Annas Sprung ins Verhängnis

von Redaktion

Bei Hochwasser-Einsatz: Junge DLRG-Helferin verletzt sich schwer

Großkarolinenfeld/Bad Aibling – Das ist seltenes Pech! Nur wenige Stunden nach der bestandenen Prüfung zur Rettungssanitäterin landete Anna Höhensteiger (19) aus Großkarolinenfeld in der Notaufnahme des Krankenhauses Schrobenhausen. Sie hatte einen schweren Unfall bei einem Hochwasser-Einsatz, von dessen Folgen sie sich derzeit erholt.

Das Ehrenamt zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben der jungen Frau, die im vergangenen Jahr ihr Abitur am Gymnasium Bad Aibling machte und derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Kreisverband Rosenheim des Roten Kreuzes absolviert. Mitglied der Ortsgruppe Bad Aibling der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) ist sie schon, seit sie als Kind einen von der Hilfsorganisation angebotenen Schwimmkurs mit Erfolg abschloss.

Beim Sprung von
Ladefläche verletzt

Das Hochwasser mit zum Teil dramatischen Folgen in weiten Teilen Bayerns stellte die ursprüngliche Planung von Anna Höhensteiger auf den Kopf, die sie für den Abend des 1. Juni gemacht hatte. Nach all den üblichen Ausbildungsmodulen für Rettungssanitäter, lagen ein einwöchiger Vorbereitungslehrgang im Landkreis Eichstätt und die nicht ganz einfache Abschlussprüfung hinter ihr, als das ehrenamtliche DLRG-Mitglied an jenem Tag gegen 18 Uhr nach Hause kam.

„Eigentlich wollte ich mit meiner Mama einen gemütlichen Fernsehabend einlegen“, sagt sie. Doch es kam anders. Kurz nach 21 Uhr ging ihr Piepser. Bereits wenig später machte sie sich zusammen mit vier weiteren DLRG-Rettern aus der Kurstadt und zwei Kameraden aus Tegernsee, die die Aiblinger am Irschenberg aufnahmen, auf den Weg in den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.

Sie waren zur Unterstützung der Rettungskräfte angefordert worden, die dort bereits seit Stunden gegen gewaltige Wassermassen ankämpften und bei der Evakuierung von Häusern halfen, die nach dem Ausrufen des Katastrophenfalls notwendig wurde. „Schon die Anfahrt war sehr schwierig. Alle Straßen, die uns das Navi aufzeigte, standen zum Teil erheblich unter Wasser“, erinnert sich die Großkarolinenfelderin. Ziel der DLRG-Helfer war die Stadt Schrobenhausen, wo sie mit Schlauchbooten bei den Evakuierungsmaßnahmen benötigt wurden.

Noch ehe Anna Höhensteiger zur Helferin werden konnte, fand sie sich in der Rolle einer Patientin. Als die für den Einsatz benötigten Schlauchboote von der Ladefläche eines Rettungsfahrzeugs abgeladen werden sollten, nahm das Schicksal kurz vor 3 Uhr seinen Lauf. Die 19-Jährige hüpfte vom Fahrzeug und spürte plötzlich einen starken Schmerz im rechten Bein. Sie saß im Nassen und konnte nicht mehr aufstehen.

Operation war
unumgänglich

Kameraden kümmerten sich sofort um sie und lagerten sie zunächst auf der Rückbank eines Einsatzfahrzeugs. Aufgrund der äußeren Umstände dauerte es bis gegen 5 Uhr, ehe sie im Krankenhaus Schrobenhausen ankam. „Die Schmerzen waren schon auszuhalten“, sagt die DLRG-Helferin rückblickend. Dennoch war Anna Höhensteiger froh, als ihr ein Arzt bald nach der Ankunft in der Klinik die Pein nahm.

Die Diagnose freilich war niederschmetternd: Schien- und Wadenbeinbruch, ein Knochen war „verschoben“, eine Operation unumgänglich. Als sie deswegen ins Klinikum nach Ingolstadt verlegt werden sollte, hielt sich ihre Begeisterung in Grenzen. Eine Art Heimweh kam bei ihr auf. Mit Einverständnis der Ärzte durften ihre Eltern die 19-Jährige abholen. Nach ein paar Tagen Pause zu Hause wurde sie schließlich im Romed-Klinikum in Rosenheim erfolgreich operiert.

Vier Tage musste sie in der Klinik bleiben, mittlerweile befindet sie sich auf dem Weg der Besserung. „Ich muss zur Physiotherapie und trage einen Spezialschuh. Momentan darf ich das Bein noch nicht zu stark belasten“, sagt Anna Höhensteiger. Bis zum geplanten Urlaub mit ihren Eltern in Namibia im August will sie wieder fit sein.

„Das ist halt
blöd gelaufen“

Mit ihrem Schicksal hadert sie nicht. „Das ist halt blöd gelaufen. Im Grunde hätte mir das auch in der Freizeit passieren können“, sagt die Abiturientin. Ihr Ehrenamt deswegen aufzugeben, das kommt für Anna Höhensteiger überhaupt nicht infrage. Im Gegenteil. Wenn ihr soziales Jahr im September zu Ende geht, möchte sie gerne als hauptamtliche Kraft beim Roten Kreuz anfangen. Im Hinterkopf hat sie die dreijährige Ausbildung zur Notfallsanitäterin. „Ich helfe gerne anderen Menschen“, sagt die junge Frau, die sich auch als Jugendbeauftragte der Bad Aiblinger Kolpingsfamilie und als Ministrantin engagiert. Ein großes Lob hat Höhensteiger für ihre Kameradinnen und Kameraden bei der DLRG und dem Roten Kreuz parat. „Die haben mich im Krankenhaus besucht und sich rührend um mich gesorgt. Da hatte ich wirklich das Gefühl, sehr gut aufgenommen zu sein.“

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