Ängste und Aggression nehmen zu

von Redaktion

Kreis will mehr Jugendsozialarbeit an Förderzentren und Filser-Schule in Brannenburg

Rosenheim/Brannenburg – Der Landkreis Rosenheim stockt die Jugendsozialarbeit an seinen vier Sonderpädagogischen Förderzentren sowie an der Maria-Caspar-Filser-Grundschule in Brannenburg kräftig auf.

Bereits seit 2009 wartet der Landkreis mit diesem schulbegleitenden Angebot an den Förderzentren auf, das im Rahmen des Programms Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) auch mit staatlichen Mitteln bezuschusst wird. Gestartet wurde mit jeweils 20 Wochenstunden. Jugendsozialarbeit war damals nur für den Bereich der Mittelschule, jedoch nicht für die Grundschule vorgesehen. Seit 2012 gibt es die Fördermöglichkeit auch für die Grundschule.

Bereits 2017 die
Stundenzahl erhöht

Bereits im Jahr 2017 wurde das Förderangebot an der Rupert-Egenberger-Schule in Bad Aibling um zehn Wochenstunden aufgestockt. Grund für die damalige Anhebung war laut Landkreisverwaltung die Tatsache, dass die Schüler mit Förderbedarf in der Kurstadt in zwei verschiedenen Gebäuden an unterschiedlichen Standorten unterrichtet werden. Eine Praxis, die bis heute gilt, aber bald der Vergangenheit angehören soll.

Derzeit wird auf dem Schulareal an der Krankenhausstraße ein Neubau errichtet, der die Zusammenführung an einem Standort ermöglicht. Aus diesem Grund umfasst die aktuelle Aufstockung in Bad Aibling nur zehn Wochenstunden, während sie an den Standorten Wasserburg, Brannenburg und Prien mit jeweils 20 Wochenstunden zu Buche schlägt.

„Das erweiterte Kontingent entspricht dann einer Vollzeitstelle mit 40 Wochenstunden an jeder der Schulen“, erläuterte Landrat Otto Lederer (CSU) dem Jugendhilfeausschuss. „Wir glauben, dass diese Gelder hier richtig und sinnvoll investiert sind. Jeder Euro, den wir in diesem Bereich ausgeben, hilft uns beim Sparen an anderer Stelle“, zeigte sich Lederer überzeugt.

Kosten steigen um
100000 Euro pro Jahr

Bisher gab der Landkreis circa 136000 Euro jährlich für die Jugendsozialarbeit in den Förderzentren aus. Billigen die Kreisgremien die Aufstockung, die der Jugendhilfeausschuss einstimmig empfiehlt, steigen die Kosten um etwa 100000 Euro pro Jahr.

Aus Sicht der Förderschulen besteht insbesondere im Grundschulbereich ein erheblich höherer Bedarf an sozialpädagogischer Unterstützung als bisher „aufgrund von sozialer Benachteiligung oder individueller Beeinträchtigung“. Bei knapp zwei Dritteln der Schüler nähmen unter anderem Sorgen und Ängste sowie das Aggressionspotenzial zu. Außerdem führten Unsicherheiten bei der Erziehung durch die Eltern zu Verhaltensauffälligkeiten.

„Die Schule ist mit stetig wachsenden inklusiven und integrativen Herausforderungen konfrontiert, die weder sie alleine, noch eine Fachkraft mit nur 20 Wochenstunden bewältigen kann“, heißt es in der Beschlussvorlage. Eine Feststellung, der das Gremium ohne Diskussion folgte. Ebenso einstimmig befürwortete der Ausschuss auch eine Aufstockung der Jugendsozialarbeit an der Maria-Caspar-Filser-Grundschule in Brannenburg. Hier gibt es das Angebot bereits seit 2016 in Form von zehn Wochenstunden. Bis 2023 kam die Gemeinde für den nicht staatlich geförderten Eigenanteil auf, seit heuer übernimmt der Landkreis diesen Part.

Mehr „innerfamiliäre
Problemlagen“

Die Sozialarbeit an der Schule soll nach dem Willen des Jugendhilfeausschusses um 20 auf künftig 30 Wochenstunden gesteigert werden. Die Notwendigkeit für die Aufstockung ergebe sich aus Sicht der Schule „insbesondere durch die stetig wachsende Schülerzahl, durch sozial-emotionale Belastungen aufgrund der Corona-Pandemie und andere gesellschaftliche Entwicklungen wie Fluchtbewegungen aufgrund von Kriegen“, heißt es in der Beschlussvorlage.

Auch „innerfamiliäre Problemlagen“ hätten zugenommen und wirkten sich auf die Lernleistung und das Lernverhalten ungünstig aus, konstatiert die Landkreisverwaltung. Landrat Otto Lederer (CSU) verwies auch auf das neue Baugebiet, das durch die Umwandlung des ehemaligen Areals der Karfreit-Kaserne in dem Ort entstanden sei. „Da leben rund 800 Menschen, das wirkt sich auch auf die Schule aus.“

Derzeit besuchen 264 Schülerinnen und Schüler die Filser-Grundschule, die pro Jahrgang drei Klassen aufweist. An der Mittelschule werden 190 Kinder und Jugendliche unterrichtet.

Befürworten die zuständigen Kreisgremien die Empfehlung des Ausschusses, ist das für den Landkreis mit Mehrkosten verbunden. Die Haushaltsmittel in Höhe von 5000 Euro, die er bisher für das Jahr 2024 bereitgestellt hatte, müssten nach Angaben der Verwaltung heuer um maximal 2726,67 Euro erhöht werden. Ab 2025 ist eine Steigerung von 8180 Euro prognostiziert.

Befürwortung durch
das Schulamt

Die Notwendigkeit der Maßnahme, die auch das Schulamt in seiner Stellungnahme befürwortet, ergibt sich laut Beschlussvorlage auch aus den sogenannten Jugendhilfe-Indikatoren.

Hierzu zählt unter anderem die relative Häufigkeit der Inanspruchnahme von Erziehungsberatung und sonstiger erzieherischer Hilfen. „In der Gemeinde Brannenburg liegen alle unmittelbaren Jugendhilfe-Indikatoren über dem Durchschnittswert anderer Kommunen in derselben Größenklasse“, heißt es in dem Papier.

Vier verschiedene Träger für Schulen

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