Rosenheim – Das hört sich nicht gut an: „Südlich der Donau besteht am Samstag und am Sonntag eine große Unwettergefahr durch länger anhaltende Regenfälle samt eingelagerten Gewittern.“ So steht es auf der Wetter-Seite wetter.com für dieses Wochenende zu lesen. Woanders in Bayern scheine länger die Sonne, im Süden aber herrsche wieder Unwettergefahr. Auch der Deutsche Wetterdienst sagt für Sonntag und Montag für den Südosten Unwetter und Dauerregen voraus.
Was heißt das für die Region Rosenheim? Schwer zu sagen. Ein Trend im Wetter der vergangenen Jahre sind lokale Unwetter. Während im einen Dorf die Welt untergeht, kann ein paar Kilometer weiter die Sonne scheinen. Vor allem kann sich die Lage binnen einer halben Stunde drastisch ändern – so wie am vergangenen Montag. Bis zum frühen Nachmittag konnte man davon ausgehen, dass Stadt und Landkreis Rosenheim glimpflich davonkommen würden. Dann bauten sich lokale Unwetterzellen auf, um 17.41 Uhr sah sich Landrat Otto Lederer gezwungen, den Katastrophenfall auszurufen.
Verhalten
zuversichtlich
Dennoch gehen Experten in der Region verhalten zuversichtlich ins Wochenende. „Wir gehen nicht davon aus, dass demnächst Größeres passiert“, meint Dr. Tobias Hafner vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim. Natürlich müsse man dennoch das Wetter im Auge behalten; auch am Wochenende wachen zwei Mitarbeiter des Amtes über die meteorologischen Daten. „Eventuell kann es sein, dass wir am Montag wieder kleine Anstiege haben“, sagt Hafner. „Ein lokaler Gewitterschauer kann einen Bach schnell ansteigen lassen. Aber das Thema haben wir auch sonst.“
Auch Kreisbrandmeister Richard Schrank sieht die Lage vorerst relativ entspannt, auch wenn die Helfer noch immer zu Einsätzen gerufen werden. So in der Nacht auf Donnerstag in Pfraundorf: Direkt hinterm Gebäude der Verkehrspolizeiinspektion an der Seestraße hatte sich mit Öl verschmutztes Wasser angestaut. Feuerwehrleute und THW-Mitarbeiter pumpten die Brühe ab. Die Feuerwehren verbleiben auch danach in Alarmbereitschaft. Was aber nichts anderes als der Normalzustand sei, sagte Schrank. „Es liegt ja im Wesen der Feuerwehr, stets bereit zu sein.“
Wetter kann sich
schlagartig ändern
Die Prognosen der Wetterdienste bedeuten keine grundsätzlich neue Lage. „Die Böden sind vollkommen gesättigt“, sagt Tobias Hafner. Vollgesogen ist der Grund nicht allein durch den Starkregen vom vergangenen Montag (3. Juni), sondern auch durch die Regenfälle in der Woche zuvor. Der Grundwasserspiegel ist in den vergangenen Tagen örtlich kräftig der Oberfläche zu gewandert. Doch nun fielen mancherorts die Pegelstände schon wieder, sagt Hafner, wenn auch langsamer, als sie angestiegen seien. Das Hochwasser sei schließlich „extrem schlagartig“ über Natur und Menschen gekommen.
Wie gut ist die
Region vorbereitet?
Erst im Sommer 2021 war die Region von Hochwasser heimgesucht worden. Nun also erneut eine Flut, die vereinzelt sogar Marken einer hundertjährlichen Katastrophe übertraf. „Die Vorhersagen, dass sich das Klima wandelt, treffen ein“, sagt Richard Schrank. Warme Luft binde mehr Wasser, somit komme häufiger starker Regen als früher.
Das betrifft Behörden wie das Wasserwirtschaftsamt, das mit Tausenden von Schutzbauwerken im Bereich von Wildbächen unter anderem die besonders schwierigen gebirgigen Regionen schützt. Das betrifft aber auch Gemeinden, „auch in der Bauleitplanung“, wie Hafner betont. An einer Schwelle oder der Einfassung eines Lichtschachts machen zehn, 20 Zentimeter oft den entscheidenden Unterschied.“
Großer Einsatz bei
den Ehrenamtlichen
Hundertprozentigen Schutz gibt es nicht, da sind sich die Fachleute einig. Auf den Ernstfall sei man aber gut vorbereitet, sagt Schrank. Auch aufgrund der vielen Ehrenamtlichen, die auch nun wieder bei Feuerwehr, THW, Bergwacht oder anderen Rettungsorganisationen gegen die Wassermassen kämpften.
„So wie in gewissen Grenzregionen oder im Norden, dass die Zahl der Ehrenamtlichen abnimmt, ist es bei uns Gott sei Dank nicht“, sagt Schrank. Im Gegenteil: Möglicherweise hat sogar eine andere Krise den Trend zum Dienst an der Allgemeinheit noch verstärkt, glaubt Schrank. „Seit Corona sind noch mehr Menschen zur Feuerwehr gekommen.“ Möglicherweise habe die Pandemie die Aufmerksamkeit erst richtig auf die Katastrophenhilfe gelenkt.