„Es fällt so schwer, nichts mehr leisten zu können“, seufzt eine alte Frau im Pflegeheim. In der Rückschau erzählt sie von einem erfüllten, aber vor allem arbeitsreichen Leben. Vieles ist jetzt nicht mehr möglich. „Irgendwann werden einem im Leben die Entscheidungen aus der Hand genommen, die man vorher selbst treffen konnte.“ Das zu akzeptieren, ist vielleicht die schwierigste Aufgabe unserer menschlichen Reifung.
Eine Sache festhalten, können wir seit der Geburt. Das Teilen müssen wir lernen, das Loslassen zuletzt üben. „Was das Leben immer noch lebenswert macht, sind die Menschen, mit denen ich verbunden bin“, meint die Seniorin, und jetzt ist ein Leuchten im Gesicht zu sehen. Sie erzählt von Enkeln, Nachbarn und Freunden, die ihr das Gefühl geben, nicht allein zu sein.
Im Evangelium vom kommenden Sonntag spricht Jesus von einem Weinstock und den einzelnen Reben, die mit diesem Weinstock verbunden sind. Aus sich selbst heraus kann keine der Reben auch nur irgendeine Frucht hervorbringen, sondern nur, wenn sie mit der Lebensquelle ihres Weinstocks verbunden bleibt. Wenn im Leben vieles oder sogar alles wegbricht, bleibt uns immer noch die Verbindung mit dem Himmel. Bei Gott zählt ohnehin keine Leistung, sondern „auch das, was für die Katz war“, wie es die Benediktinerin Kyrilla Spieker einmal sehr einfach formuliert hat. Die Frucht des Weinstocks ist die Lebensfreude. In der Welt irgendwann real abgefüllt im Weinfass, in der menschlichen Seele aber so viel mehr: die Liebe, die Gott uns schenkt, wenn wir sie annehmen.