Hofladen-Knacker mit großem Aufwand dingfest gemacht

von Redaktion

Viele Dienststellen der Polizei befassen sich mit Einbruchstournee junger Burschen im Landkreis

Rosenheim – Bis die beiden tatverdächtigen jungen Männer aus der Region Rosenheim nach ihrer Einbruchstournee durch weite Teile Südostoberbayerns festgenommen werden konnten, scheint die Polizei ungewöhnlich großen Aufwand getrieben zu haben. Und damit ist die Arbeit wohl noch lange nicht abgeschlossen. Es werde weiter ermittelt, um verschiedene Fragen zu klären, sagte Michael Spessa, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, auf OVB-Anfragen.

Was feststeht: Es haben viele Dienststellen zusammengearbeitet. „Umfangreiche Ermittlungen und operative Maßnahmen der Ermittlungsgruppe der Polizeiinspektion Wasserburg am Inn“ hätten zum Erfolg geführt, meldete das Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Eng zusammengearbeitet hätten mit der Ermittlungsgruppe die Zweigstelle Rosenheim der Staatsanwaltschaft Traunstein, die zivile Einsatzgruppe der Zentralen Einsatzdienste Rosenheim, die Polizeiinspektion Bad Aibling, die Polizeiinspektion Rosenheim und weitere betroffene Polizeidienststellen des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord.

Und betroffen waren viele Dienststellen, vor allem im Bereich des Präsidiums Oberbayern Süd mit Sitz in Rosenheim: Von Anfang April bis Anfang Mai brachen die beiden jungen Täter in Hofläden und sogenannte Selbstbedienungshütten in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Mühldorf, Rosenheim und Traunstein ein. Außerdem wurden sie in den Landkreisen Ebersberg und Erding aktiv. Die Täter hebelten Automaten und Geldkassetten an den Tatorten auf und konnten jeweils unerkannt mit der Tatbeute flüchten. Insgesamt 25 Eigentumsdelikte werden den beiden jungen Männern vorgeworfen. Als Tatvorwurf komme nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen Diebstahl in besonders schwerem Fall und Sachbeschädigung in Betracht, teilte Staatsanwalt Dirk Dombrowski aus Rosenheim auf OVB-Anfragen mit.

Wie so oft übersteigt der Sachschaden die Beute bei Weitem: Den Sachschaden, den die beiden Täter anrichteten, schätzen die Ermittler aktuelle auf einen Betrag im mittleren vierstelligen Bereich. Der Gesamtbetrag der gestohlenen Einnahmen dagegen belaufe sich auf einen Wert im „unteren vierstelligen Bereich“.

Nachdem die beiden Täter, ein „heranwachsender Rosenheimer“ und ein Jugendlicher aus dem Landkreis Rosenheim, ins Visier der Ermittler geraten waren, hatte das Amtsgericht Rosenheim eine Durchsuchung der Wohnungen der beiden Verdächtigen angeordnet. Dabei wurde belastendes Material gefunden, wie Tatkleidung, Einbruchswerkzeuge und Diebesgut.

Bei diesen Informationen müsse man es vorerst belassen, um die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden, sagte Michael Spessa. Ob die beiden jungen Männer noch weitere Orte aufgesucht hätten, ob sie möglicherweise weitere Straftaten begangen haben, bei welcher Gelegenheit sie festgenommen wurden oder ob noch weitere Verdächtige gesucht werden: Die Polizei hält mit Informationen dazu noch hinterm Berg. Ebenso wie mit Antworten auf die Frage, warum sich die beiden Verdächtigen ausgerechnet Hofläden ausgesucht haben sollen, oder wie sie zu ihren weit voneinander entfernten Zielen gelangten.

Die Tatsache, dass die beiden auch aufgrund ihrer Kleidung identifiziert werden konnten, lässt aber darauf schließen, dass sie mit Hilfe von Überwachungskameras dingfest gemacht werden konnten. Kameras empfehlen Experten den Landwirten schon länger, um beispielsweise Hofläden vor Dieben und Felder vor Vandalismus zu schützen.

Bei vielen Landwirten sei das Vertrauen in die Menschen sehr groß, Videoüberwachung gebe es bevorzugt an den Höfen, „wo schon mal etwas weggekommen ist“, sagt Rosenheims Kreisbäuerin Katharina Kern. Das „Wegkommen“ betrifft vor allem die Selbstbedienungsstände. Noch ärger spüren Landwirte den Aufbruch eines teuren Verkaufsautomaten. Der Schaden am Gerät sei meist viel höher als der durch den Einnahmeverlust, da die Kasetten ohnehin täglich entleert würden. „Da sind ganz schnell mal 10000 Euro hinüber“, sagt Kern.

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