Ein Ringanker für die Rundkirche

von Redaktion

Die Sanierung des Gotteshauses am Wasen birgt besondere Herausforderungen

Rosenheim – Wie fast kein anderer kennt Schreinermeister Franz Unterlinner „seine“ Kirche Sankt Johann Baptist und Heilig Kreuz im Rosenheimer Stadtteil Westerndorf am Wasen. Der Schreinermeister, der nur einen Steinwurf von dem weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Gotteshaus entfernt zu Hause ist, koordiniert zusammen mit Architekten, Projektleitern und Vertretern der Stadtkirche die umfassenden Bau- und Sanierungsarbeiten.

Mögliche Risse
unter Beobachtung

Viel hat sich getan in den vergangenen zwölf Monaten – von intensiven Planungen im Voraus, über das Aufstellen eines Spezial-Gerüsts im Herbst, welches wegen Kreisform der Kirche erforderlich geworden war, bis hin zu den Abschlüssen erster Bauabschnitte und den Abnahmeprozessen durch einen Statiker. So installierten Experten einen Ringanker im Inneren des Gebäudes, der die schwere Last der Kuppelkonstruktion besser verteilen soll. Denn diese haben bisher überwiegend die Außenmauern getragen. Die Firma Laumer Bautechnik GmbH aus Massing im Landkreis Rottal-Inn hat so die Vorgaben des Statikerbüros in die Realität umgesetzt. Das bereits vor etlichen Jahren eingerichtete Riss-Monitoring bleibt zusätzlich bestehen, um auch künftig ablesen und kontrollieren zu können, wie die enormen Kräfte wirken.

Ebenfalls fortgeschritten sind die Arbeiten der Zimmerei Josef Schnitzenbaumer aus Bad Feilnbach, die während der Herbst- und Wintermonate im Inneren der großen Kuppel schadhafte Balken und Verbindungselemente ausgewechselt hat. Zudem haben die Fachleute neue Podeste, Treppen und Handläufe in der mehrere Etagen umfassenden Holzkonstruktion angelegt, die dauerhaft bestehen bleiben und dazu beitragen sollen, dass man sich dort sicherer als bisher bewegen kann. In Planung ist noch leistungsstarke Beleuchtung.

Weil die extrem seltene graue Langohrfledermaus im Rosenheimer Süden wohnt, müssen die Arbeiten in der gigantischen Zwiebelkuppel seit Mitte März ruhen. Im gesamten bayerischen Alpenraum gibt es nur noch zwei Kolonien. Zum Schutz der Säugetiere dürfen die Handwerker im rund 355 Jahre alten Dachstuhl erst wieder ab Mitte Oktober weitermachen. Die Aussiedlung in einen benachbarten Bauernhof als Ersatzquartier wurde entgegen früherer Überlegungen nicht mehr weiterverfolgt. In den Sommermonaten folgen Ausbesserungen am Außenputz, der ebenfalls stellenweise stark in Mitleidenschaft gezogen worden ist.

Nicht ganz wie geplant verlaufen sind die Arbeiten einer Spezialfirma aus Kassel, die eine Seilbahn installiert hatte und mit punktuellen Ausbesserungen an der Kuppel beschäftigt war (wir berichteten). In diesem Zusammenhang soll deshalb das schon bestehende Gerüst einer Münchener Spezialfirma um ein paar Etagen über die Dachkante hinweg nach oben erweitert werden, so Unterlinner. Nach der „Fledermaus-Pause“ kann im Herbst der Austausch weiterer Schindeln folgen. Fest steht inzwischen auch, dass der zuletzt vor rund 15 Jahren erneuerte Turm jetzt ebenfalls in die Arbeiten einbezogen wird. Er soll unter anderem, wie das Hauptschiff der Kirche, einen neuen Anstrich erhalten. Bis das so weit ist, dauert es jedoch noch einige Zeit.

Die Vertreter der Stadtkirche bereiten zusammen mit den Stadtwerken derzeit den Bau einer Wasserleitung zur Kirche vor. Darüber hinaus stehen einige Malerarbeiten im Inneren des Gotteshauses auf der Agenda, um die sich eine Firma aus Raubling kümmert. Ebenfalls noch auf dem Plan stehen die Errichtung eines barrierefreien Fußwegs am Friedhof inklusive Arbeiten von einem ortsansässigen Garten- und Landschaftsbauunternehmen. Dabei handelt es sich um den letzten Bauabschnitt, der voraussichtlich im nächsten Jahr über die Bühne geht. „Insgesamt liegt das Projekt im Zeit- und Finanzplan und wir sind zufrieden mit dem Ablauf“, so Unterlinner.

Einschränkungen
bis Ende 2025

Der Kirchenpfleger bittet weiterhin alle Gottesdienstbesucher und Grabanlieger um Verständnis, dass es bis Ende 2025 zu Beeinträchtigungen in der Kirche und in ihrem Umfeld kommt. So steht beispielsweise die Empore aktuell und auch an den Osterfeiertagen nicht zur Verfügung. Am Friedhof sind zeitweise einzelne Flächen und Wege nicht zugänglich oder von Baumaterialien blockiert. Die Pflege der Grünanlagen kann ebenso betroffen sein. „Alle Einschränkungen dienen der Sicherheit“, so der Schreinermeister im Gespräch mit unserer Zeitung. Kommt es außerdem zu Betretungsverboten, wie es in den vergangenen Wochen häufig der Fall war, informieren hierzu tagesaktuelle Schilder an den Toren des Westerndorfer Friedhofs.

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