Die explosive Gefahr im Boden

von Redaktion

Weil ein Bruckmühler (55) am Samstag eine Panzerfaust aus der Mangfall gefischt hatte, musste ein Sprengkommando nach Hinrichssegen ausrücken. Wieso das Wetter die Gefahr noch verschärfte – und was das bayerische Innenministerium bei derartigen Fundsachen rät.

Bruckmühl – Vom coolen Badespaß zum heißen Einsatz für ein Sprengkommando: Der Fund einer Panzerfaust aus dem Zweiten Weltkrieg hat am Samstagmittag im Bruckmühler Gemeindeteil Hinrichssegen zu einem mehrstündigen Polizeieinsatz geführt. Nicht der erste Einsatz dieser Art an der Mangfall: So hatte im Sommer 2023 ein Spaziergänger bei Bad Aibling ebenfalls eine Panzerfaust im Fluss gefunden. Da in den Gewässern Bayerns noch tonnenweise Waffen und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg lagern, hat das Bayerische Staatsministerium des Inneren, für Sport und Integration klare Anweisungen herausgegeben, wie sich Bürger bei derartigen Fundsachen verhalten sollen.

2020 rund 150 Tonnen
Kampfmittel beseitigt

Bei Erdarbeiten, in Waldstücken oder in Gewässern – nach wie vor werden in Deutschland Jahr für Jahr massenhaft Kampfmittel der ehemaligen Wehrmacht und deren Kriegsgegner aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. So wurden laut bayerischem Innenministerium beispielsweise im Jahr 2020 rund 150 Tonnen Kampfmittel in Bayern beseitigt – darunter 63 Spreng- und Splitterbomben, die als Blindgänger in Vergessenheit geraten sind. Das Problem: Auch wenn Granaten, Bombenblindgänger, Panzerfäuste oder einfach Patronenmunition seit Jahrzehnten friedlich im Boden oder im Flussbett schlummern, haben sie doch von ihrer Sprengkraft oftmals nichts eingebüßt. Weshalb bei einem unsachgemäßen Umgang Gefahr für Leib und Leben drohen.

Genau richtig verhalten hatte sich nach Angaben der Polizeiinspektion Bad Aibling hingegen der 55-jährige Bruckmühler, der sich am Samstagmittag bei schwül-heißem Wetter bei Hinrichssegen in der Mangfall erfrischen wollte. Dabei entdeckte er gegen 12.45 Uhr am Boden des Flusses einen metallischen Gegenstand. Der 55-Jährige brachte ihn ans Ufer. Als er dort bei genauerem Hinsehen eine Handgranate zu erkennen glaubte, legte er das Fundstück sofort ab und informierte die Polizei. Tatsächlich entpuppte sich der Gegenstand schnell als Panzerfaust.

Gefahrenbereich
weiträumig abgesperrt

„Da unklar war, ob es sich um eine scharfe Handgranate oder einen anderen intakten Sprengkörper handelt, wurde der Gefahrenbereich durch Kräfte der Polizeiinspektion Bad Aibling abgesperrt“, schildert ein Polizeisprecher das weitere Vorgehen nach der Alarmierung. Zeitgleich wurden Fotos des Gegenstandes gemacht und zur Beurteilung an die Technische Sondergruppe des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) geschickt. „Die Experten konnten dann schnell feststellen, dass es sich um eine amerikanische Panzerfaust handelt“, sagt ein weiterer Sprecher der Polizeiinspektion Bad Aibling auf OVB-Anfrage.

Munitionssicherung
nicht mehr vorhanden

Das Problem: Die Sicherung der Sprengmunition war nicht mehr vorhanden, weshalb sich das Sprengkommando aus Ingolstadt auf den Weg nach Bruckmühl machte. Die Experten gaben den Polizisten vor Ort zudem die Anweisung, den Gegenstand vor Sonne geschützt abzulegen und nicht mehr anzufassen sowie den Nahbereich rund um den Ablageort zu evakuieren.

„Dass es an diesem Tag so heiß und sonnig war, hat das Risiko nochmals erhöht“, so der Polizeisprecher. Gegen 16.15 Uhr war die Gefahr dann allerdings gebannt, nachdem das Sprengkommando die Panzerfaust kontrolliert gesprengt hatte. Nach dem Fund eines derartigen Weltkriegs-Überbleibsels die Polizei verständigen – das ist nach Angaben des bayerischen Innenministeriums genau das richtige Vorgehen.

„Die Polizei unternimmt die erforderlichen Schritte, um die Gefahr zu beseitigen“, so die klare Ansage der Behörde. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann appelliert an die Bürger, bei derartigen Fundstücken nicht sorglos zu sein: „Hier gilt besondere Vorsicht und vor allem: Hände weg! Verständigen Sie sofort die Polizei und gehen Sie kein Risiko ein!“

Grundstückseigentümer und Bauherren sind hingegen gar dazu verpflichtet, insbesondere im Vorfeld von Erdarbeiten jedem Verdacht auf möglicherweise vorhandene Kampfmittel nachzugehen: „Gegebenenfalls müssen Fachfirmen beauftragt werden, Kampfmittel aufzuspüren, zu bergen und dem Kampfmittelbeseitigungsdienst zur Entsorgung zu übergeben“, so Herrmann weiter.

Für Grundstückseigentümer hat das Innenministerium dazu auf seiner Homepage ein eigenes Hinweisblatt veröffentlicht, das unter https://tinyurl.com/Hinweisblatt abrufbar ist.

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