Dass bei der Fronleichnamsprozession eine Katze und bei der Wallfahrt eine Entenschar mitläuft, ist noch ganz normal. Unsere Gottesdienste sind schließlich offen für alle und beim Gottesdienst für die Schafhalter geht mir vor der blökenden Kulisse richtig das Herz auf. Neu war jetzt allerdings auch für mich, dass eine Sau zur Maiandacht kommt.
Mitten unter der Predigt an einem Wegkreuz gilt die Aufmerksamkeit der Anwesenden plötzlich nicht mehr meinen Worten, sondern einer neugierigen Sau, die scheinbar keine Angst hat vor der abendlichen Versammlung. Obwohl mich die Sau nicht im Geringsten stört, muss sie wieder in den heimatlichen Stall zurück. Es gibt doch nichts Schöneres, als wenn bei einem Gottesdienst so viel gelacht werden kann. Von meinem Lieblingsheiligen Franz von Assisi wird ja auch erzählt, dass er den Lerchen gepredigt hat. In der Höhle von Greccio hat er den Stall von Bethlehem mit lebenden Tieren nachgestellt und gilt so als Begründer der Weihnachtskrippe.
Franziskus sieht die Welt um sich herum als Schöpfung Gottes und in den Vögeln, wie in allen Tieren und Pflanzen, Gott als den Urheber aller Dinge. Für Franziskus hat alles seinen Ursprung in Gott und steht so miteinander in Beziehung. Der Mensch ist Geschöpf Gottes mitten unter den anderen Geschöpfen.
Diese Theologie ist für mich wegweisend für die Zukunft. Bei meinen Gottesdiensten sind also Tiere jederzeit willkommen, sofern sie das völlig freiwillig und aus eigenem Interesse tun. Bei der Sau, die zur letzten Maiandacht gekommen ist, war das offensichtlich der Fall.