Oberaudorf/Niederaudorf – Bier weg, Bier wieder da. 20 Kästen Gerstensaft wurden aus dem Kloster Reisach gestohlen. Die reuigen Diebe stellten sie nach einem Aufruf in den sozialen Medien am Pfingstmontag wieder vor die Tür – was hinter der kuriosen Geschichte steckt.
So wirklich daran geglaubt haben die Organisatoren des Klosterfestes Niederaudorf wohl selbst nicht, dass ihnen das gestohlene Bier pünktlich wieder zurückgebracht wird. Zumindest schienen Trachtenverein, Feuerwehr und Musikkapelle aus Niederaudorf einigermaßen überrascht, als die rund 20 geklauten Kästen plötzlich wieder vor dem Kloster Reisach standen – unangetastet und ungeöffnet.
Doch der Reihe nach: „Zunächst haben wir das Bier im Klostergebäude gelagert”, berichtet Martin Schweinsteiger, Vorsitzender der Musikkapelle Niederaudorf. Demnach hatte die Firma Auerbräu die bestellten Kästen bereits einige Tage vor dem Klosterfest, das am Samstag, 25. Mai, stattfinden soll, angeliefert. Doch bei den Aufbauarbeiten rund eine Woche vor der geplanten Feier waren die Bierkästen plötzlich verschwunden.
„Wie genau die Diebe das gemacht haben, wissen wir nicht”, sagt Schweinsteiger. Denn weder der Hausmeister noch einer der Ortsvereine hätten etwas bemerkt. Allerdings ist das rund 300 Jahre alte Kloster Reisach, um dessen Nutzung seit dem Auszug des Karmelitenordens im Jahr 2019 diskutiert wird, stark sanierungsbedürftig. Die Mauern und Holztüren sind dementsprechend alt und scheinbar nicht einbruchsicher. Somit drohten die Gäste des Festes auf dem Trockenen zu sitzen. Keine schöne Vorstellung, zumal am Sonntag, 26. Mai, auch noch das 90-jährige Bestehen der Musikkapelle Niederaudorf gefeiert werden sollte. „Auch dafür war das Bier eingeplant”, so Schweinsteiger. Doch die Vereine gaben ihr Bier noch nicht auf und starteten einen Aufruf über die sozialen Medien. Über interne Gruppen verbreitete sich das „Wanted”-Plakat, mit dem die Bestohlenen eine Botschaft senden wollten. Ihr Appell: „Falls es sich die Diebe anders überlegen sollten und das Bier zurückbringen wollen, haben sie bis zum Pfingstmontag Zeit, bevor es zur Anzeige gebracht wird.“ Dieser Aufruf schien die nach wie vor unbekannten Diebe erreicht zu haben. In der Nacht auf den Pfingstmontag stellten sie die rund 20 geklauten Auerbräu-Kisten scheinbar unangetastet wieder vor die Mauern des Klosters, wo sie am Morgen vom Hausmeister gefunden wurden. „Denen scheint vielleicht wirklich die Düse wegen der Anzeige gegangen zu sein, anders kann ich es mir nicht erklären”, meint der Vorsitzende der Musikkapelle.
Für die Leiterin der Polizeiinspektion Brannenburg, Karin Walter, hört sich der Fall „eher nach einem Streich” an. „Auch wenn es sich rein rechtlich um einen Diebstahl handelt”, sagt die Hauptkommissarin. Bei der Polizei ging allerdings keine Anzeige bezüglich des gestohlenen Biers ein. Demnach stand das Bier wohl wieder rechtzeitig an seinem Platz. „Ich verstehe nicht, was das für ein Streich sein soll, wenn es denn einer ist”, so Schweinsteiger, der froh ist, dass die Versorgung für das Klosterfest gesichert ist. Mittlerweile seien die Kästen wieder eingelagert und mit einem extra Schloss abgesichert. „Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen”, bilanziert Schweinsteiger.
Am Samstag, 25. Mai, ab 18 Uhr soll das Klosterfest Niederaudorf steigen. Einen Tag später beginnt um 10.15 Uhr das Jubiläum der Musikkapelle Niederaudorf mit einem Festgottesdienst.