Merkel nannte seinen Gamsbart „Püschel”

von Redaktion

Obama und der Trachtler: Anton Hötzelsperger ist ein Bayer durch und durch. Für sein Engagement für die bayerische Kultur wurde er nun mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. Über einen Mann, der das Brauchtum bis zum amerikanischen Präsidenten brachte und Merkel bayerische Begrifflichkeiten lehrte.

Prien – „Leben und leben lassen“, sagt Anton Hötzelsperger, Bayer, Trachtler, Journalist und seit vergangener Woche Träger des Bayerischen Verdienstordens. Diese Gelassenheit und das Miteinander mache für ihn Bayern aus. „Ja, wir haben Klischees, aber die darf man ruhig bedienen“, und in die Lederhose werde niemand gezwungen.

Botschafter
der Kultur

Hötzelsperger sei ein leidenschaftlicher Trachtler und langjähriges Mitglied des Bayerischen Trachtenverbands, hieß es am vergangenen Donnerstag im Antiquarium in München. „Hötzelsperger ist ein wertvoller Botschafter der gelebten Kultur unseres Freistaats“, schloss die Laudatio, bevor dem Priener der Verdienstorden von Ministerpräsident Markus Söder überreicht wurde.

Es ist ein Jahr der Auszeichnungen für Hötzelsperger. Vergangenen Monat wurde ihm bereits das Protektorabzeichen in Gold von Herzog Franz von Bayern verliehen. Danach folgte der Verdienstorden und im August endet die Serie mit dem Bayernbund-Heimatpreis 2024. „Ja, aber dass das dreimal ist, das ist mir zu geballt“, sagt der Preisträger fast beschämt und wendet seinen Blick ab.

Toni Hötzelsperger wurde 1955 in Prien geboren und blieb seiner Heimat immer treu. Schon früh engagierte er sich in Trachtenvereinen, arbeitete für den Tourismusverband Chiemsee und später für die Gästeinformation Samerberg. „Neben der Halbtagesanstellung habe ich mich journalistisch als Freiberufler betätigt“, sagt der Trachtler, der selbst publiziert, Pressesprecher des Bayerischen Trachtenverbands ist und bereits seit über 50 Jahren regelmäßig für das OVB berichtet. Am liebsten „über Leute, die nicht im Rampenlicht stehen“, sagt der Journalist.

Als er die Einladung zum Verdienstorden per Post bekam, habe er den Brief eine Woche lang liegen gelassen. „Ich konnte das nicht einordnen, wie ich damit umgehen soll,“ erinnert sich der Preisträger. Er sei bereits in der Öffentlichkeit, „aber es gibt so viele Menschen, die sind so verdienstvoll und nicht in der Öffentlichkeit.“

„Die Auszeichnung ehrt nicht nur mich“

Seit 1957 verleiht der Bayerische Ministerpräsident den Orden jährlich. Dieses Jahr zeichnete Markus Söder 60 Persönlichkeiten aus. Der Orden kann nur von 2000 lebenden Menschen gleichzeitig getragen werden.

Toni Hötzelsperger ordnet die Auszeichnung dem Brauchtum in Bayern und den Trachtlern und seinen Weggefährten zu. „Das ehrt nicht nur mich“, sagt Hötzelsperger, der letztendlich die Einladung annahm und sich über die Auszeichnung freuen konnte.

Und unverdient kommt der Orden nicht, denn der Priener trägt seit Jahrzehnten die bayerische Kultur in die Welt. „Sein vorbildliches Engagement in der Öffentlichkeits- und Pressearbeit ermöglicht es vielen Menschen, tiefere Einblicke in das bayerische Brauchtum zu gewinnen“, hieß es in der Laudatio. Die bayerische Kultur trug er schon bei zahlreichen Staatsempfängen in die Welt. Immer ausgestattet mit einer Kamera, für den perfekten Schnappschuss. So etwa 2015 beim G7-Gipfel in München. Beim Empfang von Obama in der Früh waren sie nur eine kleine Delegation von Trachtlern, weil die Gebirgsschützen noch im Stau steckten und Hötzelsperger zufällig schon einen Tag zuvor in München war.

Händeschütteln
mit Obama

„Da ist dann der Obama natürlich zu jedem einzeln hingegangen“, erinnert sich Hötzelsperger. „Der hat eine Atmosphäre geschaffen, das war etwas Besonderes.“ Auch den Händedruck des ehemaligen Präsidenten der USA werde er nicht vergessen. Den emeritierten Papst Benedikt XVI. hat er auch mehrfach getroffen, nur mit der damaligen Kanzlerin Angela Merkel hatte er so seine Verständigungsprobleme. „Die habe ich monieren müssen, denn sie hat zu meinem Gamsbart zweimal ,Püschel’ gesagt“, erinnert sich der Trachtler. Als er sie erneut in München traf, habe sie den Fehler ein zweites Mal begangen, sich aufgrund der Reaktion ihres Gegenübers aber schnell korrigiert: „Ah, stimmt ja, hast du mir ja schon mal gesagt“, imitiert er die ehemalige Kanzlerin, mit leicht erhobener Stimme und auf Hochdeutsch, das aus seinem Mund etwas befremdlich klingt.

Toni Hötzelsperger ist immer im Einsatz, um über das Vereinsleben, das Brauchtum und „über das schöne bayerische Leben” zu berichten. Er sei schon oft gefragt worden, warum er das alles mache. „Wir haben es in Bayern so schön und ein Bayern zum Nulltarif gibt es nicht“, sagt er und meint damit vor allem das ehrenamtliche Engagement.

Ruhe beim Schwammerlsuchen

Der Journalist mit grau werdendem Haar und Schnauzer findet neben seinem bewegten Alltag Ruhe in seinem Zuhause. Dort sitze er gern im Garten. „Da brauche ich nichts“, sagt Hötzelsperger. Den Nachmittag nach der Verleihung des Verdienstordens habe er mit Schwammerlsuchen im Wald ausklingen lassen.

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