Rosenheim – Ganz am Ende fängt Josef Bauers Stimme dann doch etwas an zu zittern. Der Leiter der Klinikinfrastruktur steht in der neuen Eltern-Oase im Haus 4 des Rosenheimer Klinikums. Um ihn herum haben sich Vertreter aus Stadt und Landkreis sowie zahlreiche Ärzte versammelt. Sie alle sind gekommen, um die neuen Begleitzimmer einzuweihen. Hier können Eltern, deren Kind ins Krankenhaus muss, in Zukunft übernachten und sich austauschen – nur wenige Meter von der Intensivstation entfernt.
Erinnerungen
an Sylt
Entstanden sind drei Doppelzimmer und ein Einzelzimmer. Es gibt das Vogelzimmer, das Bergzimmer und das Syltzimmer. „Ich habe meiner Frau vor zwei Wochen ein Foto vom Syltzimmer geschickt“, erzählt Bauer den Anwesenden. Darauf sei ein Teil der Tapete zu sehen gewesen: Strand, Meer, zahlreiche Gräser. Seine Frau habe den Ort sofort erkannt, auch weil die beiden viel Zeit auf der Insel verbringen. „Sie hat gefragt, ob sie, wenn sie entbindet, auch in das Zimmer kann“, fährt Bauer fort. Er habe daraufhin lediglich geantwortet: „Wenn wir Pech haben, dann ja.“
Junge Eltern in
Ausnahmesituationen
Denn so schön und einladend die Zimmer auch sind: Die Eltern, die hier ihre Zeit verbringen, befinden sich in einer Ausnahmesituation – weil ihr Kind schwer krank oder viel zu früh auf die Welt gekommen ist. Oft müssen kleine Patienten monatelang im Krankenhaus behandelt werden. Damit die Eltern während dieser Zeit in der Nähe ihres Kindes sein können, wurden sie in der Vergangenheit im Personalwohnheim des Romed-Klinikums untergebracht oder in provisorischen Mehrbettzimmern in der Nähe der Säuglingsüberwachungsstation. Damit ist jetzt Schluss.
Denn mit der neuen Eltern-Oase ist laut Dr. Torsten Uhlig, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, ein Zufluchts- und Rückzugsort erschaffen worden, der Eltern eine Umgebung bietet, in der sie Kraft tanken und sich erholen können. „Die Einrichtung dieser Elternzimmer ist uns ein Herzensanliegen“, sagt er. Uhlig erinnert an die Eltern, die oft aus anderen Städten anreisen, um ihr Kind im Romed-Klinikum behandeln zu lassen. Für sie sei die räumliche Nähe zu ihrem Baby von „essenzieller Bedeutung“, um das Stillen und die häufige Nähe zu jeder Tageszeit zu ihrem Kind zu ermöglichen.
Bonding wird
aktiv gefördert
„Das sogenannte Bonding zwischen Eltern und Kind wird aktiv gefördert, da wissenschaftlich erwiesen ist, dass der körperliche Kontakt und eine möglichst häufige Anwesenheit der Eltern sowie die Einbindung der Eltern in die Pflege ihrer Kinder wichtige Voraussetzungen für ein gutes Gedeihen der Kinder sind“, heißt es vonseiten des Klinikums. Umso größer ist die Freude darüber, dass es innerhalb kürzester Zeit gelingen konnte, das Projekt umzusetzen – dank der OVB-Weihnachtsspendenaktion 2022. Insgesamt 225000 Euro aus der damaligen Weihnachtsspendenaktion gingen an das Perinatalzentrum im Romed-Klinikum. Weitere Spendengelder aus der OVB-Aktion 2022 kamen dem therapeuthischen Internat Mattisburg in Gstadt zugute, das im Sommer 2023 eröffnet wurde.
Neue Türen, Böden
und Fliesen
Im Romed-Klinikum begannen die Umbauarbeiten für die neue Eltern-Kind-Oase nach dem Umzug der Mutter-Kind-Station im Februar. Neue Türen wurden eingebaut, die Böden erneuert und Fliesen verlegt. Die Räume wurden mit Naturmotiven tapeziert und die Station mit WLAN ausgestattet. In jedem Zimmer befindet sich ein Kühlschrank. Ein Badezimmer und mehrere Toiletten gibt es in unmittelbarer Nähe. Zudem gibt es einen Aufenthaltsraum, der mit einem Fernseher und gemütlichen Sitzplätzen ausgestattet ist.
„Wir sind stolz darauf, dass wir alles so schnell umsetzen konnten“, sagt Josef Bauer. Er bedankte sich unter anderem bei Elternbegleiterin Andrea Riepertinger. Sie sei es gewesen, die ihre Kollegen überhaupt erst auf die OVB-Weihnachtsspendenaktion aufmerksam gemacht und sie dazu bewegt hatte, sich zu bewerben. Die Großzügigkeit der OVB-Leser machte nun die Realisierung möglich.
Andrea Riepertinger wird es auch sein, die sich in Zukunft um die Eltern kümmert, die in den Begleitzimmern unterkommen werden. Neben Riepertinger hat sich auch Dr. Max von Holleben, Kaufmännischer Leiter des Romed-Klinikums, für das Projekt starkgemacht. Keine Selbstverständlichkeit, wie Josef Bauer in seiner Rede deutlich machte. Denn bei der Eltern-Oase handelt es sich um einen Bereich, der dem Krankenhaus keinen Profit bringt – sondern, im Gegenteil, Geld kostet.
190000 Euro
werden investiert
Umso erfreulicher ist es, dass die Kosten für den Umbau und die Ausstattung – die sich auf knapp 190000 Euro belaufen – aus der OVB-Spendenaktion vollumfänglich finanziert werden konnten. Der restliche Spendenbetrag floss in eine kindgerechte Ausgestaltung der Eltern-Kind-Station.