Rott – Diebe werden immer dreister: Sie klauen am helllichten Tag Kupferkabel oder Werkzeuge. Auch vor großen Geräten machen sie nicht Halt. In Rott kam es in den vergangenen Tagen zu zwei Diebstählen auf Baustellen. In der Austraße haben laut Polizei Wasserburg Unbekannte zwischen Samstag und Montag eine Wärmepumpe samt Boiler im Wert von 20000 Euro demontiert und gestohlen.
Zusätzlich wurden in der Nacht von Montag auf den gestrigen Dienstag im Gewerbegebiet „Am Eckfeld-Süd“ mehrere Werkzeuge, wie Akkuschrauber und -Bohrer, im Wert von 3500 Euro entwendet, wie die Polizeiinspektion Wasserburg weiter mitteilte.
Kein neues
Phänomen
Diebstähle auf Baustellen seien kein neues Phänomen, erklärt Markus Steinmaßl, Polizeichef von Wasserburg. Derzeit würden die Beamten in Rott von keiner Tat-Serie ausgehen. Des Weiteren stehe nach aktuellem Ermittlungsstand nicht fest, ob die beiden Diebstähle in Verbindung zueinander stehen, so Steinmaßl.
Bei Diebstählen von Werkzeugen gebe es generell unterschiedliche Gründe. Zum einen könnten Handwerker auf Baustellen die Maschinen untereinander verwechselt haben. Zum anderen könne der Dieb ein Arbeiter einer anderen Firma sein.
Beim Fall der Wärmepumpe und des Boilers in Rott geht die Polizei von einer vorbereiteten Tat aus, so Steinmaßl. Die Täter hätten gewusst, wie sie das Gerät abmontieren können und hätten für die beiden Teile ein großes Fahrzeug zum Abtransport benötigt. „Das war kein Gelegenheitsdieb“, so der Dienststellenleiter. Die Aufklärungsrate derartiger Delikte sei jedoch gering, räumt Steinmaßl ein. Baustellen seien meist nicht gesichert und selten videoüberwacht.
Einlasskontrollen an
Großbaustellen
Auch Rudi Schiller, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Rosenheim, sind Diebstähle dieser Art bekannt. „Je größer eine Baustelle ist, desto weniger kann kontrolliert werden, wer ein und aus geht“, erklärt er auf Anfrage. Großbaustellen hätten zum Teil eine Einlasskontrolle, jedoch nicht alle. Ebenso spiele der Ort der Baustelle eine Rolle.
„In einem Gewerbegebiet ohne Betriebsleiterwohnungen zum Beispiel sind nach Dienstende und am Wochenende kaum Menschen unterwegs“, sagt er. Auch hier könne somit niemand auf Baustoffe, Maschinen oder Werkzeuge aufpassen.
Schiller, der einen Zimmereibetrieb in Soyen leitet, rät allen Handwerkern, ihre Materialien über Nacht und am Wochenende in einem Lager zu sichern. Außerdem sollten so wenige Baustoffe wie möglich vor Ort sein. Mittlerweile gebe es auch Lieferdienste, die die Ware „just in time“ und zweimal am Tag auf die Baustelle bringen würden, sagt er.
Diebstähle auf Baustellen seien oft im Vorfeld organisiert, ist Schiller überzeugt. Bei großen oder schweren Mengen müssten die Täter mit entsprechenden Fahrzeugen kommen, erklärt der Kreishandwerksmeister. Das Diebesgut würde anschließend aus der Region transportiert werden, sagt er. „Es klaut nicht einer auf der Baustelle im Rosenheimer Süden, um es im Rosenheimer Norden zu verbauen“, meinte er.
Wärmepumpe wiegt
100 Kilogramm
Jürgen Schleehuber, Heizungsbauer und Geschäftsführer der Karl Göpfert GmbH aus Wasserburg, findet die Tatsache, dass in Rott auch eine Wärmepumpe gestohlen wurde, „kurios“. Schließlich könne es sein, dass auf einer solchen Anlage schon Wasserdruck drauf sei. Außerdem würden die Außenteile eines kleinen Geräts dieser Art bereits 100 Kilogramm wiegen. Mit handelsüblichen Werkzeugen lasse sich eine solche Pumpe jedoch abmontieren. Sie sei nicht weiter gesichert, erklärt Schleehuber.
Die Kosten für eine Wärmepumpe beginnen laut dem Heizungsbauer bei 10000 Euro, jeweils bezogen auf das Außenteil und die Innenkomponenten. Zur Montage benötigt Schleehuber nach eigenen Angaben vier Personen. Eine Wärmepumpe zu stehlen, ist also ein Kraftakt. Das gilt nicht nur für Rohbauten, sondern auch bei fertiggestellten Gebäuden. Die Verbraucherzentralen raten deshalb allen, die eine Wärmepumpe im Außenbereich des Hauses aufgestellt haben, ihren Versicherungs schutz zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.