„Bringt uns Hanna auch nicht zurück“

von Redaktion

Reaktionen auf das Prozessende – So ist die Stimmung in Aschau nach dem Urteil

Aschau – Es war ein langwieriger Prozess. Fünf Monate, insgesamt 34 Verhandlungstage lang, hat sich das Verfahren um den Mord an der 23-jährigen Hanna W. aus Aschau gezogen. Das Landgericht Traunstein hat zahlreiche Gutachter beauftragt und angehört, Zeugen befragt und Daten ausgewertet. Was am Ende bleibt, ist das Urteil gegen Sebastian T.: Neun Jahre soll der inzwischen 22-jährige Aschauer wegen gefährlicher Körperverletzung und Mord hinter Gitter.

Bürgermeister: „Keine direkte Erleichterung“

„Die Eltern sind erleichtert, auch, weil das der Abschluss eines sehr aufwendigen Ermittlungsverfahrens war“, sagte Walter Holderle, der Anwalt von Hannas Eltern, die im Prozess als Nebenkläger aufgetreten sind, kurz nach der Urteilsverkündung. „Ansonsten ist zur Erleichterung natürlich auch tatsächlich wieder Trauer hinzugetreten.“ Auch in Aschau wurde der Prozess verfolgt. Hanna war bekannt im Dorf. Hat sich in die Gemeinschaft eingebracht. „Direkte Erleichterung ist nicht zu spüren“, sagt Aschaus Bürgermeister Simon Frank auf OVB-Anfrage zum Urteil.

Er war selbst die ersten vier Prozesstage vor Ort. Anschließend hat er den Prozess über die Medien verfolgt. „Es ist schwierig“, sagt Frank. Selbst am Telefon merkt man ihm an, wie schwer es ihm fällt, darüber zu sprechen.

„Der Schmerz sitzt immer noch tief“

Kaum jemand möchte sich in Aschau zum Urteil äußern. Es scheint, als wisse niemand so recht, ob man nun erleichtert sein darf oder nicht. „Der Schmerz sitzt immer noch tief“, sagt Frank. Was er auch betont: „Das Urteil bringt uns Hanna nicht zurück.“ Sie fehle weiterhin sehr in Aschau. Besonders die Ungewissheit scheint den Bürgermeister zu beschäftigen. Denn nachdem Hanna den Club in Aschau verlassen hat, verliert sich ihre Spur. Wie ein Puzzle musste das Gericht die Geschehnisse rekonstruieren. „Niemand weiß, was in dieser Nacht passiert ist, es ist immer noch schrecklich.“ Am Ende sei es immer noch ein Indizienprozess. „Wir hätten uns alle klarere Beweise gewünscht“, sagt Frank.

Richterspruch als eine
Art von Abschluss

Beim Eiskeller in Aschau, wo Hanna den Abend vor der schrecklichen Tat verbrachte, ist man froh über das Ende des Prozesses und das ergangene Urteil. „Vor allem im Hinblick auf Hannas Familie, Freunde und Bekannten und alle anderen Betroffenen, die nun nach den Torturen der vielen Verhandlungstage gewissermaßen abschließen können“, erklärt die Eiskeller-Geschäftsführung auf OVB-Anfrage. „Auch wenn die Tragödie um Hanna niemals vergessen werden kann, wollen wir sie als lebensfrohen Menschen in Erinnerung behalten“, sagt die Geschäftsführung. „Besonders deswegen, weil der Eiskeller einen Ort der Freude und Positivität darstellt.“ Auch hier ist man sich sicher: „Hanna wird immer in unseren Herzen bleiben.“

Entscheidung über Revision wird dauern

Im Mordprozess um Hanna W. ist das Urteil zwar gefallen, ganz vorbei ist das Verfahren allerdings noch nicht. Die Verteidigung von Sebastian T. hat Revision eingelegt. Somit muss nun der Bundesgerichtshof (BGH) entscheiden, ob das Urteil rechtskräftig wird, oder nicht. Peter Dürr, Vorsitzender des Anwaltsvereins Rosenheim und Vorsitzender der Anwaltskammer München, rechnet allerdings erst 2025 mit einer Entscheidung durch das höchste deutsche Gericht. Sollte der BGH der Revision stattgeben, wird der Prozess an einer anderen Kammer des Landgerichts von vorn aufgerollt. Dann würde alles von Neuem beginnen.

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