Ermittlungen nach tödlichem Unfall am Rosenheimer Bahnhof

von Redaktion

65-Jähriger wollte offenbar Gegenstand im Gleisbett aufheben – Diskussion um Geschwindigkeit der Züge

Rosenheim – Es müssen schlimme Szenen gewesen sein, die sich am Samstagnachmittag am Rosenheimer Bahnhof abgespielt haben. Gegen 15.20 Uhr fuhr ein voll beladener Güterzug durch den Bahnhof, als plötzlich ein 65-jähriger Mann aus dem Landkreis Rosenheim die Gleise betrat. Obwohl der Lokführer sofort eine Notbremsung einleitete, erfasste der Zug den Mann. Der 65-Jährige erlitt bei dem Unfall tödliche Verletzungen und verstarb noch an der Unfallstelle.

Warum der Mann überhaupt auf den Gleisen unterwegs war, untersucht derzeit die Polizei. Nach derzeitigem Ermittlungsstand habe der 65-Jährige einen Gegenstand aufheben wollen. Dabei soll es sich wohl um Steine gehandelt haben, sagt Daniel Katz, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, auf OVB-Anfrage.

Ob der Mann an Vorerkrankungen litt, wollte der Sprecher nicht beantworten. Auch, weil die Ermittlungen nach wie vor andauern. Ein Fremdverschulden könne jedoch ausgeschlossen werden. „Der Mann hat sich aus freien Stücken auf die Gleise begeben“, sagt Katz. Das hätten auch viele Augenzeugen bestätigen können. Dennoch müssten noch weitere Fragen beantwortet werden, bevor die Ermittlungen abgeschlossen werden können – unter anderem, ob der Zug ordnungsgemäß durch den Bahnhof gefahren ist.

Wie die Deutsche Bahn auf Anfrage mitteilt, gibt es keine „spezielle Geschwindigkeitsbegrenzung für Durchfahrten an Bahnhöfen“. „Die Höchstgeschwindigkeit für Züge wird durch die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) festgelegt“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens. Diese liege bei Reisezügen bei 250 Kilometern pro Stunde und bei Güterzügen bei 120 Kilometern pro Stunde. Wie schnell ein Zug tatsächlich auf einer bestimmten Strecke fahren dürfe, hänge zudem von verschiedenen Faktoren wie der Bauart der Fahrzeuge oder den Streckenverhältnissen ab.

Welche Geschwindigkeit die Züge im Bereich des Rosenheimer Bahnhofs genau einhalten müssen, dazu wollte sich die Sprecherin der Deutschen Bahn aufgrund der polizeilichen Ermittlungen nicht äußern. Die Deutsche Bahn habe zudem auch zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit der Kunden auf den Bahnsteigen zu gewährleisten. Dennoch sei das Einhalten eines ausreichenden Abstandes zur Bahnsteigkante die wichtigste Verhaltensregel, sagt die Sprecherin. Darauf werde auch mit Markierungen, Warnschildern und Durchsagen hingewiesen.

Diese Hinweise zu beachten, sei auch deshalb wichtig, da Züge im Notfall einen wesentlich längeren Bremsweg als Fahrzeuge im Straßenverkehr haben. „Ein Zug legt aufgrund seiner Größe, seines Gewichts und seiner Geschwindigkeit selbst bei voller Bremsung oft noch über 1000 Meter zurück“, so die Sprecherin. Daher habe auch der Lokführer des Güterzuges, der unverletzt blieb, „keine Chance gehabt, rechtzeitig zu bremsen“, teilt die Polizei mit. Da den tragischen Unfall „unzählige Passanten“ mit ansehen mussten, war neben zahlreichen Einsatzkräften auch das Kriseninterventionsteam Wasserburg zur Unterstützung gerufen worden. Julian Baumeister

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