Rosenheim – „Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder nach Belieben streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere innere Überlebensfähigkeit sichert.“ Mit diesen Worten von Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker eröffnete Dr. Marko Hunger, Ministerialbeauftragter der Beruflichen Oberschulen in Südbayern, am vergangenen Freitag die elften Theatertage besagter Schulen in Bayern. Drei Tage lang Kultur schaffen, Kultur wahrnehmen und Kultur erleben, das lockte auch Landrat Otto Lederer an die Schule, wie er betonte. Theater spielen, so Lederer weiter, hieße kreativ sein: vor, auf und hinter der Bühne. Theaterspielen sei aber auch so viel mehr. „Dass dem so ist, haben die Schüler aus den Beruflichen Oberschulen in Weiden, Schwandorf, Coburg, Fürstenfeldbruck, München, Eggolsheim, Fürth, Haar und nicht zuletzt Rosenheim drei Tage lang beeindruckend bewiesen.“ Drei Tage lang stellten sich diese neun Schülergruppen der Jury und gaben einen Ausschnitt aus ihrem Schultheater an der FOS/BOS Rosenheim zum Besten. Ihr Ziel: konstruktive Kritik bekommen, um ihr Können zu perfektionieren und natürlich, um vor Publikum zu spielen.
Ihren Ursprung hat diese Veranstaltung in dem Wunsch, auch der FOS/BOS als Schulart in Bayern eine Plattform für ihr Theaterleben zu geben. So wurden 2013 die Theatertage ins Leben gerufen. 2015 wurde ein Verein gegründet, der sich um all die Theaterwilligen kümmert. „Auf den Theatertagen kommen diejenigen zusammen, die es wirklich wissen wollen“, kommentiert Daniel Behringer, Vorsitzender von TaBO, der Vorausscheidung zu dem Event, an der insgesamt 16 Gruppen teilgenommen haben. Jene, die es mit ihrem Ensemble an die FOS/BOS Rosenheim geschafft haben, seien ein Risiko eingegangen, das sich gelohnt habe. Dementsprechend hochwertig war dann auch die Qualität der Dramenauszüge, die zum Teil von den Schülern selbst geschrieben oder umgeschrieben und immer kreativ dargeboten wurden.
Eine Mammutaufgabe für das Team der FOS/BOS Rosenheim, allen voran Susanne Braune, der es nicht nur oblag, den Ensembles eine gebührende Bühne zu bieten, sondern an der Schule auch für Kost und Logis zu sorgen. Kein Wunder also, dass die amtierende Schulleiterin, Oberstudiendirektorin Vilma Sieß, sehr stolz auf ihr Organisationsteam, alle helfenden Hände und nicht zuletzt auf die hauseigene Theatergruppe war: „Neben dem Wahlpflichtfach Szenisches Gestalten und unserer English Drama Group wird mittlerweile an der Schule fast alljährlich ein Musical, teils schulartübergreifend, auf die Bühne gebracht“, so Sieß, deren erste Begegnung mit der Schule im Übrigen genau an diesen Tagen stattgefunden hat, an denen sie mit einem eigenen Ensemble ihrer damaligen Stammschule teilgenommen hat. Doch dass solch eine Veranstaltung überhaupt zustande komme, sei den Jugendlichen zu verdanken, die trotz bevorstehender Abschlussprüfungen in nicht einmal zwei Monaten, trotz Wechselspiel von Unterricht und Praktikum und trotz Lernstress dennoch Zeit fänden, für die Entwicklung eines Stücks, für Proben und Aufführungen und für die teils weite Anreise nach Rosenheim.