Rosenheim – An einer Hauswand und auf dem Bürgersteig an der Kaiserstraße sind noch Spuren zu sehen. Spuren einer Auseinandersetzung, die am vergangenen Mittwoch stattgefunden hat. Es sind Blutspritzer, die nach mehreren Schlägen in Ali Zeinabs Gesicht auf dem Boden und an der Wand landeten. Der 30-Jährige betreibt an der Kaiserstraße – direkt gegenüber des Polizeipräsidiums – einen Friseursalon. Als er um die Mittagszeit eine Rauch-Pause machen wollte, sah er einen Mann, der auf eine Gruppe junger Mädchen zuging. „Es waren ungefähr sechs oder sieben kleine Mädchen, ich schätze 13 oder 14 Jahre alt“, erzählt Zeinab im Gespräch mit dem OVB. „Ich wollte sie schützen“, sagt er.
Schützen vor dem Mann, der keine Hose und kein T-Shirt trug und auf die Mädchen loszugehen drohte. Für Zeinab war klar, dass er eingreifen muss. „Meine Tochter geht hier auch bald zur Schule“, sagt er. „Da muss man doch etwas tun, wenn so ein Verrückter Kinder angreifen will. Der war aggressiv.“ Zeinabs Zivilcourage hatte Folgen. Er wurde mehrfach ins Gesicht geschlagen. Der Angreifer war ein 22-jähriger Rumäne. Schon vorher war er der Polizei aufgefallen, als er erst an einer Tankstelle in der Ebersberger Straße Kunden anpöbelte und am Tag darauf dort nackt auftauchte. „Er hatte irgendetwas in der Hand, nur durch eine Faust entstehen solche Verletzungen nicht“, sagt Zeinabs Frau, die Zeugin des Vorfalls war.
Mehrmals ins Gesicht geschlagen
Auch zwei Polizeibeamte in Zivil wurden auf die Situation aufmerksam, wie Zeinab berichtet. Kurz bevor er auf den Rumänen zugehen wollte, sprach er die Beamten an und bat sie um Hilfe. Eingegriffen hätten diese seinen Schilderungen zufolge allerdings viel zu spät – nämlich als er bereits mehrmals ins Gesicht geschlagen wurde.
Die Polizisten seien dann erst einmal auf Abstand gegangen, ehe sie den Mann gesichert hätten. Zeinabs Frau, die das Geschehen hilflos beobachtete, ist enttäuscht. „Warum haben die Polizisten nicht geholfen?“, fragt sie. Der 30-Jährige sagt, er sei nicht auf Anerkennung oder Schmerzensgeld aus. Er wolle lediglich, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Zeinab hat auf der Dienststelle Anzeige erstattet – nicht nur gegen den Rumänen, sondern auch gegen die Beamten, die erst zugesehen hätten, wie er geschlagen wurde, ehe sie selbst tätig wurden. „Im Krankenhaus wurde uns gesagt, wenn der Schlag hierher gegangen wäre“, sagt Zeinabs Frau und zeigt auf ihre Schläfe, „wäre er im Koma oder gestorben.“ In diesem Fall hatte der 30-Jährige noch Glück im Unglück. Im Klinikum diagnostizierte man ihm eine Nasenbeinfraktur und eine Gehirnerschütterung, der Augapfel ist geprellt.