Landkreis Rosenheim/Landkreis Traunstein – Das angekündigte Hochwasser hat viele Einsatzkräfte das gesamte Wochenende über in Atem gehalten. Während in weiten Teilen Süddeutschlands gegen die Wassermassen gekämpft wurde, kam die Region aber einigermaßen glimpflich davon.
Die Integrierte Leitstelle (ILS) Rosenheim, die Einsatzzentrale der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr für die Landkreise Rosenheim und Miesbach sowie die Stadt Rosenheim verzeichneten über das Wochenende hinweg insgesamt 55 Einsätze in ihrem gesamten Gebiet. Hauptsächlich seien die Feuerwehren wegen leicht überfluteter Straßen ausgerückt, erklärte Christian Baab, Pressesprecher der Stadt Rosenheim, auf Anfrage. Auch ein paar vollgelaufene Keller hätte es im Einsatzgebiet der ILS gegeben.
Gewerbegebiet
unter Wasser
In Schnaitsee und Pittenhart waren die Einsatzkräfte ebenfalls gefordert. Zum Befüllen der Sandsäcke, wegen umgestürzter Bäume bis hin zur Errichtung von Straßensperrungen wegen überfluteten Wegen waren die Waldhausener und Schnaitseer Wehren am Wochenende im Einsatz. Auf dem Friedhof in Waldhausen musste ein Grab leergepumpt werden, ebenso der Keller einer Zimmerei in Stangern. Auch die Wasserwachtshütte am Weitsee in Schnaitsee wurde unterspült und mit Sandsäcken abgesichert. „Ansonsten war es bei uns aber noch im Rahmen“, sagt Sascha Ziehr, Zweiter Kommandant der Schnaitseer Wehr, „aber in Pittenhart sah es schon anders aus. Dort haben wir ebenfalls ausgeholfen.“
Das bestätigt Traunsteins Kreisbrandrat Günter Wambach. Im Landkreis Traunstein seien die Gemeinden Schnaitsee und Pittenhart am schwersten betroffen gewesen. In Pittenhart stand das Gewerbegebiet „Am Bahnhof“ fast vollständig unter Wasser und suchte sich seinen Weg in mehrere Firmen- und Wohnhäuser, so Wambach. Mit zahlreichen Pumpen seien große Mengen des Wassers aus dem Bereich in den Wabach gepumpt worden, teilt er weiter mit.
100 Einsätze im
Landkreis Traunstein
Sicherheitshalber habe man am Samstag in den späten Nachmittagsstunden die Führungsstelle „Alz“ in Trostberg besetzt und einen Hochleistungspumpenzug nach Pittenhart entsandt. „Mit dem Rückgang der Regenmengen und den Maßnahmen der Feuerwehr sowie mit Unterstützung eines Baggers entspannte sich über die Nacht die Lage vor Ort“, so der Kreisbrandrat. Insgesamt seien die Wehren laut Wambach am Wochenende rund 100-mal im Einsatz gewesen.
Auch in Eiselfing und Schonstett waren die Einsatzkräfte beschäftigt: Aufgrund des Dauerregens traten zahlreiche kleine Bäche und Gewässer in der Region – wie der Schwarzmoosbach – großflächig über die Ufer. Die Bachmehringer Wehr musste daher am Samstagvormittag Bereiche des direkt angrenzenden Naturlehrpfads wegen teilweiser Überflutung und Unterspülung des Weges für Fußgänger und Radfahrer sperren. Anwohner hätten vor Ort berichtet, dass die aktuellen Wassermassen jene der vergangenen Hochwasserereignisse deutlich übertroffen hätten, so die Feuerwehr.
In Wasserburg sei vorsorglich der Ziehweg gesperrt gewesen, ansonsten war organisatorisch nichts veranlasst worden, wie die Stadt Wasserburg mitteilt. Die Verwaltung und die Feuerwehr hätten sich im regelmäßigen Austausch befunden. Genau um 16 Uhr ging am Samstag dann der Scheitel des Hochwassers am Pegel Wasserburg mit einer Höhe von 455 Zentimetern (laut Hochwassernachrichtendienst 458 Zentimeter) durch. Die Regenfälle ließen deutlich nach, nur noch am Stauwerk boten sich eindrucksvolle Szenen mit den Wassermassen.
Anders stellt sich die Lage unter anderem in Pfaffenhofen an der Ilm dar: Viele heimische Feuerwehren – unter anderem auch Einsatzkräfte der Wasserburger und Garser Wehr – seien am Samstagabend zu einem überregionalen Hochwasser-Hilfseinsatz ausgerückt, wie Rosenheims Kreisbrandrat Richard Schrank mitteilt. Nach der gemeinsamen Abfahrt des aus rund 20 Fahrzeugen und mehr als 100 Helfern bestehenden Feuerwehrkonvois in Rosenheim gab es nach der Ankunft in der Gemeinde Baar-Ebenhausen keine Zeit zum Durchatmen. „Unser Hilfeleistungskontingent wurde noch in der Nacht in zwei Abschnitten eingesetzt“, so Schrank. Insbesondere hätten die erschöpften Kameraden der örtlichen Wehren eine Ablöse bei der Deichverteidigung sowie beim Errichten von Dämmen aus Sandsäcken erhalten, teilt er mit. Im weiteren Verlauf seien die Helfer aus dem Landkreis Rosenheim je nach Entwicklung der einzelnen Pegelstände auch flexibel in anderen betroffenen Orten eingesetzt worden, so der Kreisbrandrat. Am Sonntag wurde ein zweites Hilfskontingent der Wehren aus dem Landkreis Rosenheim alarmiert. Die Einheiten machten sich am Nachmittag auf den Weg in den vom Hochwasser betroffenen Landkreis Dachau.