„Ich bin gefühlt ein Rosenheimer“

von Redaktion

Interview Superstar Wincent Weiss freut sich auf sein Konzert beim Sommerfestival

Rosenheim – Lange Zeit hat es Wincent Weiss für die Musik aus seiner Heimat im Norden Deutschlands in den Süden verschlagen – jetzt ist er zurück an die Ostsee gezogen. Warum er sich mit Rosenheim trotzdem noch verbunden fühlt, welchen Beruf er ausüben würde, wenn es mit der Musik nichts geworden wäre und was im Backstage-Bereich auf keinen Fall fehlen darf, verrät er den OVB-Heimatzeitungen im Interview.

Rosenheim scheint einen besonderen Platz in Deinem Herzen zu haben.

Ich bin ja gefühlt fast ein Rosenheimer (lacht). Ich habe meine ganzen Alben in München aufgenommen, außerdem wohnt mein bester Freund in Rosenheim, auf dessen Couch ich immer schlafe. Von daher fühle ich mich in Rosenheim eigentlich wie zu Hause. Ich hatte ja jetzt auch erst drei Wochen Reha in Wasserburg und da war ich auch immer mal wieder zu Besuch in Rosenheim.

Beim Herbstfest hat man Dich auch schon das ein oder andere Mal gesehen.

Ja, ich glaube, ich hatte noch nie so Kopfschmerzen wie vom Flötzinger-Bier (lacht).

Also sind Konzerte hier – wie das auf dem Sommerfestival – eine Art Heimspiel für Dich?

Ja, Rosenheim ist für mich keine fremde Stadt, sondern fühlt sich mehr wie meine eigene Stadt an. Wie die Familie aus dem Süden, mit der ich gemeinsam Musik machen darf.

Hast Du Lieblingsorte in der Stadt?

Mein bester Freund ist jetzt ganz frisch Papa geworden. Das heißt, wir gehen sehr viel spazieren. Durch den Wald oder an der Mangfall entlang. Statt von Bar zu Bar zu ziehen, ziehen wir jetzt von Spielplatz zu Spielplatz. Das finde ich irgendwie total schön.

Woher kommen die Ideen für Deine Lieder?

Die Songideen entstehen eigentlich immer im Alltag. Egal, wo ich bin, ich notiere mir immer Dinge in mein Handy – ganz egal, ob es sich um einen Satz handelt, der in Gesprächen mit Familie oder Freunden hängengeblieben ist oder ein Zitat aus einem Film, der mich inspiriert hat. Der ganze Alltag und alles, was in meinem Leben passiert, ist eine Inspiration für meine Lieder.

Hast Du auch kreative Tiefs?

Das passiert mir sehr oft. Gerade dann, wenn man versucht, die Kreativität zu erzwingen. Wenn man beispielsweise ins Studio geht und sich vornimmt, auf jeden Fall ein oder zwei Lieder zu schreiben, geht das meistens nach hinten los. Es ist und bleibt nun einmal eine kreative Arbeit, die man nicht erzwingen kann. Aber es ist wichtig, sich von kreativen Tiefs nicht frustrieren zu lassen.

Woher weißt Du, dass ein Lied gut ist?

Das Lied sollte bestenfalls die Geschichte widerspiegeln, die man vermitteln wollte und ein bestimmtes Gefühl. Es sollte zu einem passen und authentisch sein. Wichtig ist mir, dass ich mit dem Lied zufrieden bin. Dann hat man eigentlich schon alles erreicht. Am Ende des Tages entscheiden die Fans, ob sie der Song berührt und dementsprechend auch gehört wird. Das habe ich dann nicht mehr in der Hand.

Informierst Du Dich nach der Veröffentlichung darüber, wie das Lied bei den Leuten ankommt?

Meistens nur am ersten Tag. Bei einem Album schaue ich in der ersten Woche immer mal wieder, wie es ankommt. Ansonsten eigentlich eher weniger. Ich finde, heutzutage dreht sich viel zu viel um Zahlen und um Analysen. Das geht mir manchmal ein bisschen zu weit. Ich finde, man sollte Musik machen. Und selbst, wenn ein Lied dann nicht erfolgreich ist, dafür aber eine Herzensgeschichte erzählt, ist das genauso gut.

