Prien – „Dass es zwei Realschulen an einem Ort gibt, ist etwas Besonderes. Dass sich eine gründete, weil die Eltern so hartnäckig waren, das ist einmalig.“ Wilhelm Kürzeder, Ministerialbeauftragter a.D. der Realschulen Oberbayern-Ost, brachte es auf den Punkt. Beim Festakt zu Ehren der Kommunalen Realschule Prien (KRP) ließen die Redner, von Landrat Otto Lederer über Kürzeder, Priens Bürgermeister Andreas Friedrich, KRP-Schulleiterin Andrea Dorsch bis hin zu Elternbeiratsvorsitzender Doris Schlosser, die Erfolge von 48 Jahren pädagogischer Arbeit Revue passieren.
Wissensvermittlung
mit Herz und Charakter
Zum glanzvollen Festakt im König-Ludwig-Saal gaben sich zahlreiche geladene Gäste, darunter der ehemalige Landrat Dr. Max Gimple, Bürgermeister der umliegenden Gemeinden, Schulleiter aus der ganzen Region, Vertreter des Landratsamtes, der Priener Kirchen und der Wirtschaft, des Rotary Clubs sowie zahlreiche ehemalige Lehrer, Schulleiter und die Noch-Schüler der Kommunalen Realschule, die Ehre. Eine wahrhaft große Schulfamilie, die sich zu Recht feierte und auf knapp fünf Dekaden „Wissensvermittlung mit Herz und Charakter und großem Wahlfachangebot“, wie Wilhelm Kürzeder sagte, mit Dank zurückblickte.
1976 nahm die KRP im heutigen Kunst-Trakt des Ludwig-Thoma-Gymnasiums ihre Arbeit auf, dann zog man in die ehemalige Volksschule um. 1990 übernahm der Landkreis als Träger, vor zehn Jahren kam die Chiemsee Realschule hinzu – und jetzt also die Fusion. Über 4000 Schüler machten an der KRP die Mittlere Reife. Fünf Lehrer waren es einst, die den Unterricht bestritten, zwischendurch waren es fast 60 und nunmehr sind es nur noch 20 Lehrkräfte. Nackte Zahlen, bei denen aber immer das Wort Schulfamilie durchklang.
Priens Bürgermeister Andreas Friedrich lobte „die starke Vernetzung und starke Innovationskraft“ der Schule. So war die KRP 1982 die erste Schule mit eigenem Computerraum. Rechnungswesen war dort nicht nur reine Theorie, sondern dank eigener Schülerfirmen greifbar. Und dank Fremdsprachenunterricht und Schüleraustausch mit Valdagno und Graulhet trug die KRP zur Völkerverständigung bei. Dass die Chiemsee Realschule hier eigene Wege gehen will und auch ihr Gebäude nicht mehr für kommunale Veranstaltungen anbietet, bedauerte der Bürgermeister. Denn, so Friedrich weiter: „Geschichte und Tradition verpflichten.“ Gleichwohl lobte er den behutsamen Übergang von zwei auf eine Realschule.
Ein Hauch von Wehmut
bei der Schulfamilie
Landrat Otto Lederer hob die Bedeutung der Realschule an sich hervor, sie sei kein Auslaufmodell. Damals, in den 70er-Jahren, hätten weder der Landkreis noch der Freistaat die Dringlichkeit einer Realschule erkannt, aber die Kommune. Prien sei ein starker Realschulstandort, der von regionaler Verbundenheit zeuge. Lederer versprach eine weitere Förderung.
Ministerialbeauftragter Kürzeder erwähnte, dass die neue Realschule für einen Neu-Anfang stehe. „Die Schüler stehen im Mittelpunkt“, betonte er. Dafür und „für das unaufgeregte Zusammengehen“ dankte er allen Beteiligten.
Elternbeiratsvorsitzende Doris Schlosser äußerte sich ähnlich. Sie lobte den „fast nahtlosen Übergang“. In ihrer Rede ging sie nochmals auf die Bedeutung des Elternengagements ein. Ohne die Förderung der Eltern damals hätte Prien gar keine Realschule bekommen, ohne Förderverein keine Computer für den Computerraum. Bis heute unterstützte der Förderverein die Schulbibliothek, Klassenfahrten und vieles mehr. Bei alldem stehe das Wohl der Kinder im Mittelpunkt.
Schulleiterin Andrea Dorsch dankte dem Förderverein und den Eltern: Ohne deren Durchhaltevermögen wäre das alles nicht möglich gewesen. Sie dankte ihren Vorgängern im Amt, ihrem Stellvertreter Bernd Loos und allen Kollegen. Dank sprach sie auch dem Landratsamt aus, das den Festakt ausrichtete und das sich bei der Fusion der Schulen für den Erhalt der Arbeitsplätze eingesetzt hatte. Zwei Schulen an einem Standort zu haben, sei herausfordernd. Deshalb wolle sie sich bei der Chiemsee Realschule bedanken, dass die aktuellen Neuntklässler im neuen Schuljahr in ihren Klassen verbleiben dürfen und von den ihnen vertrauten Klassleitern zum Abschluss geführt werden.
Zuvor hatten schon die Schülersprecher Nora Kirsch- ner und Hubert Maier ihre Schule als Heimat bezeichnet, als Ort der Gemeinschaft und als sozialen Mittelpunkt. Dabei wehte ein Hauch von Wehmut durch den Saal.
Dass Schulfamilie – schulübergreifend – gelebt wird, zeigte sich auch beim Catering, für das die Franziska-Hager-Mittelschule sorgte, und in den musikalischen Beiträgen. Die LTG-Big-Band spielte schwungvoll auf, die Volksmusikgruppe „Bresiad ja nix“ der Realschule Brannenburg unter Leitung des ehemaligen KRP-Musiklehrers Franz Leidl sorgte für gute Stimmung und die Schulband der KRP unter Leitung von Thomas Scheiblhuber glänzte mit poppigen Stücken. Das Schullied zum Abschluss fasste den Dank trefflich zusammen: „Dich gibt’s bald nicht mehr… du schreibst Geschichte… denn jetzt und hier sind wir ein Teil von dir.“ Elisabeth Kirchner