Zukunft der Wissenschaft – „Sind wir dabei?“

von Redaktion

Wissenschaftsminister Blume fordert in Rosenheim Engagement in einer Zeit der Herausforderungen

Rosenheim – „Die entscheidende Frage ist für mich: Sind wir dabei?“ Diese Frage stellt Markus Blume, der bayerische Wissenschaftsminister, und sieht in ihrer Beantwortung die Zukunftsfähigkeit Deutschlands in den Bereichen Wissenschaft und Technik. Er äußerte sich auf einer Veranstaltung mit dem Motto „Wissenschaft verbindet Europa“, zu der der Bundeswahlkreis der CSU im Hinblick auf die anstehende Europawahl eingeladen hatte.

Länder wie China sind
derweil weit mehr
als nur Kopisten

Laut Blume sind die Zeiten, in denen die Welt noch einfach geordnet war, längst vorbei. Deutschland zählt nicht mehr automatisch in jedem Techniksegment zu den Technologieführern. Länder wie China sind heute weit mehr als nur einfache Kopisten. Die Welt ist auch in Wissenschaft und Technik vernetzter und ihre Strukturen komplexer geworden. Einsatz, Engagement, Mut und Offenheit für Neues sind daher wichtiger denn je. Nur so kann sichergestellt werden, dass Deutschland in Zukunft auf Augenhöhe mit anderen Ländern mitreden und maßgeblich an Innovation und Technikentwicklung beteiligt sein kann.

Blume sieht schlechte
Voraussetzungen für Deutschland

Die Voraussetzungen dafür sind laut dem Wissenschaftsminister nicht schlecht. Deutschland hat nach wie vor die Köpfe, die nötig sind, um Wissenschaft voranzutreiben. Allerdings benötigen diese eine Politik, die Hindernisse aus dem Weg räumt, anstatt neue Steine in den Weg zu legen. Es läuft, so Markus Blume, bei allen Zukunftsentwicklungen – künstliche Intelligenz, Quantencomputer, Kernfusion sind hier nur einige Beispiele – auf die Frage hinaus: Wollen wir aktiv an der Entwicklung beteiligt sein? Und konkreter: Sollen wir uns etwa von der Entwicklung der künstlichen Intelligenz fernhalten, aus Gründen der allgemeinen Vorsicht und wegen unseres hochentwickelten Datenschutzstandards?

Und dabei in Kauf nehmen, dass die Innovationsarbeit von anderen geleistet wird, uns danach nur die Nutzung bleibt, ohne dass wir an der Entwicklung beteiligt waren? Für den Minister war die Antwort klar: Nur aktive Teilhabe kann die wissenschaftliche Zukunft Deutschlands sichern und nötig ist dafür ganz zweifellos auch Kontakt und intensiver Austausch mit allen anderen Ländern. Deshalb verteidigte er auch das Auslandsengagement Bayerns: „Bayern ist in der Welt in Sachen Wissenschaft und Technologie nach wie vor ein Name, eine Marke.“ Das gelte es auszunutzen, vor allem überall dort, wo vom Bund zu wenig kommt. Viele lobende Worte fand der Minister dabei für die Technische Hochschule Rosenheim und ihren Präsidenten Heinz Köster: Die Hochschule sei ein Leuchtturm, so meinte er und fügte scherzhaft hinzu: „Sie hat in Heinz Köster einen Präsidenten, der die Flagge Rosenheims in ganz Südbayern in den Boden rammt.“ Doch politische Unterstützung und führende Köpfe in der Wissenschaft reichen noch nicht aus, um einen Spitzenplatz im Wissenschaftskonzert zu sichern. Es bedarf auch der entsprechenden Basis, nicht zuletzt bei den Facharbeitern.

Düstere Aussichten
wegen Millionen unbesetzter Stellen

Hier aber sieht es düster aus – in den nächsten fünf Jahren werden eine Million Stellen unbesetzt bleiben. Diese Feststellung trafen die Professorin Nicole Strübbe und ihre Mitarbeiterin Steffi Panhans, die im Rahmen der Veranstaltung das Projekt eines Mint-Netzwerkes in Südbayern, in der sogenannten Region 18 vorstellten. Dabei geht es um das Bemühen, den Frauenanteil in den Technikberufen zu erhöhen.

MINT-Frauenanteil
im internationalen Vergleich zu niedrig

In Deutschland liegt der bei gerade mal 20 Prozent, in anderen Ländern, etwa in Polen, ist er doppelt so hoch. Das Fazit der beiden: Hier schlummern zukünftiges Know-how und Manpower, die in Wirtschaft und Wissenschaft dringend benötigt werden. Eine Lösung dafür sehen beide in dem Versuch, junge Frauen schon früh, das heißt schon ab dem Kindergarten vom eigenen Vorurteil zu befreien „Technik – das ist nur was für Männer.“

Verstecke Reserven
mobilisieren und Innovationen steigern

Gelingt es, diese versteckten Reserven zu mobilisieren und werden naturwissenschaftliche Berufe dadurch gestärkt, dann steigt, so Professor Strübbe und Steffi Panhans, ganz sicher auch die Quote an Innovationen. Innovationen schaffen Mut und Zuversicht und damit waren die beiden wieder ganz nah bei Minister Blume und auch allen anwesenden Vertretern der Hochschule: Heutiger Mut und heutige Offenheit für Neues garantieren für morgen wissenschaftliche, damit wirtschaftliche und in der Folge auch soziale Stabilität und Zuversicht.

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