Riedering – „Ich habe erst nur einen Aufprall gehört. Dann knallte ein Auto in den neben mir geparkten Wagen“, sagt eine 55-jährige Frau aus Riedering. Sie war Zeugin eines Unfalls, der sich am 3. Mai in Riedering ereignete. An dem Tag wollte eine 87-jährige Frau vor einer Apotheke in der Söllhubener Straße einparken. Dabei verwechselte sie laut Angaben der Polizei mehrmals das Brems- und das Gaspedal und fuhr wiederholt gegen andere Fahrzeuge.
„Die Autos waren vorne und hinten eingedellt, weil sie gegen eine Hausmauer geschoben wurden“, sagt die Augenzeugin. Die Mitarbeiter der Apotheke hätten die Szene verfolgt und dann die Polizei gerufen.
Ein paar Tage später ereignete sich ein ähnlicher Unfall. Am 8. Mai blieb eine 81-jährige Autofahrerin in Traunstein mit ihrem Auto an einer Treppe hängen. Nun stellt sich die Frage, ob Senioren sich verpflichtend auf Fahrtauglichkeit prüfen lassen sollen. Willi Waltinger, Gründer der Fahrschule Waltinger, würde sich wünschen, dass sich mehr Autofahrer ab 70 Jahren auf ihre Fahrtauglichkeit testen lassen. Seine Fahrschule biete freiwillige Fahrtauglichkeitstests ab diesem Alter an, allerdings würden nur zwei bis drei Menschen im Jahr danach fragen. „Dagegen werden jährlich fünf bis zehn Menschen von der Behörde zu einem solchen Test bei mir gezwungen“, sagt er. Das Hauptproblem sehe er dabei nicht nur in nachlassender Reaktionsgeschwindigkeit oder geringerer Sehfähigkeit, sondern auch an der Weiterbildung. „Es gibt immer wieder neue Bestimmungen im Straßenverkehr. Da muss man mitlernen“, sagt er.
Auch bei der Fahrschule Habenstein und Breu sei die Nachfrage nach den Fahrtauglichkeitstests gering. Etwa drei Personen fragen laut Inhaber Alex Breu jährlich nach einer solchen Überprüfung. Allerdings sieht er keinen Bedarf für mehr Tests für Senioren. „Auch jüngere Menschen können Fahrunfälle bauen, aber wenn es ein Senior ist, wird der Unfall automatisch auf das Alter geschoben“, sagt er. Von 2005 bis 2006 habe seine Fahrschule Auffrischungskurse angeboten. Doch die Nachfrage sei zu gering gewesen, und die Kurse wurden eingestellt. „Die meisten Senioren merken selbst, wenn ihre Fahrtauglichkeit nach lässt und fahren weniger oder hören ganz auf“, sagt Breu.
„Junge Leute können auch Hör- und Sehprobleme haben und fahren oft wilder als die Älteren“, sagt ein 67-jähriger Fahrlehrer aus Rosenheim, der nicht namentlich genannt werden möchte. Er befürwortet das freiwillige Aufsuchen eines Arztes. „Ich biete Fahrtauglichkeitstests an, da fährt man mal ein bis zwei Stunden und gibt Feedback, aber ich darf kein Gutachten ausstellen“, sagt er. Vergangenes Jahr hätten drei Interessenten im Alter von 80 Jahren nach einem solchen Test gefragt. Das Problem bei älteren Menschen sehe er auch darin, dass sie sich schlechte Fahrgewohnheiten bereits über Jahrzehnte angewöhnt hätten.
Metin Mergen, Regionalvorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Fahrlehrer, ist der Meinung, dass das Thema zu viel mediale Aufmerksamkeit erfährt. Verpflichtende Tests für Senioren lehnt er ab. „Wer soll das bezahlen?“, sagt er. Viele ältere Menschen befürchten laut dem Vorsitzenden auch eine negative Einstellung der Prüfer gegenüber Senioren. „Wieso sollen alle Senioren Prüfungen machen, wenn sie nichts angestellt haben?“, fragt er. Cordula Wildauer