Mit wenigen Klicks zur Badekur

von Redaktion

Die „Kur auf Klick“ ist ein neues, bundesweit einzigartiges Service-Angebot des Bayerischen Heilbäderverbandes. Projektleiter und Bad Aiblinger Kurdirektor Thomas Jahn erklärt, wie sie funktioniert und beim Gesundbleiben hilft.

Bad Aibling/Bad Endorf – Die wenigsten Menschen wissen, was eine Badekur ist. Judith Gerlach (38), Juristin und seit 2023 Bayerische Gesundheitsministerin (CSU), gehört dazu. Das gab sie auf der Frühjahrstagung des Bayerischen Heilbäderverbandes (BHV) in Bad Endorf auch ganz unumwunden zu. „Das ist auch kein Wunder“, erklärt Thomas Jahn, Kurdirektor in Bad Aibling, denn: „25 Jahre lang war die ambulante Vorsorgekur – umgangssprachlich auch als Badekur bezeichnet – eine Ermessensleistung der Krankenkassen.“ So geriet sie mehr oder weniger in Vergessenheit, wie Zahlen eindrücklich beweisen: „1995 wurden deutschlandweit 900000 Badekuren verordnet, im vergangenen Jahr waren es gerade mal noch 10750“, bilanziert er die Entwicklung.

Überschattet
von Corona

Dabei ist die ambulante Badekur schon seit Sommer 2021 wieder eine Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Doch Corona überschattete die neue Ära der bundesdeutschen Gesundheitsvorsorge. Und so blieb sie von den meisten Menschen unbemerkt – Ärzte, Therapeuten und Politiker eingeschlossen. Deshalb hat der BHV ein Fortbildungsprogramm entwickelt, bietet Online-Seminare an, informiert auf Ärztekongressen. „Im vergangenen Jahr haben wir 2000 Ärzte in Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen erreicht“, bilanziert Jahn, der zugleich Vorsitzender des Marketing-Ausschusses im BHV und Projektleiter der neuen Homepage „Gesundes Bayern“ ist.

Mit der „Kur auf Klick“ soll die ambulante Badekur nun wieder ins Bewusstsein der Menschen rücken und ihnen gleichzeitig zu ihrem verbrieften Recht auf Gesundheitsvorsorge verhelfen. Auch und vor allem jenen, die mit ihren Beschwerden bisher an Kuranträgen scheiterten und aufgegeben haben. Pflegekräfte beispielsweise, die aufgrund ihrer anspruchsvollen Arbeit von permanenten Rückenschmerzen geplagt sind, bei denen aber noch keine Krankheit diagnostiziert werden kann. „Diese Menschen holen wir jetzt von der Klippe, bevor sie abstürzen“, veranschaulicht Kurdirektor Jahn das Ziel der ambulanten Vorsorgeleistungen in anerkannten Kurorten (SGB V § 32). Sie sollen Krankheiten vermeiden. Die neue Homepage „Gesundes Bayern“ trägt dazu bei.

Der Weg zur Kur beginnt beim Hausarzt. Im Gespräch werden Vorsorgebedarf und Prozedere besprochen. Danach ist mit wenigen Klicks der Online-Kurantrag zur Hand: Krankenkasse auswählen, bisherige ambulanten Behandlungen, Symptome und Behandlungsziel ankreuzen. Fertig.

Die Homepage generiert das auf die jeweilige Krankenkasse zugeschnittene Formular für die „Anregung einer ambulanten Vorsorgeleistung am anerkannten Kurort“.

Die PDF wird heruntergeladen, ausgefüllt und dem Hausarzt zur Unterschrift vorgelegt oder per E-Mail zugesandt. Dann geht der Antrag zur Krankenkasse. „Die Bearbeitungszeiten liegen bei etwa zwei Wochen“, so die Erfahrung von Thomas Jahn. Ist die Genehmigung – der gelbe Kurschein – in der Post, kann es weitergehen.

