Arbeitsurlaub für Südtiroler Bergbauernhilfe

von Redaktion

Ehepaar aus Teisendorf auf 1500 Metern im Sarntal im Einsatz – Dankbarkeit eines Landwirts als Lohn

Teisendorf/Südtirol – Was macht ein Polizeihauptkommissar mit seiner Frau elf Tage lang auf einem Bergbauernhof in 1500 Metern Höhe im Südtiroler Sarntal? Auslandsermittlungen? Nein – mithelfen! Martin Emig (47), in der Region Rosenheim bekannt als früherer Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, und seine Frau Johanna aus Teisendorf unterstützten nach besten Kräften einen Landwirt bei Haus-, Stall- und Hofarbeit, der sich im Alter von über 70 Jahren ganzjährig um 17 Milchkühe, 20 Hühner, zwei Kälber, einen Hund, eine Katze, steile Wiesenhänge und viel Wald kümmern muss.

„Eine tolle Lebenserfahrung“

Der Lohn für die Helfer: Ganz viel Dankbarkeit, unzählige schöne Erlebnisse in einer herrlichen Landschaft und tolle Lebenserfahrungen. „Es hat Spaß gemacht bei aller körperlicher Anstrengung, wir möchten wieder kommen“, sagen die Emigs nach ihrer Rückkehr. Die beiden haben 14 Tage Urlaub „geopfert“, An- und Abreise selbst bezahlt und keinen Lohn für ihre Arbeit bekommen. Ein Fernsehbericht über die Südtiroler Bergbauernhilfe, in dem auch um bayerische Helfer geworben wurde, habe sie auf die Idee gebracht, erzählen die beiden. Einen viertägigen Adventsurlaub in Bozen nutzen die Emigs dann, um Nägel mit Köpfen zu machen. Sie sprachen im Büro der Organisation in Bozen vor, ließen sich registrieren und schickten drei Monate später ihre Bewerbungsunterlagen los. Es dauerte nicht lange, da kamen die Vorschläge für sechs Höfe in Südtirol. „Wir konnten uns den Bauernhof aussuchen, jener im Sarntal sagte uns spontan zu und wir entschieden uns sofort“, erklärt Martin Emig. Dabei muss man wissen, dass es Nachbarschaftshilfe bei den Südtiroler Bergbauern schon immer gibt. Wenn die Bäuerin ein Kind geboren hat, wenn sich der Landwirt verletzt hat oder ein Katastrophenfall eintritt, dann schickt der Verein, der 2026 seinen 30. Geburtstag feiert, Verstärkung. In den letzten Jahren sind die Menschen auf den Höfen aber immer weniger geworden, Knechte und Mägde gibt es nicht mehr, und viele am Hof lebende Familienmitglieder sind weggezogen.

Einblick in das bäuerliche Leben

„Geblieben ist die Arbeit am Hof, die auf immer weniger Schultern verteilt werden muss – und Gott sei Dank gibt es immer noch viele helfende Hände, die neben ihrem Beruf bereit sind, in schwierigen Situationen zu helfen“, teilt Monika Thaler, Koordinatorin des „Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze in Südtirol“ aus Bozen mit. „Die Freiwilligen sollen durch ihre aktive, ehrenamtliche und unentgeltliche Mitarbeit einen vertieften Einblick in das bäuerliche Leben am Berg erhalten“, ergänzt sie. Und genau diesen Einblick haben die Emigs bekommen. Sie wohnten auf dem Hof und unterstützten den Bauern. Mit Ausschlafen war dort nichts, denn der Tag startete jeweils um 5.15 Uhr mit Stallarbeit. Täglich begleitete Martin Emig den Bauern zur Arbeit auf seine großen, steilen Wiesen. Johanna Emig sorgte für das Essen, hielt das Haus instand und half bei der Heuernte. Und nach 19 Uhr war nochmals Stallarbeit angesagt, erst gegen 21.30 Uhr war der Tag beendet.

„Es war körperlich schon herausfordernd“, erzählt Martin Emig im Rückblick. Aber er habe große Dankbarkeit erfahren, einen Blick auf die einzigartige Kulturlandschaft Südtirols bekommen und hautnah miterlebt, mit welchem Herzblut die Bergbauern hier ihre Arbeit verrichten.

Karlheinz Kas

Die Südtiroler Bergbauernhilfe

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