Wasserburg – Am Samstag, 6. Juli, erwartet Wasserburg wohl einen erneuten Groß-demonstrations-Tag. Der Verein LGBTQ+ Rosenheim plant an diesem Tag seinen ersten Christopher-Street-Day (CSD) am Marienplatz. Dies nimmt die AfD Wasserburg-Rott, erst kürzlich gegründet, zum Anlass für eine eigene Kundgebung. Eine Demonstration gegen die AfD-Veranstaltung ist ebenfalls geplant.
„Ergänzende Veranstaltung“
200 Personen sind laut Landratsamt Rosenheim für den Christopher-Street-Day (CSD) am Marienplatz angemeldet. Mit politischen Reden und anschließender Feier will der Verein LGBTQ+ Rosenheim (lesbian-lesbisch), gay-schwul, bisexuell und transgender sowie queer) für die Rechte queerer Menschen und gegen deren Diskriminierung ein Zeichen setzen. Das Motto dabei: „Vielfalt lieben.“
Die AfD Wasserburg-Rott plant eine nach eigenen Angaben „ergänzende“ Veranstaltung: unter dem Titel „AfD für Freiheit, Sicherheit und Selbstbestimmung in der Sexualität und im Leben“. Auf Anfrage erklärt der Ortsverband, dass es sich „keinesfalls um eine Gegenveranstaltung“ zum eigentlichen CSD handeln solle.
Das Datum 6. Juli sei allerdings bewusst gewählt worden, um hier Bezug auf die Kundgebung des LGBTQ+-Vereins zu nehmen. Mit 25 bis 30 Menschen rechnet die AfD, als Hauptrednerin ist Leyla Bilge geplant. Bilge ist gebürtige Kurdin und schon seit 2016 Mitglied in der AfD. 2018 wurde sie bekannt, als sie in Berlin zwei „Frauenmärsche“ organisierte. Bei diesen Demonstrationen nahmen laut Berliner Innenbehörde auch Reichsbürger, Vertreter von NPD und weiteren rechten Gruppen teil. Seit Kurzem wohnt Bilge in Rosenheim.
Die Bewegung rund um den CSD habe das eigentliche Ziel aus den Augen verloren, findet sie. Statt sich wie ursprünglich geplant für die Rechte von homosexuellen und Transgender-Menschen einzusetzen, sei die Bewegung „nur noch ein Kampf gegen Rechts“. Dass die AfD-Demonstration ausgerechnet in Wasserburg stattfinde und nicht in Rosenheim, wo erst am 1. Juni eine CSD-Veranstaltung samt Umzug stattgefunden hatte, habe private Gründe. „Diese Veranstaltung in Rosenheim ist an mir vorbeigegangen“, gibt Bilge zu. Ansonsten hätte sie „mit Sicherheit“ auch dort zu einer Kundgebung eingeladen.
Die Jusos Rosenheim Land rufen angesichts der Kundgebung der AfD zur Gegendemonstration auf. Auf Anfrage erklärt Sprecher Luca Fischer, Ortsvereinsvorsitzender von Wasserburg, das Ziel sei „wie immer“ dafür zu sorgen, dass die Kundgebung der AfD ein „Desaster für die Partei“ werde. „Die AfD hat keinen Platz in Wasserburg“, zeigt sich Fischer überzeugt. Angesichts der Tatsache, dass die AfD-Veranstaltung bewusst am selben Tag wie der CSD stattfinden werde, sei es „umso wichtiger, ein Zeichen zu setzen.“ Es könne nicht sein, dass rechte Gruppen diesen Tag für sich vereinnahmen würden. „Beim CSD wollen Menschen feiern, die das vor 20, 30 Jahren noch nicht konnten. Dieses Recht haben sie sich hart erkämpft. Wir müssen es nun verteidigen“, so Fischer. Entsprechend auch das Motto der von den Jusos angemeldeten Gegendemonstration: „Vielfalt verteidigen“. Laut Landratsamt wird hier mit 50 Personen gerechnet.
LGBTQ+-Verein sagt: „Jetzt erst recht“
Anna Gmeiner, Vorsitzende vom LGBTQ+-Verein in Rosenheim, zeigt sich nicht überrascht von der geplanten AfD-Kundgebung. Natürlich sei es erschütternd, dass sich die Partei in Wasserburg gegen den CSD positioniere, doch es mache erneut die Überzeugungen der AfD deutlich. „Mich wundert es nicht“, sagt Gmeiner. Doch der Verein LGBTQ+ wolle sich nicht unterkriegen lassen. „Wir sind der Meinung: Jetzt erst recht.“ Dem Vorwurf, die queere Bewegung habe das eigentliche Ziel aus den Augen verloren, versteht Gmeiner nicht. „Der Fokus ist weiterhin ganz klar der Schutz von queerem Leben. Der Kampf gegen Hass und Hetze, der von der rechten Szene verbreitet wird, ist eine Folge-Forderung daraus.“
Wo genau die AfD-Kundgebung und die Gegendemonstration stattfinden werden, ist laut Landratsamt Rosenheim noch nicht abschließend geklärt. Die Veranstaltungen rund um den Christopher-Street-Day sind in der Hofstatt geplant.