Schechen/Rosenheim – Mit zusammengekniffenen Augen schaut Polizist Thomas Unterlinner durch das Visier seines Laser-Messgeräts. Er und seine Kollegen stehen an der B15 auf Höhe der Erlebnisgaststätte Erlensee in Schechen.
„Auf der Strecke sind in letzter Zeit immer wieder Unfälle passiert“, sagt Polizeihauptkommissar Robert Maurer. In den meisten Fällen seien die Autofahrer zu schnell unterwegs gewesen. Einige hätten alkoholisiert hinter dem Steuer gesessen.
Aus dem Verkehr
gewunken
Während Maurer erzählt, beobachtet Thomas Unterlinner den Verkehr. Mit der rechten Hand bedient er den schwarzen Auslöseknopf. Er drückt ab, es piept, dann ploppt die Geschwindigkeit in der Anzeige an der Seite des Geräts auf. 92 km/h.
Er gibt seiner Kollegin ein Zeichen, sie stellt sich auf die Straße, hebt die Polizeikelle und winkt den schwarzen Nissan samt Anhänger aus dem Verkehr. Der Grund: An der Stelle sind nur 80 km/h erlaubt, zudem dürfen Autofahrer, die mit einem Anhänger unterwegs sind, außerorts ohnehin maximal 80 km/h fahren.
Verwirrt kurbelt der Autofahrer seine Scheibe herunter. Er parkt, steigt aus seinem Auto und unterhält sich mit Thomas Unterlinner. Der erklärt ihm, was er falsch gemacht hat. Der Mann schüttelt immer wieder den Kopf, zeigt auf die Straße. Er glaubt nicht daran, dass er tatsächlich zu schnell unterwegs war. Auch auf diese Fälle sind die Polizisten vorbereitet. Unterlinner führt den Mann zum Messgerät und zeigt ihm die aufgezeichnete Geschwindigkeit.
Der Autofahrer zuckt mit den Schultern, reicht Unterlinner seinen Führerschein, die Fahrzeugpapiere sowie den Personalausweis. Der Polizist trägt die Daten in den Computer ein und überprüft, ob alles seine Richtigkeit hat. Noch an Ort und Stelle bezahlt der Fahrer des schwarzen Nissan das Bußgeld in Höhe von 30 Euro, bevor er sich zurück in sein Auto setzt und weiterfährt.
Es ist der einzige Verstoß, den die Rosenheimer Beamten beim diesjährigen Blitzermarathon an der Kontrollstelle in Schechen festgestellt haben. „Für uns war es ein erfolgreicher Vormittag“, sagt Polizeihauptkommissar Robert Maurer.
Ihm und seinen Kollegen gehe es nicht darum, möglichst viele Autofahrer, die zu schnell unterwegs sind, zu erwischen. Vielmehr liegt der Fokus darauf, die Verkehrsteilnehmer dazu zu bringen, Tempolimits immer einzuhalten. „Es ist uns ein Anliegen, dass das Bewusstsein dafür gestärkt wird“, sagt Maurer. An insgesamt sechs Kontrollstellen im Verbreitungsgebiet der Rosenheimer Polizei haben deshalb acht Beamte rund 24 Stunden kontrolliert. Grund hierfür war der europaweite „Speedmarathon“, der vom europäischen Verkehrspolizei-Netzwerk „Roadpol“ koordiniert wird.
„Zu schnelles Fahren ist die Hauptursache für schwere Verkehrsunfälle“, erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann im Vorfeld des Blitzermarathons. Eine zu hohe und nicht angepasste Geschwindigkeit war 2023 die Ursache für rund ein Viertel aller tödlichen Verkehrsunfälle in Bayern. 125 Personen kamen bei Geschwindigkeitsunfällen ums Leben. Die Rosenheimer Polizei hat im vergangenen Jahr in ihrem Dienstbereich 425 Messungen durchgeführt, 178 davon in der Stadt Rosenheim. „Insgesamt kam es in dieser Zeit zu 625 Anzeigen, 152 Verwarnungen und 15 Fahrverboten“, sagt Robert Maurer auf OVB-Anfrage.
Ein Lob für die
Autofahrer
Am schnellsten unterwegs war dabei ein Autofahrer auf der B15, Höhe Schechen. Statt den erlaubten 100 km/h war er mit 146 km/h unterwegs. Von diesen schwerwiegenden Verstößen waren die Beamten am Freitagvormittag weit entfernt. „Da kann man den Autofahrern auch ruhig mal ein Lob aussprechen“, sagt Maurer.