Der Umgang miteinander ist das Problem

von Redaktion

OVB-Reporter Manuel Hinmüller tritt vehement für seine Generation ein

Rosenheim/Landkreis – „Sie sind zu faul zum Arbeiten, total verweichlicht und nur am Handy.“ – Mit Aussagen wie diesen hat die sogenannte Generation Z zu kämpfen. Dazu zählen verallgemeinernd Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind. Auch bei einem Gespräch der OVB-Heimatzeitungen, bei dem Jugendliche, anlässlich der Europawahl, ihre Fragen an Politiker stellen durften, kam dieses Thema auf.

CSU-Bundestagsabgeordneter Alexander Dobrindt sieht keine mangelnde Arbeitsbereitschaft bei der Generation Z, wie er sagte. Doch woher kommen dann diese Anschuldigungen? Wer in den sozialen Medien unterwegs ist, ist sicherlich schon auf Beiträge gestoßen, in denen Influencer in Tränen ausbrechen, weil ihnen schon der erste Arbeitstag zu schaffen gemacht hat. Und genau diese Gefühlsausbrüche sorgen für Kritik und führen zu diesen Klischees.

In eine
Schublade gesteckt

Zwar schreiben Social-Media-Nutzer, dass diese Influencer nicht als Vorbilder dienen sollen, dennoch wird ihnen eine große Plattform gegeben. Und dann werden alle Menschen der Generation Z in eine Schublade gesteckt. Für mich absolut nicht nachvollziehbar.

Ich bin 1997 geboren. Mir war es immer wichtig, ein Teil der Gesellschaft zu sein und mein eigenes Geld zu verdienen. Als Jugendlicher mit 450-Euro-Jobs, und nach der Schule absolvierte ich eine Ausbildung und ging meine beruflichen Wege.

Ich könnte noch viele weitere Beispiele aufzählen, wo Menschen mit Anfang 20 bereits ihren Meister oder Techniker abgeschlossen haben oder auch ihr eigenes Unternehmen führen. Doch scheitert einer von ihnen, kommen herablassende Kommentare. Genau diese Angst vor dem Scheitern, vor diesem „bloßgestellt zu werden“, ist ein Problem.

Die Unsicherheit für das spätere Leben fängt teilweise bereits in der Schule an. Man sollte mehr auf das berufliche Leben vorbereitet werden – auch was Beruf und Finanzen angeht.

Professor Dr. Ulrich Voderholzer, Ärztlicher Direktor sowie Chefarzt der Psychosomatik & Psychotherapie in der Schön Klinik Roseneck in Prien erklärt, dass viele Jugendliche in der Einrichtung behandelt werden, weil sie nicht wissen, was sie in ihrem Leben machen wollen. Ihnen fehlten Perspektiven und Sicherheit.

Bei diesen Ängsten spielen auch die sozialen Medien eine große Rolle. Dr. Voderholzer erklärte: „Die Jugendlichen werden konfrontiert mit extrem vielen Einflüssen, zum Teil auch falschen Vorbildern, und auch falschen Werten.“

Dennoch sind Instagram und Co. beliebte Plattformen, um sich über Nachrichten zu informieren oder eigene Projekte zu bewerben. Da stellt sich auch mal ein ungeübter Redner vor die Kamera. Ein Blick in die Kommentare ist aber erschreckend. Nutzer tun ihre Meinung mit Beleidigungen kund. Einige sind schon fast als Drohung zu verstehen. Warum?

Wenn mir eine Meinung nicht gefällt, kann ich doch sachlich kommentieren oder einfach zum nächsten Beitrag springen, anstatt Menschen anzugreifen. Ein Wisch mit dem Daumen geht schneller als ein „Halt die Fr***e“. Nicht jeder kann mit solchen Beleidigungen umgehen. Sie werden zur eigenen Belastung. „Jeder zweite Jugendliche, der bei uns stationär behandelt werden muss, hat Cybermobbing erlebt“, sagt Dr. Voderholzer. Ein anderes Beispiel: die Fliesenleger-WM, deren Qualifikation in Seeon-Seebruck stattfand. Unter einem Social-Media-Post lese ich den Kommentar: „Wenn man sonst keine Hobbys hat“. Was soll das? Es wird geschimpft, dass die junge Generation nicht mehr arbeiten will. Und dann gibt es junge Leute, die an ihrem Beruf Spaß haben und ihre erlernten Fähigkeiten auch im Wettbewerb zeigen wollen. Das sind doch schöne Nachrichten.

Der jungen Generation sollte nicht alles schlecht- geredet werden, sie sollte lieber bei Fragen des Lebens wie Beruf, Selbstständigkeit, Versorgung unterstützt werden. Hierfür sollten die sozialen Medien mehr genutzt werden. Das gibt Mut und treibt weiter an.

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