München/Rosenheim – Das Bemühen um den Klimaschutz hat ein Problem: Es ist oft wenig konkret. Über Klimaveränderung wird in globalem Maßstab gesprochen, wie sich das aber in unserer Region auswirkt und was man tun muss, um sich den Veränderungen anzupassen, darüber hört man wenig.
Eine Ausnahme bildet der Lehrstuhl für „Strategie und Management der Landschaftsentwicklung“ an der TU München. Im letzten Semester haben Masterstudenten das Mangfalltal in allen Einzelheiten angeschaut, mit welchen Klimaveränderungen zu rechnen ist, welche Auswirkungen sie haben und wie sich jeder darauf einstellen kann.
Die Idee zu diesem Projekt kam aus Rosenheim, genauer gesagt von den Vielfaltsmachern, ein 2022 gegründeter, junger Verein. Hier geht es um die kleinen Grünflächen in Stadt und Landkreis, beispielsweise private Gärten, aber vor allem auch das Grün im öffentlichen Raum und um die Frage, wie man mehr davon genau dort gewinnen könnte, wo Platz eigentlich Mangelware ist. Die Vielfaltsmacher verstehen sich dabei ausdrücklich nicht als Konkurrenz zu den bestehenden Obst- und Gartenbauvereinen, sondern als eine Ergänzung.
Es geht den Vielfaltsmachern nicht nur darum, für mehr Bäume in der Stadt als Hitzeschutz und für mehr Grün auf Plätzen und Dächern zu werben, sondern man will das auf wissenschaftlich gesicherter Basis tun, dies ist ein weiterer Grund, warum man im Verein so großes Interesse an der Arbeit der Studenten hatte. Deshalb war schon der Teil der Arbeit wichtig, in dem die Studenten Hochrechnungen zur Klimaerwärmung erfassten, verglichen und zusammenfassten.
Bis zum Ende des Jahrhunderts ist eine Erwärmung um bis zu sieben Grad möglich. Gleichzeitig wird sich die Niederschlagsverteilung ändern, Regen wird häufiger als Starkregen fallen, dazwischen gibt es Trockenperioden. Und genau diese beiden Extreme machen den Menschen künftig zu schaffen.
Neu dabei ist die Untersuchung, wie sich diese Veränderungen auf das Mangfalltal auswirken, etwa hinsichtlich der Städte und größeren Gemeinden als Hitzeinsel, dem Weiterbestand der vorhandenen Vegetation sowie dem Abflussverhalten von Bächen und Flüssen samt alten und neuen Überschwemmungsgebieten.
Neu ist die Fragestellung, was im Mangfalltal geschützt werden muss und warum: Wie sind zum Beispiel Biotope betroffen, welche physischen und psychischen Auswirkungen hat die Klimaveränderung auf die Menschen, die hier leben? Das Bild der uns umgebenden Landschaft ist historisch gewachsen und damit identitätsstiftend, so die Feststellung der Studenten. Verändert sich die Landschaft zum Negativen, gerät auch das Gefühl, hier zu Hause zu sein, in Gefahr.
Die Studenten untersuchten jedoch nicht nur die Folgen, sondern der größte Teil ihrer Arbeit beschäftigte sich mit Gegenmaßnahmen. „More Moor“ und „mehr Hecken“ waren mögliche Instrumente im vorgestellten Werkzeugkasten des Klimaschutzes. Das ist sicher nichts, was einfach und sofort zu verwirklichen wäre, wie auch zahlreiche Zuhörer der Präsentationsveranstaltung in den Räumen des Wasserwirtschaftsamtes einwandten.
Wenn die Bereitschaft nicht vorhanden ist, Neues zumindest anzudenken, dann werden die zukünftigen Probleme nicht zu bewältigen sein. Das Motto: „Wir machen es wie bisher, nur ein bisschen mehr von allem wird nicht reichen“, meint Georg Metz, Vorsitzender der Vielfaltsmacher.
Auch in den Städten müssen neue Ideen entstehen, um die kommenden Veränderungen erträglich zu machen. Stärkere Begrünung von Fassaden und Dächern oder mehr Grüninseln auch im asphaltierten Raum durch Hochbeetanlagen sind einige Maßnahmen, die die studentische Untersuchung für den urbanen Raum vorschlug.
Maßnahmen, die wenig Aufwand erfordern, jedoch noch Schwierigkeiten bei der Umsetzung bereiten. Die Gegenargumente sind zahlreich, etwa fehlender Platz oder nötiger Pflegeaufwand, sagt Metz. Deshalb will der Verein hier ansetzen. Derzeit versuchen die Verantwortlichen mit der Stadt Rosenheim ins Gespräch zu kommen, ob an sieben Plätzen in der Innenstadt zusätzliche Grüninseln errichtet werden könnten, deren Pflege nicht die Stadt, sondern engagierte Bürger übernehmen, davon ist der Verein überzeugt.jt