Für den Besuch einer Schwerkranken muss ich mich vor Eintritt ins Krankenhauszimmers mit steriler Schutzkleidung ausrüsten. Ich mache das wirklich nicht gerne, denn ich fühle mich in dieser Montur immer wie ein Astronaut, akzeptiere aber notgedrungen, dass es sein muss. Als die Kranke wenig später nach Hause kommt, weil man die Hoffnung auf Heilung aufgegeben hat, sitze ich am Krankenbett, und ohne meine Plastikverpackung ist die Begegnung jetzt eine völlig andere. Nun darf ich die Hand der Frau halten, die Haut berühren und streicheln und die Stirn liebevoll mit Rosenöl salben. Vom störenden Mundschutz befreit, singe ich ihr auf Wunsch auch noch ein Lied vor, das ihr sehr viel bedeutet. Im Gespräch sortieren wir noch einmal seelische Verletzungen, die sich auf dem Lebensweg der Kranken nicht haben auflösen lassen. Jetzt fließen die Tränen.
Das Evangelium vom kommenden Sonntag erzählt, dass Jesus zwei kranke Frauen durch Berührung heilt. Er richtet auf und lässt sich auch selbst von Menschen berühren, die andere längst meiden. Menschliche Zuwendung und erst recht göttliche Berührung heilt und löst Verhärtungen, für die es keine Medizin gibt. Das ersetzt in keinster Weise unsere Erkenntnisse über Hygiene, aber zu einem wirklichen Heilwerden braucht es mehr als nur die moderne Medizin. Die Kranke, die ich zuhause besuche, wird im medizinischen Sinne auch nicht mehr ganz gesund werden, aber sie ist heil geworden.
Zumindest erlöster und gestärkt vom Vertrauen auf die Quelle einer göttlichen Gegenwart, aus der wir immer Kraft für inneren Frieden schöpfen dürfen.