Die ambulante Vorsorgekur ist eine Kombination aus Urlaub und medizinischer Prävention. Das heißt also: Die Versicherten müssen Urlaub nehmen. „Auch wenn eine ambulante Badekur natürlich alles andere als Urlaub ist und neben den medizinisch-therapeutischen Anwendungen kaum Zeit für Sightseeing bleibt“, macht Jahn klar. Alle medizinischen und therapeutischen Kosten übernimmt die Krankenkasse. Für seine Unterkunft zahlt der Kurgast selbst. „Einige Kassen schießen pro Tag bis zu 16 Euro zu den Kosten für Unterkunft und Verpflegung zu.“

Über den Kurort darf jeder selbst entscheiden. Auf der Homepage des Bayerischen Heilbäderverbandes gibt es bereits mehr als 1800 Einträge. Tendenz steigend. Wie also das passende Heilbad oder den perfekten Kurort auswählen? Diese Frage beantwortet der „Gesundheitsfinder“. Einfach die gewünschte Zertifizierung anklicken: beispielsweise Rückenschmerzen und Bewegung. Unter den 39 gefilterten Ergebnissen ist auch das Programm der „Bad Aiblinger Aktivwoche“. Wer Nachfragen hat, findet auf den ersten Blick Telefonnummern, E-Mails und Detailseiten mit ausführlichen Informationen zu den jeweiligen Dienstleistern wie Kurbetrieben oder Kliniken. Dann geht es weiter zur Direktbuchung bei den Anbietern.

Am Kurort angekommen, steht noch ein Termin beim Badearzt an. „Er entscheidet darüber, welche Anwendungen erforderlich sind“, erklärt Jahn. Mit den entsprechenden Rezepten kann die Kur beginnen. Wer nun befürchtet, dass es so kurzfristig bei Ärzten, Therapeuten, im Moor- oder Thermalbad, für Nordic Walking, Rücken- und Entspannungskurse oder Yoga keine freien Termine mehr gibt, sei beruhigt: „Für unsere Kurgäste sind immer Kapazitäten frei. Um das Rundum-SorglosPaket kümmert sich unsere Kurverwaltung“, verspricht Jahn.

Einen wichtigen Tipp hat der Kurdirektor: „Wir empfehlen Interessenten, Badekuren möglichst wohnortfern und für sich allein zu planen, um den Alltag wirklich hinter sich zu lassen. Das sind die besten Voraussetzungen für einen echten Reset.“ Der Online-Gesundheitsfinder bietet mehr als genug Alternativen zum Wohnort. Immerhin gibt es in Bayern 47 Heilbäder, Kurorte und Kurbetriebe mit natürlichen ortsgebundenen Heilmitteln. Im vergangenen Jahr verzeichneten sie 5,37 Millionen Ankünfte und 22,84 Millionen Übernachtungen.

Symptom-Checker
am Start

Die „Kur auf Klick“ ist nicht die erste Initiative des Bayerischen Heilbäderverbandes zur Digitalisierung des Gesundheitswesens. Vor einem Jahr ging bereits der „Symptom-Checker“ an den Start. Wer unter Schmerzen leidet, kann seine Beschwerden online analysieren. Nach einer Abfrage zu Art, Dauer und einer genauen Beschreibung der Beschwerden erhält man eine Empfehlung, ob und welchen Arzt man aufsuchen sollte. Via Link findet man die Spezialisten in seiner Region. Perspektivisch, so kündigt Projektleiter Jahn an, sollen Ärzte, Therapeuten und Kliniken auf der BHV-Homepage auch Telekonsultationen anbieten.

Der Start für das Pilotprojekt erfolgt im Juni in Bad Aibling. Beraten und begleitet wird der Bayerische Heilbäderverband auch dabei von Dr. Andreas Keck, der nach eigenen Worten „mit digitalen Lösungen das Gesundheitswesen revolutioniert“.

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