Geothermie-Jagd in der Region

von Redaktion

Stadtwerke Rosenheim planen umfangreiche Untersuchungen

Rosenheim – Wärmenetze spielen eine zentrale Rolle für das Gelingen der Wärmewende, da sie erneuerbare Wärmequellen zentral für dicht besiedelte Gebiete zugänglich machen können. Die Stadtwerke Rosenheim erzeugen bereits 60 Prozent ihrer Wärme klimaneutral. Bis 2045 sollen auch die restlichen 40 Prozent dekarbonisiert werden.

„Wir sind es den Bürgern schuldig, alle verfügbaren klimaneutralen Wärmequellen zu untersuchen“, sagt Heiko Peckmann, Projektleiter für Wärme-Transformationsplanung der Stadtwerke Rosenheim. Nach Informationen des Wirtschaftsministeriums könnten in Bayern auf lange Sicht etwa 25 Prozent des Wärmebedarfs aus Tiefengeothermie gedeckt werden. Auch die Region Rosenheim hofft auf ausreichend Potenzial geothermaler Tiefengrundwässer.

In fünf Kilometern Tiefe ist es heiß

Im Raum Rosenheim-Kolbermoor werden in einer Tiefe von vier bis fünf Kilometern Temperaturen von 100 bis 150 Grad erwartet. Wissenschaftler des Lehrstuhls für Technische Thermodynamik und Transportprozesse (LTTT) hatten im Rahmen der Geothermie-Allianz Bayern auf Basis von geologischen Daten die Nutzungsmöglichkeiten des geothermischen Potenzials im Raum Rosenheim-Kolbermoor unlängst geprüft. Mit dem Ergebnis, dass nachhaltige Tiefenwärme in einem Betrachtungszeitraum von 30 Jahren durchaus wirtschaftlich gefördert werden könnte. Das Forschungsprojekt untersuchte die hydrothermalen Ressourcen des süddeutschen Molassebeckens. Dieses erstreckt sich von der Donau bis zu den Alpen und bietet günstige geologische Voraussetzungen für Geothermie-Projekte. Während es im Münchener Raum schon zahlreiche Bohrungen gibt, war das Gebiet um Rosenheim und Kolbermoor bislang noch eine relative Grauzone. Diese wurde von der Geothermie-Allianz erstmals näher beleuchtet. Nun hat das Wirtschaftsministerium zwei bergrechtliche Genehmigungen erteilt, um das Potenzial noch genauer zu erkunden. Im westlichen Bereich von Kolbermoor erhielt ein privater Investor die Erlaubnis, nach Erdwärme zu suchen. Rund um Rosenheim – von Tuntenhausen, Schechen, Großkarolinenfeld, Vogtareuth und Prutting im Norden, über Stephanskirchen, Riedering und Rohrdorf im Osten bis Raubling und die A 8 im Süden sowie Rosenheim im Westen – dürfen die Stadtwerke in einem definierten Bereich von etwa 132 Quadratkilometern das Erdwärme-Potenzial erkunden. „Grundlage dafür sind unter anderem vorhandene Ergebnisse früherer seismischer Untersuchungen und Probebohrungen von Gasspeicherunternehmen“, informiert Heiko Peckmann. „Wir wollen nun Datenlücken schließen, das geothermische Potenzial genauer definieren und eine Machbarkeitsstudie mit einem 3D-Untergrundmodell erstellen.“ Ziel ist es, Aussagen zur Temperatur der Tiefenwasserschichten und zu möglichen Standorten für Bohrungen zu treffen. „Dabei sind geothermische Anlagen grundsätzlich vor allem dort sinnvoll und wirtschaftlich, wo ein Anschluss an vorhandene oder geplante Fernwärmenetze möglich ist“, erklärt Peckmann. In etwa zwei Jahren wird mit Ergebnissen gerechnet. „Erst wenn wir ausreichend Erkenntnisse gewonnen haben, machen weitere Gedanken Sinn – beispielsweise über einen Investitionsplan oder geeignete kommunale Gesellschaftsformen für die Finanzierung der Förderung von Erdwärme“, so Peckmann. Sollte sich ein geeigneter Standort finden, müssen die weiteren Genehmigungen beim Wirtschaftsministerium für tatsächliche Bohrungen und die Förderung von Wärme beantragt werden.

Grünes Licht vom Umweltministerium

Im Vorfeld der „Aufsuchungserlaubnis“ hatten die Stadtwerke das Bayerische Wirtschaftsministerium, das Landesamt für Umwelt, die Regierung von Oberbayern, das Bergamt Südbayern, das Landratsamt Rosenheim, die Stadt Rosenheim sowie die im Suchfeld liegenden Städte und Gemeinden um Stellungnahmen gebeten. Im definierten Untersuchungsgebiet stehen dem Aufsuchungsvorhaben der Stadtwerke Rosenheim keine öffentlichen Interessen entgegen.

Am 21. Februar gab das Wirtschaftsministerium schließlich grünes Licht. Die Aufsuchungserlaubnis gilt für drei Jahre und ermöglicht die Planung, Durchführung und Auswertung der Seismik sowie den Datenerwerb und eine Machbarkeitsstudie zur Erschließung von geothermalen Tiefengrundwässern.

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