Sternenhaufen über der Region

von Redaktion

13 Sterne funkeln am südostbayerischen Gourmethimmel. Am Südufer des Chiemsees kocht einer der zehn besten Köche Deutschlands, in einem 3200-Einwohner-Dorf gibt es gleich zwei Restaurants mit Stern und in einer Institution wackelten am Dienstag die Küchenwände.

Rosenheim/Mühldorf/Altötting/Traunstein/Berchtesgaden – Riesenjubel in der Küche der Residenz Heinz Winkler in Aschau. Dort verfolgten die Mitarbeiter des Hauses gespannt die Verleihung der Michelin-Sterne. Und dann kam die ersehnte Nachricht: Das Haus hat wieder einen Stern. „Wir sind super euphorisch“, verrät Geschäftsführer Alexander Winkler. Seine Eltern hätten von Anfang an ein Statement gesetzt, was Qualität betrifft. Und das mit Erfolg. „Mein Vater war im Chiemgau immer die Nummer eins, deswegen wollten wir den Stern zurück. Unser Haus steht für Gourmetküche und deswegen sind wir über die Auszeichnung besonders glücklich.“ Der Stern sei eine tolle Anerkennung der Anstrengungen des ganzen Teams, in der Küche geleitet von Daniel Pape.

26 Sterne in Folge,
aber keine Routine

Auch in Kirchdorf (Landkreis Mühldorf) ist die Freude groß: Zum 26. Mal in Folge sind Christian und Christiane Grainer von „Christians Restaurant – Gasthaus Grainer“ ausgezeichnet worden. „Wir sind jedes Jahr wieder aufgeregt, man weiß gar nichts“, erzählt Christiane Grainer. Wenn man den Stern verteidigt, „erfährt man erst in der Pressekonferenz, ob man wieder gewonnen hat“, so die 44-jährige.

Das Gourmet-Restaurant PUR im Kempinski Hotel Berchtesgaden hat seinen Michelin-Stern erfolgreich verteidigt und wurde nun mit einem zweiten Stern ausgezeichnet. „Es ist ein großer Traum, der für mich in Erfüllung geht. Die Sterne spiegeln nicht nur meine Leistung, sondern die großartige Arbeit meines gesamten Teams wider“, äußerte sich Küchenchef Ulrich Heimann stolz über den Erfolg.

Bereits zum elften Mal hat Alexander Huber vom Huberwirt in Pleiskirchen die Michelin-Tester überzeugen können. Er sei zwar gelassener geworden, doch am Tag der Vergabe sei die Anspannung dann doch spürbar, verrät der Sternekoch: „Das ist jedes Jahr wie bei der Zeugnisvergabe“.

Dominik Lobentanzer vom „Restaurant 271“ in Burghausen ist von dem Stern schlicht „überwältigt“ und „unheimlich stolz“, zu der Riege der Sterne-Köche in der Region zu gehören. Er habe nicht damit gerechnet, auch wenn seine Gäste ihn im vergangenen Jahr schon immer „dahin gesprochen“ hätten. Er habe auch nicht darauf hingearbeitet: „Wir kochen einfach, wie wir kochen.“

Im Herbst 2022 eröffnete Dominik Wachter seine „Wachter Foodbar“ in Prien und schaffte es schon ein paar Monate später, den ersten Michelin-Stern zu bekommen. Dieser wurde nun bestätigt. Für Wachter das Signal, dass er sich auf dem richtigen Weg befindet. „Es war ein aufregendes Jahr und es ist wahnsinnig schnell vergangen“, sagt er gut gelaunt. „Der Laden wird gut angenommen und wir haben viel Freude dabei.“ Der Stern hat ihm auch zahlreiche neue Gäste gebracht. Besonders nach der Verleihung des Sterns im vergangenen Jahr herrscht in seinem Restaurant ein „bisschen Ausnahmezustand“. Viele seiner Gäste seien Stammgäste, die auch aus der Region kommen. Der Kundenstamm werde aber weitläufiger. Mit seinen kulinarischen Kollegen aus der Region, die ebenfalls Sterne erkocht haben, herrsche keine Konkurrenz. „Es belebt mehr, als es Konkurrenz ist. Wir alle stehen auch regelmäßig im Austausch. Wenn man sagt, man ist voll, dann schickt man auch mal Gäste zu jemand anders.“

Ein Dorf mit zwei
Gourmettempeln

Die Gäste von einem Sterne-Restaurant zum anderen zu schicken ist in Frasdorf gar kein Problem. Der 3200-Einwohner-Ort hat zur Freude seines Bürgermeisters Daniel Mair gleich zwei ausgezeichnete Gourmettempel zu bieten. „Wir sind überglücklich, dass wir die Bestätigung des Sterns erhalten haben“, freut sich Georg Gartner, der Geschäftsführer des Landgasthofs Karner, mit Küchenchef Manuel Wimmer. Der ist „unglaublich glücklich und unglaublich erleichtert“ über die erneute Auszeichnung. „Wir haben immer Vollgas gegeben und ständig versucht besser zu werden, aber ich habe dann doch die Anspannung gemerkt.“ Zeit, diese zu verarbeiten, hat er nun, denn die Küche im Karner wird derzeit runderneuert und vergrößert, sodass ab Mitte April die beiden Restaurants im Haus besser aus einer Küche beschickt werden können. Auf den Lorbeeren ausruhen? Nein, sagt Wimmer, „wir wollen uns immer verbessern – und es ist ja noch Luft nach oben.“

Das sieht sein Kollege Michael Schlaipfer, der für sein „Michaels Leitenberg“ erneut einen Stern bekam, ganz ähnlich. Er habe keine Angst gehabt, den Stern zu verlieren, sagt er. Und die Anspannung sei letztes Jahr schlimmer gewesen, heuer habe er ja schon Erfahrungen gehabt. Über die Anerkennung seiner Leistung sei er aber glücklich, „ich reiße mir das ganz Jahr den A… dafür auf.“ Außerdem sei er selbst sein größter Kritiker, da tue die Bestätigung schon gut. Und das Ende der Fahnenstange will er nicht schon erreicht haben. „Ich bin 32 Jahre alt. Klar habe ich noch Ambitionen und Ansprüche!“ Er arbeite gerne daran, besser zu werden – weitere Sterne dürfen gerne die Folge sein.

ES:SENZ – Das Beste
kommt zum Schluss

Viele neue Sterne wurden bundesweit vergeben. Aber nur ein Restaurant in Deutschland hat neu den absoluten Kocholymp erklommen und drei Sterne verliehen bekommen. Das Restaurant ES:SENZ unter Küchenchef Edip Sigl im Hotel „Das Achental“ in Grassau ist nun eines von lediglich zehn deutschen Restaurant mit drei Michelin-Sternen.

Nur vier Wochen nach der Eröffnung Ende Juli 2021 erhielt das Restaurant bereits zwei Sterne, nun folgte der dritte. Sigl freute sich bei der Verleihung sehr über die Auszeichnung. „Unglaublich. Ich dachte, mehr geht gar nicht innerhalb von drei Jahren. Ich freue mich ungemein“, sagte der Sternekoch nach der Verleihung laut Münchner Merkur. Seine Kinder hätten schon blaue Finger, weil sie seit Wochen die Daumen drückten. Es hat geholfen. „Ein Traum ist in Erfüllung gegangen.“

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