„Halt an! Da ist keine Straße mehr!“

von Redaktion

Wie Reporter Heinz Seutter seinen Nachhauseweg erlebte

Rohrdorf/Oberaudorf – „Da ist keine Straße mehr!“, schreit die junge Frau dem Mann hinterher, während er auf das Ende der befahrbaren Straße zustapft. Auf deren linken Seite in Fahrtrichtung Flintsbach versperrt ein Erdrutsch den Weg. Auf der rechten Seite rauscht das Wasser. „Halt an! Da geht es einfach nicht mehr weiter!“, beschwört sie immer wieder den anderen Autofahrer, während er sich immer weiter nach vorne tastet und versucht, noch irgendeinen Weg vorbei zu finden. Schließlich gibt er es auf, steigt wieder in sein Auto und tritt den Rückweg in Richtung Oberaudorf an.

Es ist Montagabend. Auf der Fahrt auf der Autobahn hat Katwarn ausgelöst. Von der A93 aus geht es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Richtung Flintsbach beziehungsweise Brannenburg. Eine kleine Kolonne von Autos rollte daher über die Kufsteiner beziehungsweise Rosenheimer Straße von Oberaudorf in Richtung Flintsbach. Zunächst gibt es noch Gegenverkehr. Dann auf einmal nicht mehr. Immer mehr kleinere und größere Überschwemmungen, Äste, Steine und Erde zwingen die Autofahrer zunehmend, langsamer zu fahren. Bis dann irgendwann einfach gar nichts mehr geht: Die Straße ist unter Erde und Wasser verschwunden.

Rohrdorf, am Montagnachmittag: Wenn man sich dem Bereich um die Wolfsgrubenstraße nähert, meint man zunächst, Hubschrauber würden gerade vorüberfliegen.

Ein ständiges Wummern ist zu hören, das immer lauter wird, bis man schließlich zu seiner Quelle kommt. Ringsum laufen Wasserpumpen auf Hochtouren, Einsatzkräfte und -Fahrzeuge sind überall zu sehen. Keller müssen ausgepumpt, die Deiche und Sandsackbarrieren entlang der Rohrdorfer Achen im Blick behalten werden.

60 Personen
evakuiert

60 Personen werden aus ihren Wohnungen und Häusern evakuiert. Für sie wurde eine Betreuungsstelle in der Gemeindehalle in Raubling eingerichtet. Vollgelaufene Keller und Unterführungen werden quasi aus allen betroffenen Gemeinden gemeldet.

Und das sieht man auch: Auf dem Parkplatz des Sport- und Freizeitzentrums „Turner Hölzl“ sammeln sich Helfer aus der gesamten Umgebung: Feuerwehr, THW, Rettungsdienste. Überall sieht man Menschen, die auf die eine oder andere Art von dem Hochwasser betroffen sind.

„Ich schaue immer wieder, wie hoch das Wasser in der Achen steht“, meint ein Herr im gelben Ölzeug. „Ich wohne zwar ein ganzes Stück entfernt davon, aber wer weiß was heute noch passiert!“

Von der Brücke der Unteren Dorfstraße über die Achen aus beobachten drei Anwohner das Einsatzgeschehen: „Wir haben es alle noch rechtzeitig geschafft, die Sperrhähne der Abwasserleitungen zu schließen. Trotzdem stand das Wasser recht hoch“, klagt einer von ihnen. Heinz Seutter

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