Bavaria Historic kurzfristig abgesagt

von Redaktion

Jahrzehnte war die dreitägige Bavaria Historic fester Bestandteil im Terminkalender von Oldtimerfreunden aus ganz Deutschland. Doch heuer zieht der ADAC Südbayern nur vier Wochen vor dem Start die Reißleine. Warum der Ärger in Bad Aibling ganz schön groß ist – und was die Fans trotzdem erwarten dürfen.

Bad Aibling – Die Nachricht machte Anfang der Woche zunächst nur über die sozialen Medien die Runde. Wer auf der Homepage des ADAC Südbayern nachsah, stieß dort auf die Nachricht „ADAC Bavaria Historic 2024 abgesagt: Veranstaltung verschoben auf 2025“. Begründung: „Das teilweise rückläufige Interesse an mehrtägigen Oldtimer-Veranstaltungen hat auch die Bavaria Historic getroffen. Der enorme Aufwand für die Organisation bei gleichzeitig rückläufiger Teilnehmerzahl lässt eine Durchführung in der gewohnten Weise in diesem Jahr leider nicht zu. Die Veranstaltung wird auf 2025 verschoben.“

Nur durch
Corona ausgebremst

Die Stadt Bad Aibling erreichte die offizielle Nachricht erst Tage später – und sorgt für großen Unmut ob der Kurzfristigkeit und der Vorgehensweise. „Wir haben so lange gut zusammengearbeitet. Das ist keine Art und Weise, wie man mit seinen Partnern umgeht“, wettert Kurdirektor Thomas Jahn. Und auch Bürgermeister Stephan Schlier zeigt sich verärgert: „Die offizielle Nachricht über die Absage haben wir erst am Donnerstag bekommen.“

Bislang hatte es nur die Corona-Pandemie geschafft, die Veranstaltung auszubremsen. 2020 musste sie komplett gecancelt werden. Im Jahr 2021 wurde statt der großen Ausfahrt die eintägige „Maxlrain Classic“ ins Leben gerufen. Sie wurde für alle Interessenten, die den Aufwand einer dreitägigen Veranstaltung nicht auf sich nehmen wollen, seither beibehalten. Die gute Nachricht für Fans vorneweg: Sie findet auch heuer an Fronleichnam statt.

Überhaupt wird für den großen Teil der Allgemeinheit der Wegfall der Oldtimer-Rallye Bavaria Historic wenig spürbar sein. „Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Ganz wichtig: Sowohl das große Oldie Feeling – Süddeutschlands größtes Oldtimertreffen auf der Schlosswiese Maxlrain – am 30. Mai als auch die beliebte Oldie Night am Freitag, 31. Mai, finden statt“, betont Jahn.

Hier können sich alle auf den Lokalmatador AMC Bad Aibling verlassen, der zusammen mit dem Inntaler Veteranen-Fahrzeug-Club (IVC) alle Hebel in Bewegung setzt, um für gelungene Veranstaltungstage zu sorgen, auch wenn die Absage des Klassikers in diesen Reihen die Stimmung doch dämpft. Doch weiß auch AMC-Vorsitzender Emil Mathe, dass ein Wandel stattfindet. Die älteren Teilnehmer würden weniger, während für die jüngeren eine dreitägige Veranstaltung und auch die damit verbundenen Kosten vielleicht nicht mehr den Reiz ausmachen. Das Großereignis koste letztlich auch den Veranstalter viel Geld, angefangen von den Ordnern, Sicherheitsdiensten und Streckenposten über die Zeiterfasser bis zur Ausstattung und vieles mehr.

Froh sei man, mit dem „Oldie Feeling“ den beliebten Zuschauermagneten auch heuer anbieten zu können und mit der „Maxlrain Classic“ am Fronleichnamstag mit rund 50 Startern die „Maxlrain Classic“ fahren zu können: „Es waren also wie immer Autos über die Rampe beim Start und es rührt sich was. Dem Besucher wird es nicht so auffallen, dass etwas fehlt.“

Denn der Andrang von Oldtimer-Fahrern, die ihre Autos auf der Schlosswiese zur Schau stellen, ist ungebrochen, sodass im vergangenen Jahr erstmals eine Unterscheidung nach Alter vorgenommen werden musste: Alle Fahrzeuge, die unter 40 Jahre alt sind, treffen sich nun im Sportpark am B&O-Gelände.

AMC und IVC wollen außerdem dafür sorgen, dass die Oldie Night an der Ausstellungshalle auch in diesem Jahr ein Highlight wird: „Wenn die Teilnehmerfahrzeuge der Bavaria Historic dort fehlen, müssen wir umso mehr für die entsprechende Kulisse sorgen“, sagt Mathe.

