Weihrauch löst Großeinsatz aus

von Redaktion

Mehrfamilienhaus in Bad Endorf evakuiert

Bad Endorf – Weihrauch ist ein liturgischer Duft. Er schützt Haus und Hof, beflügelt Körper und Geist. In vielen Kulturen ist er wichtiger Bestandteil eines ganzheitlichen medizinischen Ansatzes. In Bad Endorf verursachte das Räucherwerk am Montag genau das Gegenteil: gesundheitliche Beschwerden und einen Großeinsatz der Feuerwehren.

Es war gegen 19 Uhr, als sich plötzlich zwei von sieben Personen in einer Bad Endorfer Wohnung nicht wohlfühlten. Sie klagten über Atemnot und riefen den Rettungsdienst. Als die Rettungswagen-Besatzung die Wohnung betrat, lösten ihre Kohlenmonoxid-Detektoren aus. Diese gehören zu ihrem Schutz zur Einsatzkleidung. „Eine Ursache für den CO-Alarm konnten die Rettungssanitäter nicht finden. Also informierten sie die Rettungsleitstelle“, informiert Peter Hans von der Polizeiinspektion Prien. Diese alarmierte Polizei, Rettungsdienst sowie die Feuerwehren Bad Endorf, Antwort, Hemhof, Halfing, Prien und Rosenheim.

Evakuierung eines
Mehrfamilienhauses

Das Einsatzstichwort „ABC3“ machte den Einsatzkräften klar: Es entweichen unkontrolliert größere Mengen gefährlicher Stoffe. Menschen sind in Gefahr. Die Bewohner des Mehrfamilienhauses wurden evakuiert. Rauchschwaden waren nicht zu sehen. Deshalb suchten die Kameraden in der Wohnung nach der Quelle der Atembeschwerden und wurden fündig: ein Räucherkessel für Weihrauch. Offenbar hatten die Mieter und ihre Gäste beweihräuchert, das Ritual aber nicht sachgemäß beendet. Von ihnen unbemerkt, so vermutet die Polizei, habe die Kohle wieder zu glimmen begonnen und so den Sauerstoff aus der Wohnung verbrannt.

„Vergleichen kann man das mit einem Grill, der in einer Wohnung bei geschlossenen Fenstern angezündet wird“, sagt ein Sprecher der Feuerwehr Bad Endorf. Normalerweise entstünden bei einer Verbrennung überwiegend Kohlendioxid und Wasser. Bei einer „unsauberen Verbrennung“ wie im Bad Endorfer Fall aber reiche der Sauerstoff in der Verbrennungsluft nicht aus. Befänden sich unverbrannte oder nicht vollständig oxidierte Bestandteile im Abgas, entstehe geruch- und farbloses, aber hochgiftiges Kohlenmonoxid (CO).

Die Bad Endorfer Weihrauch-Räucher-Runde hatte Glück im Unglück. Sie kam zwar nicht selbst auf die Idee, den Atembeschwerden mit frischer Luft, einem geöffneten Fenster oder einem Spaziergang im Freien zu begegnen. Das übernahmen die Kameraden der Feuerwehren. Und so war die Gefahr schnell gebannt.

Einsatz hat noch
ein Nachspiel

Nachdem der Weihrauchkessel ins Freie gebracht und die Wohnung gelüftet wurde, konnte diese auch wieder gefahrlos betreten werden. Alle sieben Personen mussten trotzdem zur Überwachung ins Krankenhaus. Der rituelle Abend hat noch ein Nachspiel: „Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung“, informiert Hans. Grundsätzlich können auch die Feuerwehren ihre Einsatzkosten auf den „Weihrauch-Stifter“ umlegen. Das liegt im Ermessen der jeweiligen Gemeinden. Kathrin Gerlach

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