Eine ganze besondere Hütte

von Redaktion

Die Hütte beim Obsterhaltungsgarten in Höhenmoos hat eine spezielle Geschichte: Sie wurde aufgestellt von Zimmerlehrlingen im ersten Lehrjahr der Berufsschule Bad Aibling – von der Erstellung der Detailpläne bis hin zum fertig hingestellten Haus.

Stolz auf sich – und das zurecht: Die Zimmerlehrlinge und ihre Lehrer der Berufsschule Bad Aibling. Das Holzhaus beim Obsterhaltungsgarten in Höhenmoos ist von A bis Z ihr Werk.Foto Thomae

Rohrdorf – Wo Ende Juni noch nichts war, steht nun eine kleine Holzhütte, errichtet an einem Tag. So weit wäre der Bau, der beim Obsterhaltungsgarten bei Höhenmoos steht, noch nichts Besonderes. Holzhäuser sind heute schnell aufgestellt. Hier aber war keine erfahrene Fachfirma am Werk, es waren junge Männer, die das Zimmererhandwerk erlernen.

Praktisches Rüstzeug
für eine gute Zukunft

Zimmerer-Azubis kann man sie noch gar nicht so richtig nennen, denn die 25 befinden sich alle im ersten Lehrjahr. Und das ist in diesem Handwerk ein sogenanntes Berufsgrundschuljahr: Die werdenden Zimmerer kommen in diesem vollschulischen Jahr kaum aus der Berufsschule in Bad Aibling heraus. Dennoch sollen sie nach diesem ersten Lehrjahr so viel theoretisches, aber auch praktisches Rüstzeug erworben haben, dass sie für den Betrieb, bei dem sie ihre Lehre weiterführen, ein Gewinn sind.

Anspruchsvolle
Projektarbeit

Am Ende dieses Berufsgrundschuljahres steht deshalb eine Projektarbeit. „Meist ein Spielhäusl oder eine Hundehütte“, wie Martin Mayer, Zimmerermeister und Fachlehrer, schmunzelnd erklärt. „So ein richtig großes und für die jungen Männer ziemlich anspruchsvolles Projekt ist dann doch eine eher seltene Ausnahme.“ Zu der kam es, weil das Landratsamt Rosenheim über seine Fachberater für Gartenkultur und Landschaftspflege den Obsterhaltungsgarten betreut, im Rahmen des Projektes Apfel Birne Berge. Und dort hatte man über die Berufsschule schon vor Jahren ein ähnliches Bauwerk im Kreislehrgarten in Amerang erstellt. Es lag deshalb nahe, wegen des Höhenmoser Hauses wieder dort nachzufragen und auch diesmal war die „Baubitte“ am Ende rundum ein Erfolg.

Dabei war das Haus für die jungen Zimmerer am Anfang ihrer Ausbildung durchaus eine ziemliche Herausforderung. Es ging ja nicht nur darum, die fertigen Holzteile vor Ort zu einem Haus zusammenzufügen, obwohl schon das eine respektable Leistung gewesen wäre. Auch alle Vorarbeiten erledigten die jungen Männer selbst: Die komplette Detailplanung aus den Architektenplänen heraus samt CAD-Zeichnungen, dann die Programmierung der CNC-Abbund-Anlage – alles in Eigenregie, wenn auch natürlich mit einer starken Unterstützung durch Martin Mayer und seine Kollegen.

Die Bereitschaft der Berufsschule, diesen Aufwand auf sich zu nehmen, der den normalen Schulbetrieb zumindest bei den Zimmerern doch deutlich durcheinanderbringt, hat einen einfachen Grund: „Für uns“, so Markus Schütz, stellvertretender Leiter der Berufsschule, „ist das eine Gelegenheit, um dem Landkreis ein Dankeschön zu sagen für die große, nicht zuletzt finanzielle Unterstützung, die wir von dort erhalten.“

Das Ganze ist am Ende eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Die jungen Zimmerer-Azubis konnten am Ende ihres ersten vollschulischen Lehrjahres einmal Praxiserfahrungen pur gewinnen. Einer von ihnen, Luis Windecker, sprach sicher für alle anderen, als er sagte: „Ich hab bei diesem Projekt noch einmal so viel gelernt wie im ganzen Jahr zuvor.“

„Arche Noah“ erreicht
wichtiges Etappenziel

Und der Obsterhaltungsgarten des Landkreises hat ein weiteres wichtiges Etappenziel erreicht. Beim Garten in Höhenmoos und seinen Zweigstellen in Apfelkam und Kohlstatt handelt es sich ja gewissermaßen um eine Arche Noah. Gut 270 Obstbaumarten haben hier eine dauerhafte Heimat gefunden, ohne die viele von ihnen bald verschwunden wären: Von etlichen davon gab es nur noch einige wenige, meist sehr alte Bäume, für die jeder Sturm das Ende hätte bedeuten können. Und damit auch das Ende dieser Sorte, von der die meisten im Obsterhaltungsgarten ja überdies bislang nur ganz lokal im Alpenvorland vorhanden waren: als noch unbestimmte Einzelbäume.

Sicherung des
Baum-Fortbestands

Jetzt ist es möglich, diesen Bäumen den Fortbestand zu sichern, sie weiter zu verbreiten und am Ende damit vielleicht sogar die Angebotspalette zumindest im lokalen Handel zu erweitern. Die Hütte macht dabei Informationsveranstaltungen zu diesem Thema problemlos möglich, der Obsterhaltungsgarten hat mit ihr ein eigenes kleines „Bildungszentrum“. Es soll in Zukunft nicht nur von Schulen, sondern auch zu Veranstaltungen für interessierte Privatleute genutzt werden.

Für Landrat Otto Lederer wie für Rohrdorfs Bürgermeister Simon Hausstetter ist die Hütte die ideale Abrundung für den Obsterhaltungsgarten. Und der wiederum ein Gewinn nicht nur für den ganzen Landkreis, sondern eigentlich für die gesamte deutsche Obstlandschaft.

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