bereiten den Kreisfischern große Sorgen – Mitgliedsbeiträge steigen ab 2025

Rosenheim – Die Inflation macht auch vor dem Kreisfischereiverein Rosenheim nicht halt. Steigende Kosten für Fischbesatz und Energie führen dazu, dass die Beiträge ab 2025 erhöht werden. Dies wurde bei der Jahreshauptversammlung am Sonntag in der Auerbräu-Festhalle beschlossen.

Mit etwa 2400 Mitgliedern gehört der Kreisfischereiverein Rosenheim zu den größten in Bayern. Rund 120 Mitglieder sind in der Jugendgruppe. „Die Gruppe der Jugendlichen ist größer als mancher gesamte Fischereiverein in Bayern“, stellte Max Voit, Präsident des Fischereiverbandes Oberbayern, fest. Die Mitgliederzahl ist seit Jahren stabil. Fischen liegt im Trend. Aktuell können beim Fischereiverein keine neuen Mitglieder aufgenommen werden. „Es gibt eine Warteliste“, informierte Vorstand Rainer Schäfer. Neumitglieder müssen derzeit mit einer Wartezeit von drei bis vier Jahren rechnen.

Neben denjenigen, die sich für das Hobby begeistern, gibt es auch immer wieder kritische Stimmen zu dieser Art des Freizeitvergnügens. Stellvertretender Landrat Josef Huber kann dies nicht nachvollziehen. „Diese Menschen sollten statt zu kritisieren, mal selbst anpacken und für Umwelt und Natur aktiv werden“, meinte er. Fischer leisten einen wertvollen Beitrag für das ökologische Gleichgewicht der heimischen Gewässer, engagieren sich für die Natur und tun viel für die Jugend.

In verschiedenen Tätigkeitsberichten wurde dargelegt, was der Kreisfischereiverein im Jahr 2023 getan hat. Eine wichtige Rolle spielt der Fischbesatz. 2023 waren es 16 Tonnen, etwas weniger als 2022. 110000 Euro hat der Verein dafür ausgegeben. Aufgrund steigender Preise wird diese Summe zukünftig nicht mehr ausreichen. Das Budget soll daher auf 130000 Euro erhöht werden, um den Besatz stabil halten zu können. Dies wirkt sich auch auf die Mitgliedsbeiträge aus. Sie werden ab 2025 erhöht. Die Mitglieder signalisierten mit großer Mehrheit ihre Zustimmung. Die aktive Mitgliedschaft kostet dann jährlich 350 Euro statt bisher 300 Euro, die passive Mitgliedschaft erhöht sich um zehn Euro auf 50 Euro.

Besatzfische werden nicht nur teurer, sie sind teilweise auch schwieriger zu bekommen, erklärte Besatzwart Toni Huber. Den Schuldigen dafür sieht er im Fischotter, der den Fischbestand in den Aufzuchtbecken oft stark dezimiert. „Im vergangenen Jahr blieben von 500 Kilo Karpfen nur noch 80 Kilo übrig“, erzählte er und appellierte an die Politik, etwas zu ändern: „Wir wollen den Fischotter nicht ausrotten. Aber wenn es so weitergeht, geht die Fischerei komplett vor die Hunde.“

Trotz finanzieller Mehrbelastung steht der Verein weiterhin auf finanziell gesunden Füßen, wie aus dem Bericht von Kassier und Geschäftsstellenleiter Wolfgang Reishofer hervorging. „Wir stehen nach wie vor solide da, aber die Herausforderungen werden größer“, sagte er.

Zur Arbeit des Vereins gehört auch die Beteiligung und Unterstützung von Forschungsprojekten. Aktuell läuft ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie der Technischen Universität München. Dabei werden Fische mit Sendern ausgestattet, um sie auf ihrem Zug durch Fischpässe, Altwässer und Zubringer zu begleiten. Erste Ergebnisse liegen vor und liefern interessante Einblicke in das Leben dieser Tiere. Ein Exemplar, das am Inn in Rosenheim eingesetzt wurde, wurde in Altötting geortet, wie es sich gerade auf den Weg in einen Inn-Seitenarm machte. „Daran sieht man, dass Fische bei ihrem Zug sehr weite Strecken zurücklegen und dabei sogar Kraftwerke überwinden können“, so Tobi Huber.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden langjährige Mitglieder geehrt, darunter Konrad Stuffer aus Neubeuern. Er ist bereits seit 60 Jahren Mitglied beim Kreisfischereiverein Rosenheim.

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