Rassistische Übergriffe im Strandbad Obing

von Redaktion

Gruppe von Jugendlichen geht polnische Austauschschüler an – Polizei ermittelt

Obing – Es müssen verstörende Szenen gewesen sein, die sich am Sonntagabend im Strandbad Obing abgespielt haben. Eine Gruppe von Schülern des Hertzhaimer Gymnasiums Trostberg genoss mit polnischen Austauschschülern, die für eine Woche in der Region sind, das schöne Wetter. Bis zu dem Zeitpunkt, als mehrere Jugendliche anfingen, ausländerfeindliche Parolen in Richtung der polnischen Schüler zu brüllen. Es sollen Sprüche wie „Ausländer raus“ oder „Deutschland den Deutschen“ gefallen sein. Davon berichtet der Vater einer Schülerin in der Facebook-Gruppe „Rundumadum Obing“. Mehrfach sei auch lautstark die deutsche Nationalhymne gesungen worden. Zudem hätten die Jugendlichen gedroht, persönliche Gegenstände der Gymnasiasten zu beschädigen, weil diese sich schützend vor ihre Austauschschüler stellten. Der Vater richtet deutliche Worte an die Gruppe: „Ich schäme mich immer noch abgrundtief für euer ausländerfeindliches Verhalten!“ So etwas wolle er niemals akzeptieren, weshalb er sich auch an Öffentlichkeit und Behörden wendet. Dass es zu dem Vorfall gekommen ist, bestätigt die Polizei Trostberg auf OVB-Anfrage. „Es sind Ermittlungen aufgrund des Tatbestands der Volksverhetzung aufgenommen worden“, sagt Polizeihauptmeister Michael Blüml. Zunächst seien die Personalien der Jugendlichen ermittelt worden. Dabei handle es sich um zehn Personen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren, die vermutlich alle die Schulen in Trostberg und Obing besuchen. Was diese genau gerufen haben, ist jedoch noch nicht klar, sagt Blüml.

Unabhängig davon sei der Vorfall „äußerst bedenklich“, sagt Bürgermeister Josef Huber. Eine solche Gesinnung spiegle nicht die Einstellung der Obinger wider. „Die sind alle weltoffen“, sagt der Rathauschef. Er appelliert an die Jugendlichen, sich Gedanken zu machen, wie wertvoll es ist, in einem Land aufzuwachsen, in dem die Freiheit für alle gilt. „So etwas sollte nicht mit solchen Parolen leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden“, sagt Huber. Die Verwaltung werde deshalb auch „verstärkt darauf hindrängen“, dass mit Sozialarbeitern in den Schulen über den Vorfall gesprochen wird. Dennoch – auch das sagt Huber – habe es solche Vorkommnisse seines Wissens nach noch nie in Obing gegeben. Am Strandbad selbst komme es hingegen immer wieder zu Vorfällen. „In der Vergangenheit gab es vor allem Vandalismus-Fälle auf unserem Gelände“, sagt Robert Grafetstetter, Pächter des Strandbads Obing. Das liege daran, dass ein Tor zum Badeplatz aufgrund einer Anordnung der Gemeinde immer offen sein muss. Dadurch könnte jeder rund um die Uhr das Gelände betreten. „Was da dann außerhalb der Öffnungszeiten passiert, darauf haben wir keinen Einfluss“, sagt Grafetstetter. So habe er auch von dem Rassismus-Vorfall erst im Nachhinein erfahren, da das Strandband offiziell erst am 1. Mai eröffnet. Von seinem Team sei am Sonntag niemand vor Ort gewesen. Er befürchtet dennoch, dass die Geschehnisse negative Auswirkungen auf das Strandbad haben könnten. „Das hat so kurz vor dem Saisonstart einen faden Beigeschmack.“ Daher wolle er sich klar von den Anfeindungen der Jugendlichen distanzieren. „So ein Verhalten widerstrebt uns, bei uns ist jeder willkommen. Mensch ist Mensch“, sagt der Betreiber. Der Vorfall werde auch nichts daran ändern, dass der Badeplatz jederzeit benutzbar ist. „Da spricht nichts dagegen, solange man sich benimmt und die gute Kinderstube nicht vergisst.“ Julian Baumeister

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