Kiefersfelden – Als „Erntetag“ bezeichnet Kiefersfeldens Bürgermeister Hajo Gruber die Eröffnung der „Genusswelt“ im Kaiserreich Kiefersfelden. Denn der Rathauschef weiß genau, wie lange das „Aussäen“ auf der rund sieben Hektar großen Gesamtfläche gedauert hat. Schon vor rund 15 Jahren setzte sich Gruber gemeinsam mit dem Immobilienunternehmer Fritz Unterberger zusammen. Das Ziel: Die „einzige Chance“ nutzen, um 1000 verlorene Arbeitsplätze in der Gemeinde zu ersetzen. Denn zuvor gingen die Marmor- und Zementwerke ebenso verloren wie eines der größten Autobahn-Zollämter Europas.
34 Millionen Euro wurden investiert
Nach vielen Verhandlungen, Visualisierungen, Absagen und neuen Plänen wurde das Kaiserreich nun von Florian Unterberger, dem Sohn von Fritz und mittlerweile Geschäftsführer des Unternehmens, eröffnet. Und auch der Bauherr spricht von einem „langen Weg“, den es bis zur 12000 Quadratmeter großen Gewerbefläche gebraucht hat. „Es kam die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die gestiegenen Baukosten und das Problem mit den Lieferketten“, zählt Florian Unterberger auf.
Im Herbst 2022 stand das Projekt zum letzten Mal auf der Kippe. „Wir haben uns damals gefragt: Sollen wir das jetzt wirklich durchziehen?“, beschreibt Unterberger. Die Antwort sei eindeutig gewesen.
Das Ergebnis der Entscheidung ist zwei Jahre später zu sehen. Ein Projekt, das „seit der Bauphase fristgerecht“ und mit einer Investitionssumme von knapp 34 Millionen Euro realisiert wurde. Drei Stockwerke für Einzelhandel, Gastronomie und Büroflächen. Doch während im Erdgeschoss schon die ersten Händler sowie eine Apotheke eingezogen sind, herrscht rundherum noch gähnende Leere. „Wir haben aktuell 50 Prozent vermietet”, erklärt Vertriebskoordinator Sebastian Helbig. Auch hier hat die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen. „Dadurch haben wir viele Absagen von Firmen erhalten”, meint Helbig. Zu groß war und ist die Zurückhaltung von großen Investitionen in einen neuen Standort.
Doch was aktuell noch eher wie eine halb gefüllte Hochglanzfassade wirkt, soll sich möglichst bald zu einem stimmigen Gesamtkonzept entwickeln. „Im dritten Obergeschoss ist bis Herbst ein großer Unterhaltungsbereich für Jung und Alt geplant”, sagt Helbig, der bis auf Stichworte wie „Hüpfburg” oder „Trampolin“ noch nicht ins Detail gehen möchte. Außerdem soll das Brauhaus „Zum wilden Karl“ bald eröffnen, das vom gegenüberliegenden Hotelbesitzer betrieben werden soll. Für das darunter liegende Café ist man dagegen nach wie vor auf der Suche nach einem Betreiber. „Ich verstehe da nicht ganz, warum einige noch zögern”, gesteht Helbig. Schließlich sei die Lage außergewöhnlich gut.
Einen weiteren Schwung für das Gewerbegebiet erhofft sich Bürgermeister Gruber durch den neuen Hauptsitz der Sportmodemarke Dynafit. „Da könnte sich Stand jetzt im Juli etwas tun”, prognostiziert der Rathauschef mit Blick auf die beiden Zacken, die von der Autobahn aus zu sehen sind. Auch er rechnet damit, dass bald noch mehr Geschäfte in das Gewerbegebiet einziehen und möchte am ersten Erntetag die Ruhe bewahren. „Lieber dauert es ein wenig und dafür haben wir länger etwas davon“, so Gruber.