Nußdorf – Bei einem Herzstillstand zählt jede Sekunde. Dann darf nicht gezögert werden, Erste Hilfe kann Leben retten. Ohne das beherzte Eingreifen von vier jungen Frauen sowie den Wirtsleuten der Deindlhütte hätte es für einen 48-jährigen Mann am Freitag, 22. März, am Heuberg auch anders ausgehen können. Wie die Bergwacht mitteilte, war der Mann nahe der Daffner-Almen bewusstlos zusammengebrochen.
Vier Frauen
helfen sofort
Eine, die den Vorfall miterlebt und sofort gehandelt hat, ist Monika Bergmann. Ihr Mann Christian Bergmann bewirtschaftet die Deindlalm über den Winter, sie hilft ihm dabei. Am Nachmittag des 22. März kam ihr Mann plötzlich in die Hütte gestürmt und sagte, sie solle den Notarzt rufen. „Ich bin dann sofort mit dem Rettungsrucksack nach draußen, um mir ein Bild von der Lage zu machen“, berichtet sie auf Nachfrage des OVB. Dort sah sie drei junge Frauen, die bereits dabei waren, den Mann mittels Herzdruckmassage zu reanimieren. Eine weitere Frau sei kurz darauf hinzugekommen. Sie brachte ihnen den Rucksack mit dem Defibrillator und wählte den Notruf.
Instinktives Handeln
bringt die Rettung
Nach etwa 15 bis 20 Minuten trafen die Bergwacht und ein Rettungshubschrauber ein. Bis dahin habe sie, „den Kopf ausgeschaltet und instinktiv gehandelt“. Gemeinsam konnten sie den vollautomatischen Defibrillator einsetzen. Zum ersten Mal. Denn am Silvesterabend 2018/2019 hatte es einen Todesfall auf der
Deindlhütte gegeben. Bis die Rettungskräfte eintrafen, war es zu spät. Damals haben die Bergmanns entschieden, einen Defibrillator anzuschaffen. Ein solcher Fall sollte sich nicht wiederholen. Um die Anschaffung zu finanzieren, sammelten sie Spenden, vor allem Stammgäste und Wanderer zögerten nicht, etwas beizusteuern, sodass sie Mitte Januar 2019 das lebensrettende Gerät mit Unterstützung der Ambulanz Brannenburg kaufen konnten. Die Bergwacht Brannenburg half dabei, den Rettungsrucksack so zusammenzustellen, dass alles Notwendige darin enthalten ist. „Ohne die Spenden unserer Gäste und vor allem ohne die Hilfe der Mädels wäre der Mann vielleicht gestorben“, sagt Monika Bergmann. Leider konnten sie keine Kontaktdaten mit den anderen Helferinnen austauschen, „wir versuchen aber, sie ausfindig zu machen“.
Der Vorfall zeige deutlich, wie wichtig Erste Hilfe ist, sagt Leonhard Pichler, Sprecher der Bergwacht Brannenburg. „In den Bergen ist die Situation eine andere als am Land. Je nach Gelände und Wetter kann es auch mal länger dauern, bis die Rettungskräfte eintreffen.“ Wenn ein Mensch plötzlich zusammenbricht, soll zunächst die Atmung beziehungsweise der Kreislauf kontrolliert werden. Wenn die Person selbstständig atmet und Puls hat, kann sie in die stabile Seitenlage gebracht werden, erklärt Pichler. „Wenn nicht, kann direkt mit der Herzdruckmassage begonnen werden. Und zwar so lange, bis die Rettungskräfte eintreffen.“ Da das Pumpen sehr anstrengend sei, sollte man sich abwechseln und auch nicht zögern, andere Passanten um Hilfe zu bitten.
Angst davor, den Menschen zu verletzen oder etwas falsch zu machen, müsse man nicht haben: „Man kann eigentlich nichts kaputtmachen“, erläutert Pichler. Auch eine Mund-zu-Mund-Beatmung sei nicht vorrangig erforderlich, wichtig sei die Druckmassage auf den Brustkorb. „So wird der Körper weiterhin mit dem Restsauerstoff versorgt. Damit ist schon sehr viel geholfen.“ Wenn die Gegebenheiten stimmen und der Einsatzort gut zugänglich ist, dann könne die Bergwacht in 15 Minuten vor Ort sein. Ist die Stelle schwer erreichbar, dauert es auch mal bis zu einer Stunde oder länger. „Pauschal lässt sich das nicht sagen.“
Der Einsatz vom 22. März sei für die Bergwacht besonders erfreulich gewesen, da die gesamten Umstände zu einem positiven Ausgang geführt haben: die gute Erreichbarkeit der DaffnerAlmen, ein Defibrillator vor Ort und der volle Einsatz der Ersthelfer. Und auch Monika Bergmann ist froh, so sagt sie, dass sie oben auf den Almen jedem helfen können, der Hilfe braucht.