Piarella tot im Wald gefunden

von Redaktion

Die Stute Piarella (19) aus Eggstätt ist tot. Sie starb im Wald in unmittelbarer Nähe der Weide. Ihr Besitzer Bernhard Hering hat einen ungeheuren Verdacht, was zum qualvollen Tod seines Pferdes geführt haben könnte.

Eggstätt – „Ich bin so traurig“, sagt Bernhard Hering. Eine Woche lang hat er seine Fuchsstute Piarella gesucht. Am Dienstagabend (2. Juli) fand er sie leblos in einem Waldstück in unmittelbarer Nähe der Weide.

„Eine Nachbarin rief mich an, weil sie aus dem Wald Aasgeruch wahrnahm und den Jäger informieren wollte“, berichtet Hering. Er ging sofort hinauf in den Wald, um nachzuschauen. Folgte dem Aasgeruch. Und da lag sie dann. Nur 20 Meter vom Waldrand entfernt.

Im Unterholz
gefunden

„Es war furchtbar“, beschreibt der Besitzer. Im dichten Unterholz, von jungen Bäumen förmlich eingeklemmt, habe er sein Pferd gefunden. Spuren des Todeskampfes findet Hering im Unterholz. Zerdrückte, abgebrochene Pflanzen. Sogar junge Bäume mit einem Stammdurchmesser von acht Zentimetern. „Piarella muss versucht haben, sich aufzurichten, aber es ist ihr nicht gelungen. Sie muss jämmerlich verendet sein.“

Im Gespräch mit der Nachbarin ergeben sich für den pensionierten Polizeibeamten weitere Hinweise auf das Verschwinden seines Pferdes. „Sie hat vor einer Woche zwei meiner Pferde beobachtet, wie sie aufgeregt und schweißgebadet am Rand der Koppel hin- und herliefen und kräftig wieherten“, gibt er das Gespräch wieder. „Das waren Hilferufe“, weiß der Pferdekenner. „Daran merkt man, dass etwas nicht in Ordnung ist.“ Er ist traurig, dass sie ihn nicht gleich über ihre Beobachtung informiert hat. Vielleicht hätte er Piarella dann noch retten können. „Doch sie wusste nicht, dass ich mein Pferd vermisse“, sagt er verständnisvoll. Trotzdem ist er fassungslos.

Wie das Pferd in den Wald gekommen ist, kann sich Hering nicht erklären. „Da ist eigentlich kein Durchkommen“, beschreibt er. Um sich den Weg durch das dichte Unterholz zu Piarellas Kadaver zu bahnen, ruft Hering Freunde um Hilfe. „Wir mussten das Dickicht mit der Motorsäge beseitigen, um sie mit dem Radlader bergen zu können“, sagt er. Am vergangenen Mittwoch kam schließlich der Abdecker (Menschen, die Tierkadaver beseitigen), um den verwesenden Körper in die Tierverwertungsanstalt zu transportieren.

Bernhard Hering quälen viele Fragen. Dass ein Wolf in Eggstätt unterwegs gewesen sein könnte und das Pferd deshalb panisch geflüchtet sein könnte, schließt er aus. „Das hatten wir hier noch nie“, sagt er. Er vermutet eher, dass es die extreme Mückenplage war, die sein Pferd in den Tod getrieben hat.

Seit Wochen können sich die Tiere der blutrünstigen Insekten kaum erwehren. „Sie haben hier Auslauf, waren aber in den vergangenen Wochen nur zum Fressen kurz draußen und suchten dann wieder den Schutz der Laufbox“, beobachtete er. Er deutet die Spuren der Tiere am Rand der Koppel. „Hier müssen sie sich gewälzt haben, um Mücken und Bremsen loszuwerden“, beschreibt er. „Ich kann mir nur vorstellen, dass sich Piarella beim Wälzen verheddert hat oder unter dem Zaun durchgerollt ist“, vermutet er, denn die Umzäunung der Koppel war in Ordnung.

Veterinäre bestätigen, dass Pferde panisch werden und durchgehen können, wenn die Mückenplage zu groß wird. Eine Ferndiagnose möchten sie aber nicht abgeben, da es viele verschiedene Umstände geben kann, die zum Tod der 19-jährigen Stute geführt haben könnten.

Kreislaufschock
die Ursache

Vielleicht ist Piarella auch über den Zaun gesprungen. Hering weiß es nicht. Doch eines weiß er gewiss: „Sie muss jämmerlich verendet sein.“ Eingeklemmt im Unterholz. Ohne Wasser, ohne Futter. Den Insekten ausgeliefert. Und all das bei den tropischen Temperaturen der vergangenen Woche. Vermutlich ist Piarella an Erschöpfung gestorben, hat einen Kreislaufschock erlitten.

Was Pferdebesitzer Hering bleibt, sind die Erinnerungen an ein außergewöhnliches Tier. An Piarellas schöne Zeichnung, ihren würdevollen Gang. Seit ihrem Verschwinden trauern auch die Stuten Prinzess und Chardonnay. „Sie stehen eng beieinander, sind unzertrennlich“, beschreibt Hering. „Jetzt weiß ich, dass sie verzweifelt um Hilfe gerufen haben und nicht gehört wurden.“

Artikel 4 von 11