Bauarbeiten am Nadelöhr

von Redaktion

Schon jetzt staut sich im Inntal oftmals der Verkehr, manchmal bis zur Salzburger Autobahn zurück. Das dürfte sich verschlimmern: Österreichs Autobahngesellschaft hat wichtige Arbeiten am Brenner-Nadelöhr der Luegbrücke angekündigt.

Rosenheim – Für Italien-Fahrer, Spediteure und Menschen im Inntal ist dies eine Hiobsbotschaft: Ab 1. Januar 2025 werden die Österreicher den Verkehr über die Luegbrücke nahe der Brenner-Passhöhe drosseln. Das gab die Asfinag am Dienstag bekannt. Die Österreichische Autobahngesellschaft teilte mit, dass mit Beginn des neuen Jahres in jede Richtung nur noch eine Spur befahrbar sei. Währenddessen soll ein Neubau der Brücke hochgezogen werden. Die Bauzeit wird auf drei Jahre veranschlagt.

Blockabfertigung
und noch strengere
Maßnahmen

Damit drohen auch der Region Rosenheim neue Belastungen. Im Nadelöhr der Luegbrücke steigt die Staugefahr. Für Lastwagen, die gegebenenfalls immer wieder neu im Anstieg anfahren müssen, ein Problem. Es ist daher damit zu rechnen, dass die Österreicher noch wesentlich häufiger als bislang Tage mit Blockabfertigung an der bayerisch-tirolerischen Grenze einrichten. Bis zum Beginn der Baumaßnahmen mit Neujahr 2025 sind es allein noch zwölf Tage. Ärgerlich genug – aber besser dürfte es für die nächsten Jahre nicht werden. Wie die Tiroler Tageszeitung berichtete, könnten die Bauarbeiten sogar verschärfte Maßnahmen nach sich ziehen.

So könnte an starken Reisetagen – wie Wochenenden und Feiertagen – sowohl für die Brenner- als auch für die Inntalautobahn ein Fahrverbot für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen verhängt werden. Dies zusätzlich zur mehrjährigen, einspurigen Befahrbarkeit der Luegbrücke in beiden Fahrtrichtungen, dem bereits bestehenden Wochenendfahrverbot und der Blockabfertigung. „Es wird immer schlimmer“, meint Raublings Bürgermeister Olaf Kalsperger. Er sieht die angekündigten Bauarbeiten an der Brenner-Autobahn als den „Super-Gau“ für die Region. Zumal er davon ausgeht, dass das Nachbarland weiterhin keinerlei Rücksicht auf die Verkehrsbelastung im Inntal nehmen wird. Selbst eine tägliche Blockabfertigung hält Kalsperger künftig für nicht ausgeschlossen. „Und am Ende sind wir die Leidtragenden.“

Die Luegbrücke ist
schon seit Langem
am Ende ihrer Zeit

Die Luegbrücke muss erneuert werden, da sie das Ende ihres Lebenszyklus erreicht hat. Das steht nach den Worten der Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft – kurz Asfinag – außer Frage. Zum Erhalt der Verkehrssicherheit sei ein Neubau unbedingt notwendig. Der anstehenden Generalsanierung der Luegbrücke sei eine umfangreiche Untersuchung durch ein „internationales Expertenteam“ vorausgegangen, aus welcher die Brückenvariante als technisch klarste, wirtschaftlichste und umweltbezogen beste Lösung hervorgegangen sei.

Die Brücke wird deshalb seit Jahren umfassend und detailliert überwacht. Die aktuelle Brückenprüfung kommt dabei zum Ergebnis, dass weitere Maßnahmen erforderlich sind. Mit 1. Januar 2025 sei auf der Brücke eine einspurige Verkehrsführung in beide Fahrtrichtungen aus Sicherheitsgründen unerlässlich. Die Österreicher wollen damit die Last verringern, die der nahezu maroden Brücke zusetzt.

Experten arbeiten
an Lösungen für die
neuralgische Stelle

Man werde an der „raschest möglichen Umsetzung der Generalsanierung der Luegbrücke“ arbeiten, sagt die österreichische Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Eine neue Brücke wird gebaut werden, während der Bauarbeiten soll der Verkehr über die alte Brücke geführt werden. Aus Gründen der Sicherheit müsse der Verkehr aber eingeschränkt werden, um das in die Jahre gekommene Bauwerk nicht zu stark zu belasten. Dazu gehört die einspurige Verkehrsführung ab Anfang 2025. „Wir werden alles tun, um währenddessen die Belastungen für alle Menschen in Tirol, aber auch die für Wirtschaft und den Tourismus bestmöglich zu reduzieren“, sagte Gewessler.

Gemeinsam mit der Asfinag und dem Land Tirol entwickle man bis September Lösungen, die von der Öffnung zweispuriger Abschnitte an Tagen mit besonders viel Verkehr bis hin zu zusätzlichen Angeboten im öffentlichen Verkehr reichen sollen.

Steht eine Gemeinde
einer schnellen
Lösung im Weg?

Derweil lässt Asfinag-Bauvorstand Hartwig Hufnagel durchblicken, was die Leidenszeit verlängern könnte. Der Neubau solle rasch und ohne weitere Verzögerungen durch Einsprüche ermöglicht werden – im Idealfall mit Baubeginn im Frühjahr 2025. „Nur die neue Brücke beendet die Zeit der Einspurigkeit“, sagt Hufnagl.

Ein Seitenhieb auf die Brenner-Gemeinde Gries und ihren Bürgermeister Karl Mühlsteiger. Die Gemeinde wünscht eine Tunnellösung, keine neue Brücke. Mit Hilfe einer „außerordentlichen Revision“ führte Mühlsteiger den Kampf gegen den Neubau der Luegbrücke in die nächste Phase. Sieht so aus, also ob die nähere Zukunft des Inntals auch in den Händen der Grieser liegt.

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