Wie sieht es mit Hasskommentaren im Netz aus?

Ich würde gerne sagen, dass mich negative Kommentare im Netz kaltlassen, aber so ist es leider nicht. Ich sage Leuten immer, dass sie sich von solchen Sachen nicht runterziehen lassen sollen, aber ich merke selber, dass mich das beschäftigt. Wenn ich beispielsweise 100 Kommentare bekomme und zwei davon sind negativ, frage ich mich immer, was ich diesen beiden Menschen getan habe und warum sie ein Problem mit mir haben.

Zurück zu Deinen Auftritten: Hast Du ein Ritual, bevor es auf die Bühne geht?

Ich gehe vor den Auftritten immer mit meinem Pianisten auf die Toilette. Ansonsten nimmt sich die Band immer noch einmal in den Arm, wir trinken einen Espresso, stimmen uns ein und dann geht es auf die Bühne. Wir freuen uns immer so darauf, dass es endlich losgeht, dass wir gar nicht so viel Zeit für Rituale haben.

Was darf bei Deinen Auftritten nicht fehlen?

Ich habe kaum Wünsche an den Veranstalter. Worauf ich wert lege, ist, dass es im Backstage-Bereich wenig Süßigkeiten gibt. Das finde ich immer gefährlich. Wenn der Backstage-Bereich voll mit Süßigkeiten ist, esse ich die auch und dann fühle ich mich auf der Bühne etwas träge. Deswegen versuche ich vor Auftritten relativ wenig Süßes zu essen. Ansonsten bestellen wir immer einen Kasten alkoholfreies Bier. Wir freuen uns immer über Bier aus der Region.

Welchen Moment magst Du bei Auftritten am liebsten?

Wenn ich zum ersten Mal auf die Bühne komme, bin ich immer ein bisschen aufgeregt. Dann frage ich mich oft, wie die Leute wohl reagieren werden. Aber am schönsten ist es immer, wenn ich die strahlenden Gesichter sehe und die Leute, die aus voller Kehle mitsingen. Wenn man seine eigenen Lieder, die man irgendwann mal im Studio geschrieben hat, von Tausenden von Leuten zurückgegrölt bekommt, ist das schon ein unbeschreiblicher Moment.

Gibt es Momente, in denen Du Dir wünschen würdest, nicht berühmt zu sein?

Es stört mich gar nicht so sehr, beispielsweise auf der Straße angesprochen zu werden. Aber natürlich gibt es Momente, wo ich mir wünschen würde, dass ich ein bisschen mehr Privatsphäre habe. Manchmal finde ich es einfach blöd, wenn die Leute sich mir gegenüber respektlos verhalten. Erst kürzlich war ich im Spa-Bereich eines Hotels, bin gerade in Badehose aus dem Wasser gekommen und habe gesehen, wie mich jemand fotografiert hat. Auf meine Frage, ob er dieses Verhalten nicht etwas respektlos finde, hat derjenige nur gesagt, dass ich es mir ausgesucht habe und eine Person des öffentlichen Lebens bin.

Was hättest Du gemacht, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?

Ich wäre wahrscheinlich Erzieher geworden. Ich habe meine ganzen Praktika im Kindergarten absolviert. Nach dem Abitur habe ich zudem in der Gastro gearbeitet. Das hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, vielleicht hätte ich niemals damit aufgehört.

Dein Album heißt „Irgendwo Ankommen“: Wo fühlst Du Dich angekommen?

Eigentlich immer da, wo meine Freunde und meine Familie sind. Ich bin jetzt wieder an die Ostsee gezogen, bin hier irgendwie angekommen und möchte diesen Ort auch nicht mehr verlassen. Auf der anderen Seite habe ich meine ganze Musik im Süden gemacht und habe diese Verbindung zu Rosenheim und München. Das ist deshalb ein bisschen so wie meine zweite Heimat.

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