Mutmaßlicher Schleuser wegen versuchten Mordes vor Gericht

von Redaktion

39-Jähriger bringt elf Menschen unter unwürdigen Bedingungen über die Grenze – Einjährige erleidet Atemnot – Verfolgungsjagd mit Polizei

Traunstein/Burghausen – Am Landgericht Traunstein wird am heutigen Dienstag ab 8.30 Uhr gegen Archil L. (39) aus Georgien verhandelt: Ihm wird neben versuchter Einschleusung unter anderem Körperverletzung in vier Fällen und versuchter Mord vorgeworfen. Für den Prozess sind nur zwei Tage angesetzt: Bereits am 11. Juni soll das Urteil fallen.

Am 1. September 2023 gegen 18.55 Uhr soll Archil L. elf türkische Staatsangehörige in einem Kleintransporter über die „Alte Brücke“ in Burghausen nach Deutschland gebracht haben. Unter den Insassen befanden sich neben sieben erwachsenen Männern eine Frau und drei Mädchen im Alter zwischen ein und elf Jahren. Keine der Personen war im Besitz einer Einreiseerlaubnis oder eines Aufenthaltstitels.

Eng zusammengepfercht seien die elf Personen im Laderaum gesessen, wo es auch keine ordentliche Luftzufuhr gab, so der Vorwurf. Mehrere Insassen sollen Erstickungsangst gehabt haben und das einjährige Kind soll aus Atemnot sogar blau angelaufen sein.

Weil zivile Polizeibeamte den Kleintransporter für verdächtig hielten, wollten sie diesen anhalten. Archil L. soll auf die Signale der Polizisten jedoch nicht reagiert, sondern stattdessen sogar noch beschleunigt haben. Zwischen Burghausen und Neuötting kam es zu einer riskanten Verfolgungsjagd, wobei der Angeklagte gefährliche Überholmanöver durchführte und bis zu 160 Stundenkilometer erreicht haben soll. Auch im Ortsgebiet von Neuötting soll L. weiter mit 100 Stundenkilometern unterwegs gewesen sein. Nur mit Glück habe ein Zusammenstoß vermieden werden können, heißt es in der Anklage.

Nachdem der Georgier ausweichen musste, habe er schließlich angehalten – doch als einer der Beamten aus dem Polizeiwagen stieg, soll Archil L. erneut Gas gegeben und direkt auf den Polizeibeamten zugesteuert haben. Während der Polizist zur Seite sprang, stieß der Transporter in die geöffnete Tür des Streifenwagens. Der Aufprall war so stark, dass die Insassen des Transporters durch die Luft geschleudert wurden. Das einjährige Mädchen soll mit seinem Kopf gegen die Laderaumwand geflogen sein.

Der Georgier muss sich nun wegen zahlreicher Delikte verantworten, darunter: versuchte Einschleusung, Körperverletzung in vier Fällen, versuchter Mord, tätlicher Angriff auf einen Polizeibeamten und versuchte gefährliche Körperverletzung. Daniela Haindl

Artikel 5 von 11