Mehr Futter für das Rotwild im Priental

von Redaktion

Ein über Jahre schwelender und emotional geführter Konflikt ist beigelegt: Für die Wildtiere im Priental zwischen Aschau und Sachrang wird es künftig wieder mehr Futter geben. Was sich Gemeinde, Forstbetrieb, Jäger und Waldbesitzer davon erhoffen.

Aschau – Gute Nachrichten für Mensch und Natur im Priental: Die Fütterung des Rotwildes am einstigen Wintergatter Kreuth wird wieder aufgenommen, zudem eine winterliche Ruhezone eingeführt. Darauf einigten sich jetzt Vertreter der Jagd, der zuständigen Behörden und der Politik im Beisein von Bayerns Jagdminister Hubert Aiwanger. Aschaus Bürgermeister Simon Frank hatte zu diesem Koordinierungstermin eingeladen, denn: „Ich möchte verhindern, dass es an der Staatsstraße St 2093 zwischen Aschau und Sachrang zu Schwerverletzten oder gar Todesopfern kommt.“

Im Jahr 2015 wurde das Rotwild-Wintergatter Kreuth – im Bereich des Ortsteils Außerwald – auf Beschluss des Bayerischen Landtages aufgelöst. Das Wildgatter im nur wenige Kilometer entfernten Maurach blieb erhalten. Somit erfolgte östlich der St 2093 auch weiterhin eine Fütterung durch den Forstbetrieb Ruhpolding der Bayerischen Staatsforsten. Im Cramer-Klett’schen Revier im westlichen Bereich der Staatsstraße wurde das Wild im Winter an drei weiteren Stellen gefüttert.

Zwölf Wildunfälle
in einem Winter

Trotzdem kam es immer wieder zu Problemen. Eines davon: die Verkehrssicherheit. Allein im Winter 2020/21 ereigneten sich nach Informationen der Polizeiinspektion Prien an der Staatsstraße St 2093 zwischen Aschau und Sachrang – im Bereich der Ortsteile Wald und Schwarzenstein – zwölf Wildunfälle. „Es liegen zwar keine belastbaren Vergleichszahlen vor, aber gefühlt haben seit der Auflösung des Kreuther Wildgatters die Wildunfälle stark zugenommen“, sagt Bürgermeister Simon Frank. Daher sei das Wildtiermanagement in den vergangenen Jahren in zahlreichen Ortsterminen, Besprechungen und Gemeinderatssitzungen immer wieder ein sehr emotional debattiertes Thema gewesen. Ein weiteres Problem: Verbiss- und Schälschäden auf Wald- und Landwirtschaftsflächen. „Wir Menschen haben die Wildtiere verdrängt“, sagt Bürgermeister Frank, selbst auch Jäger. Ihre traditionellen Lebensräume seien durch Flächenverbrauch, zunehmende Urbanisierung und Landschaftszerschneidung immer kleiner geworden.

Zum naturnahen Verhalten von Rotwild gehöre es, im Winter aus den Bergen in die Täler zu ziehen. Das sei nicht mehr möglich, und so bleibe das Rotwild auch im Winter im Bergwald. „Durch eine Zufütterung der Tiere sollen Waldschäden vermieden werden“, erklärt Frank. Das erfolge auch an vier Standorten. Trotzdem hätten die Schälschäden im Jagdrevier Hohenaschau-Sachrang in den vergangenen Jahren zugenommen. Ein großes Problem für Jäger und Waldbesitzer. Nun ist es gelungen, eine Allianz der verschiedenen Akteure und Institutionen zu schmieden, um gemeinsam die Herausforderungen beim Umgang mit Wildtieren zu meistern. „Ich habe das Gefühl, dass wir ein gutes Miteinander besiegelt haben, denn alle Beteiligten blicken optimistisch in die Zukunft“, ist sich Bürgermeister Frank sicher.

So wird im Bereich der Bayerischen Staatsforsten künftig nicht mehr nur im Wildgatter Maurach, sondern auch im Bereich Kreuth wieder gefüttert, wenn das Wild in der Natur nicht mehr ausreichend Nahrung findet. „In einer offenen Schutzzone werden mehrere Raufen aufgestellt, und die Tiere täglich artgerecht gefüttert“, informiert Joachim Keßler, Leiter des Forstbetriebes Ruhpolding. Zudem werde in diesem Bereich eine Ruhezone eingerichtet, die ab Herbst nicht mehr bejagt werden dürfe.

„Der Verein ,Wildes Bayern“ begrüßt aus vollem Herzen, dass die Fütterung des Rotwildes im Priental und eine winterliche Ruhezone wieder ins Leben gerufen wurden“, ist Vereinsvorsitzende Dr. Christine Miller zufrieden.

Seit ihrer Vereinsgründung im Jahr 2015 hätten sich die Wildtier-Schützer für den Erhalt der Rotwildfütterung im Priental eingesetzt. „Für uns war klar, dass sonst nur Tierleid und Schäden entstehen würden. Umso glücklicher sind wir, dass endlich Sachverstand, Vernunft und Empathie angewandt werden.“

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