Rosenheim-Pang – Im Festzelt waren die Bänke längst hochgeklappt. Festwirtin Yvonne Kurz machte sich zufrieden und geschafft auf den Weg gen Heimat. Genau zu der Zeit rückten in der Nacht zum Samstag Polizei und Rettungskräfte gen Pang aus. Allerdings nicht zum Volksfestplatz, sondern ein paar Hundert Meter weiter. „Ich habe davon in der Nacht zum Samstag nichts mitbekommen“, sagt Yvonne Kurz.
Gerücht über größere Messerstecherei
Ihre Servicekräfte erzählten ihr am Wochenende, dass ein ziemliches Großaufgebot an Polizei und Sankas angerückt sei. Das deckt sich mit den Berichten von Anwohnern, dass in der Nacht ein „Riesenaufgebot“ an Fahrzeugen mit Blaulicht vor Ort war. Am Samstagvormittag sei in der Nachbarschaft zunächst von einer größeren Messerstecherei bei der After-Wiesn-Party die Rede gewesen.
An der Straße „Widden“, die zum Sportheim des SV Pang führt, fanden Polizei und Rettungskräfte einen 17-Jährigen mit einer tiefen, stark blutenden Wunde vor. Der junge Rosenheimer war in Begleitung von mehreren Bekannten, die sich um den Verletzten kümmerten und den Notruf gewählt hatten. Der Verletzte war laut Polizei nicht in der Lage, Angaben zum Tatgeschehen beziehungsweise zur Ursache seiner Stichverletzungen zu machen. Lebensgefahr bestand und besteht nach medizinischer Auskunft nicht, teilt die Polizei mit.
Seine Begleiter schilderten nach ersten Befragungen, dass der Ausgangspunkt ein Streit auf dem Panger Volksfest gewesen sein könnte. Im Zelt sei das nicht gewesen, versichert Yvonne Kurz. Da habe sie ein paar kleinere Reibereien unter den vielen jungen Leuten mitbekommen, die seien aber von den Sicherheitsleuten schnell unterbunden worden. „Aber natürlich tut mir der junge Mann sehr leid.“
Nach ersten Ermittlungen der Polizei hatte sich der 17-Jährige einige Zeit zuvor mit mehreren jungen Männern gestritten und dann den Festplatz alleine verlassen. Seine Freunde machten sich Sorgen um ihn und suchten den Kontakt. So fanden sie ihn im Bereich Widden mit der blutenden Stichverletzung.
After-Wiesn-Party im Sportheim des SV Pang
Dort, am Sportheim des SV Pang, findet seit Jahren eine After-Wiesn-Party statt, bei der laut Anwohnern auch gut was los gewesen sein soll. Ob der Jugendliche es überhaupt bis dorthin geschafft hat und prompt wieder in einen Streit geriet, weiß derzeit außer dem 17-Jährigen wohl niemand. Die Polizei jedenfalls hatte dazu am Sonntagmittag keine neuen Erkenntnisse.
Um den jungen Rosenheimer herum fand die Polizei in der Nacht zum Samstag diverse Glasscherben. Die könnten durchaus als Tatwaffe infrage kommen. Aber auch dazu gibt es bisher nichts Neues.
Ebenso entsetzt wie die Festwirtin ist auch Alexandra Linordner, die Vorsitzende des SV Pang. „So etwas hat es hier noch nie gegeben“, sagt sie. Sie sei in der Nacht nicht im Sportheim gewesen, die Fußballer hatten die Verantwortung. Mit der Abteilungsleitung sei sie in engem Kontakt, versuche herauszufinden, wer eventuell etwas weiß. „Aber es ist ja noch nicht einmal klar, ob der junge Mann zu der Party wollte.“
In Alexandra Linordners Stimme schwingt ein Hauch von Ärger mit, als sie sagt, dass der Verein – entgegen anderslautender nächtlicher Absprache – von der Polizei nicht auf dem Laufenden gehalten werde. „Ich weiß leider nicht einmal, wie es dem jungen Mann geht.“ Das wusste allerdings die Polizei am Sonntag gegen 13 Uhr auch nicht, als die Redaktion bei ihr nachfragte.
Einen großen Erfolg kann die Polizei aber verbuchen: Die Angaben der Freunde des Opfers führten dazu, dass noch in der Nacht die Gruppe gefunden wurde, mit der sich der 17-Jährige auf dem Volksfestgelände heftig gestritten hatte.
Drei jugendliche Mit-Streiter gefunden
Von drei Jugendlichen aus dem Landkreis Rosenheim sowie aus dem Stadtgebiet wurden Personaldaten erhoben. Ob das Streitgespräch und die Stichverletzung in einem Zusammenhang stehen, müssen die weiteren Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung zeigen. Die Rosenheimer Polizei nimmt unter der Telefonnummer 08031/ 2002200 Zeugenaussagen und Hinweise entgegen.