Oberaudorf/Kiefersfelden – „Ramona, Jonny, Duffy, Marion, Micha, Ahmed, Resi oder Andy“ – Pfarrer Günter Nun wird mit dem Aufzählen der zahlreichen Jugendlichen gar nicht fertig, deren Geschichte er in der Oberaudorfer Gemeinderatssitzung skizziert. Es sind nur einige Beispiele, die die Arbeit des Jugendhilfevereins Kiefersfelden-Oberaudorf in den vergangenen Jahren verdeutlichen. Mit jeweils einem Jugendcafé in den beiden Gemeinden hat der Verein zwei Anlaufstellen für junge Menschen zwischen zwölf und 27 Jahren etabliert.
„Es ist egal, wer
womit zu uns kommt“
„Dabei ist es völlig egal, mit was für Themen jemand zu uns kommt“, berichtet Nun von seinem Herzensprojekt. Egal ob es die Jugendlichen zu Hause nicht mehr aushalten, Probleme in der Schule haben oder „nur“ mit Gleichaltrigen in Kontakt kommen wollen. Im Audorfer Jugendcafé „CO2“ treffen alle aufeinander und gestalten das Programm selbst. Mit Kicker, Billardtisch, Küche, Aufenthaltsraum und Hartplatz gibt es Möglichkeiten zur freien Entfaltung. „Was also letztendlich beim Treffen passiert, hängt ganz von den Jugendlichen selbst ab“, erklärt die leitende Sozialpädagogin Rosi Held. Sie ist seit rund 15 Jahren die erste Ansprechpartnerin in den Gemeinden und hat immer ein offenes Ohr für die Jugendlichen. Mit diesem Ansatz kommt man laut Pfarrer Nun ganz automatisch dazu, wichtige Themen auf Augenhöhe zu besprechen. „Drogenprobleme, Gewalt, Missbrauch, Krankheiten oder psychische Probleme“, zählt Nun auf. All das habe der Leiter schon erlebt und gemeinsam mit seinem Team Hilfe angeboten.
Damit dieses Team weiter bestehen bleibt, braucht der Verein jedoch Hilfe. Konkret geht es um die Kosten für die Stelle der Sozialpädagogin Rosi Held. Statt den geplanten 17500 Euro erbittet der Pfarrer die Hilfe der Gemeinde in Höhe von 26000 Euro. „Nur so können wir das Angebot aufrechterhalten, das bisher einigen hundert Jugendlichen geholfen hat“, meint Nun. Oberaudorf deckt dabei rund ein Drittel der Gesamtkosten. Ein weiteres trägt die Gemeinde Kiefersfelden, der Rest wird über Spenden sowie Einnahmen von den organisierten Aktionen der Jugendlichen gestemmt.
Hilfe, die langfristig Kosten spart
Um den Preis ins Verhältnis zu setzen, bringt der Pfarrer ein weiteres Beispiel. „Ein erwerbsunfähiger Jugendlicher kostet den Staat rund 1000 Euro im Monat, also 12000 pro Jahr.“ Wenn also jedes Jahr nur drei von ihnen durch den Verein Hilfe bekommen, zum Beispiel in Schule, Ausbildung oder Beruf, wären die Kosten schon wieder ausgeglichen. Ganz zu schweigen davon, dass sich weder Jugendamt noch Polizei einschalten müssen, weil die jungen Menschen schon frühzeitig Unterstützung bekommen.
„Die Wichtigkeit des Jugendtreffs in Oberaudorf ist unbestritten“, betonte Gemeinderat Hannes Rechenauer (CSU) und bekam dafür die Zustimmung des gesamten Gremiums. Generell müsse man sich jedoch Gedanken machen, wie die Finanzierung von solchen und anderen Investitionen „nach oben Richtung Landkreis und Freistaat“ weitergegeben werden kann. „Wir haben die zusätzlichen Kosten nicht im Haushaltsplan eingerechnet und müssen das Geld irgendwo finden“, sagt auch Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt. Nach einem einstimmigen Beschluss zugunsten des Jugendhilfevereins wird sich die Gemeindeverwaltung jedoch auf die Suche nach den nötigen 8500 Euro machen. Korbinian Sautter