Den betroffenen Hoteliers in der Kurstadt jedoch ist durch all das wenig geholfen. Johann Reif, Geschäftsführer des Hotels St. Georg, hat die Absage kalt erwischt: Erst am Donnerstag, 2. Mai, sei eine entsprechende Nachricht des ADAC bei ihm eingegangen. Da hatten die ersten Gäste bereits ihre Buchungen storniert.

Er sei, wie andere auch, regelrecht schockiert. „Ich habe zuerst durch einen Teilnehmer von der Absage erfahren und konnte es gar nicht glauben. Doch als ich die Webseite der Bavaria Historic aufrief, sah ich die Information betätigt.“ Dass sich der ADAC selbst so spät meldete, sei nach den langen Jahren, in denen vor dem Hotel schließlich auch zwei der drei Starts zu der Ausfahrt stattfänden, „keine Art und Weise des Umgangs.“

Die Teilnehmer der Bavaria Historic machen laut Reif an dem langen Wochenende in der Regel rund 90 Prozent der Gäste in seinem 220-Betten-Hotel aus. „Drei Tage fast volles Haus – das ist heuer nun weg. So kurzfristig wird es schwer, die Betten anderweitig belegen zu können“, spricht Reif von einem großen Verlust.

Das gleiche Bild zeichnet Sabine Schmelcher, stellvertretende Hoteldirektorin, für das B&O-Parkhotel: „Wir sind von der Absage extrem betroffen. Seit es das Hotel gibt, waren wir an den drei Tagen immer voll.“ Auch sie habe erst davon erfahren, als die ersten Gäste ihren Aufenthalt stornierten. Mit ein paar Monaten Vorlaufzeit hätte man vielleicht noch einiges kompensieren können, doch so werde es schwer, die Betten wieder zu belegen.

Außen vor scheint der „Schmelmer Hof“ im Osten der Stadt: „Wir sind von der Absage überhaupt nicht betroffen, hieß es dort auf OVB-Anfrage. Und auch für Maximilian Lindner, Geschäftsführer des Hotels Johannisbad, hält sich der Verlust in Grenzen: „Wir hatten zwei Absagen. Für uns ist es bis jetzt kein Drama.“ „Bei uns schlägt das schon ins Kontor“, sagt hingegen Jost Deitmar, Geschäftsführender Gesellschafter des Hotels „Das Lindner“ im Herzen der Kurstadt. Ihm fehle nun eine ganze Reihe an Buchungen, was sich durchaus schmerzhaft bemerkbar mache.

Auch für die Stadt sieht er einen wirtschaftlichen Verlust. Genau wie Bürgermeister Stephan Schlier, demzufolge neben der Hotellerie und Gastronomie auch das lokale Busunternehmen betroffen sei, das etwa für Shuttles sorge, da ein Teil der Veranstaltung in Maxlrain auf Tuntenhausener Gebiet und ein Teil in Bad Aibling stattfinde. Und auch für die Marke Bad Aibling sei die Bavaria Historic stets eine zugkräftige Werbung gewesen.

„Schade, es war eigentlich immer eine gute Kooperation“, so Schlier. „Wir werden mit dem ADAC eine Gesprächsrunde führen, wie es weitergeht und dann sehen, wie wir mit unseren eigenen Veranstaltungen umgehen und wie viele Mittel wir zur Verfügung stellen.“ Laut ADAC-Homepage ist die Veranstaltung nur aufgeschoben und soll im kommenden Jahr wieder stattfinden.

„Oldie Feeling“ in
Maxlrain bleibt

Weniger betroffen von der Absage ist die Gemeinde Tuntenhausen, auf deren Gebiet das Oldtimertreffen seit 25 Jahren stattfindet (nachdem der Platz an der Aiblinger Ausstellungshalle zu klein geworden war). Wie Geschäftsführer Erik Thomas erklärt, sei für die Kommune vor allem das „Oldie Feeling“ in Maxlrain von Bedeutung. Sie sei zwar für die Gemeinde aufwendig, aber die Organisation laufe stets sehr gut ab.

Und auch Roland Bräger, Direktor der Schlossbrauerei Maxlrain, sagt, der Ort profitiere in erster Linie von denen, die an Fronleichnam ihre Oldtimer auf der Schlosswiese gerne zeigen und denen, die kommen, um sie zu sehen. Dennoch glaubt er an einen „Effekt“, den die Absage natürlich auf den Tourismus habe und es bleibe abzuwarten, wie es im kommenden Jahr weitergeht.

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